Donnerstag, 29. März 2012

Olof Palme - Die Biographie


Olof Palme - Vor uns liegen wunderbare Tage: Die Biographie

Henrik Berggren (Autor), Paul Berf (Übersetzer), Susanne Dahmann (Übersetzer)


Henrik Berggren, Jahrgang 1957, ist Historiker und Journalist. Er arbeitet als Leitender Redakteur bei der schwedischen Zeitung Dagens Nyheter.

Paul Berf, geboren 1963 in Frechen bei Köln, lebt nach seinem Skandinavistikstudium als freier Übersetzer in Köln. Er übertrug u. a. Henning Mankell, KjellWestö, Aris Fioretos und Selma Lagerlöf ins Deutsche. 2005 wurde er mit dem Übersetzerpreis der Schwedischen Akademie ausgezeichnet.

Das Buch beschreibt das Leben eines "aristokratischen Radikalen", der in einer wohlhabenden Familie mit Dienstboten aufwuchs und später zu einem Arbeiterführer wurde, "der dem schwedischen Bürgertum Angst einjagen sollte".


Berggren porträtiert den Sozialreformer, den Dritte-Welt-Aktivisten und, was kaum wahrgenommen wurde, den vielleicht bedeutendsten Frauenrechtler Europas."
Das monumentale Werk ist ein Buch für Liebhaber des nördlichen Nachbarlandes ebenso wie für Verehrer einer Sozialdemokratie längst vergangener Tage.
Olof Palme war ein Mann der Widersprüche: Ein Aristokrat, der Sozialist wurde.Ähnlich wie Willy Brandt war auch bei Olof Palme die Nähe zu den Kunstschaffenden, Autoren, Filmemachern zu erkennen, getreu der Erkenntnis, dass der Geist eines modernen, Einfluss nehmenden Menschen ein mehr an Bildung und innerer Entfaltung benötigt als nur politische Schlagfertigkeit oder wirtschaftliche Kompetenz.

Überzeugend geschrieben und akribisch recherchiert gelingt Henrik Berggren zum einen die Darstellung eines außergewöhnlichen Menschen und Politikers, seiner Vision eines modernen Staates und der vielen Einflüsse, die ihn geprägt haben. Zum andern setzt Berggren den Geist einer ganzen Zeit wieder in den Mittelpunkt des Blickes und lässt fassbar werden, wie sehr das Wort und die Idee zu Zeiten weltgestaltend waren (und weiterhin sein könnten). Ein herausragendes Buch.

2 Kommentare:

  1. Olof Palme hatte sie ja, diese Idee einer anderen Gesellschaft, eines modernen Sozialstaates mit seinen Errungenschaften wirtschaftlicher und sozialer Natur, aber auch mit seiner tiefen Verwurzelung in der Kultur und der Kunst. Ähnlich wie Willy Brandt war auch bei Olof Palme die Nähe zu den Kunstschaffenden, Autoren, Filmemachern zu erkennen, getreu der Erkenntnis, dass der Geist eines modernen, Einfluss nehmenden Menschen ein mehr an Bildung und innerer Entfaltung benötigt als nur politische Schlagfertigkeit oder wirtschaftliche Kompetenz.

    So ist dies eines der eindrucksvollsten Angänge des Buches, sich der Gesamtpersönlichkeit Olof Palmes zu nähern, hinter die Legende und hinter das Geschehen seiner Ermordung (die vieles davorliegende bis heute überschattet) zu blicken. Seine Prägungen von Jugend an, die Entwicklungen seiner Überzeugungen, die das Land Schweden nachhaltiger später verändert und beeinflusst haben, als Generationen von Politikern vor ihm und die bis heute fundamental nachwirken im modernen schwedischen Staat. Die Geschichte auch seiner engen Kontakte, weit verzweigt und durchaus differenziert, sich aber nie vereinnahmen lassend von reinen Ideologien, sondern immer mit dem Blick für das Ganze, die Anforderungen der modernen Zeit. Nicht ohne Grund waren er und Willy Brandt eng befreundet, beide auf ihre Weise eine corporate identity eines neuen politischen Ansatzes und Verständnisses im gesamtkulturellen Kontext je ihrer Gesellschaft.

    Diese Form der Gesamtschau verfolgt auch Henrik Berggren und es tut dies mit Erfolg.
    Nicht trockene Fakten, politische Entscheidungen oder die Stilisierung zum Helden der Linken stehen am Ende der Lektüre, obwohl von allem zur entsprechenden Zeit genügend im Buch nach zu lesen ist.
    Eine ganze Zeit der Hoffnung mit ihrem Grundgefühl des gesellschaftlichen Aufbruches ersteht ein stückweit wieder auf in der breiten Darstellung Berggrens. Mehr Freiheit wagen auf allen Ebenen, dabei überzeugt sozialdemokratische Grundanliegen vertreten, die Kultur als gleichwertig der Wirtschaft und anderer, gesellschaftlicher Faktoren mit hinein nehmen, in der Person Olof Palmes ging eine ganze Generation an den politischen Start, die ihrem Verständnis nach im Humanismus und der Verbesserung von Lebensbedingungen der Menschen sich verwurzelt sah. Nur auf dieser Verstehensebene ist erklärbar, warum Olof Palme gegen jede Form des Lagerdenkens durchaus Amerika kritisieren konnte im Rahmen des Vietnamkrieges, ohne Ansehen des jeweiligen politischen Systems bereit war, mit seinem Land Schweden humanitäre Hilfe zu leisten, in gleicher Form sich aber genauso scharf gegen eine sowjetische Interventionspolitik zu richten wusste.

    Letztlich, auch wenn der Begriff fast entwertet und abgedroschen erschient, Olof Palme war ein Idealist im besten Sinne, ohne dogmatisch verbohrt in Starrsinn zu verfallen. Ein Idealist, der den Geist einer ganzen Zeit in sich aufnahm und gestalterisch umsetzte. Das ist es letztlich, was bis heute seine Faszination und sein Charisma ausmacht und dieser Faszination nähert man sich als Leser durchaus im Wahrnehmen der knapp 700 dicht gedruckten Seiten.

    Ein Visionär mit hohen moralischen Standards, der eine Idee hatte. Besser kann man einen Mann, der seine Ideale auf die Wirklichkeit hin überprüft, nicht beschreiben, als wie es Henrik Berggren (nicht nur in solchen Kennzeichnungen) gelingt. Eine Idee eines starken Staates, der tatsächliche für alle Bereiche seiner Menschen sich einsetzt und der das soziale, emanzipierte Leben als Zentrum gesellschaftlicher Verantwortung begreift. Bis heute ist Schweden damit vielen anderen Staaten weit voraus in seinen Errungenschaften für seine Bürger (nicht nur für einzelne Teile der Gesellschaft).

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  2. Der ehemalige schwedische Ministerpräsident Olof Palme (1927-1986) ist einer der wenigen Schweden, die weltweit bekannt sind, in einer Klasse mit Persönlichkeiten wie Gustav II. Adolf, August Strindberg, Astrid Lindgren, Alfred Nobel und Carl Larsson.

    Zugleich hat er - gemeinsam mit seinen Amtsvorgängern Per Albin Hansson und Tage Erlander - das moderne Schweden geprägt wie sonst kaum jemand. Es gibt also für jeden Leser gute Gründe, sich näher mit Olof Palme zu beschäftigen.

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