Dienstag, 7. Oktober 2014

Demokratie oder Kapitalismus?






Demokratie oder Kapitalismus?

Taschenbuch – von Elmar Altvater (Autor), Ulrich Beck  (Autor), Peter Bofinger (Autor), 
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Mit Beiträgen von: Elmar Altvater, Ulrich Beck, Peter Bofinger, Hauke Brunkhorst, Christian Calliess, Henrik Enderlein, Joschka Fischer, Claudio Franzius, Ulrike Guérot, Jürgen Habermas, Rudolf Hickel, Paul Krugman, Isabell Lorey, Oskar Negt, Claus Offe, Ulrich K. Preuß, Stephan Schulmeister, Wolfgang Streeck, Hans-Jürgen Urban, Hubert Zimmermann und Karl Georg Zinn



"Die Großthemen werden heute nicht mehr unbedingt auf den Haupt- und Staatsbühnen ausgetragen, sondern in kleinen, ehrgeizigen Programmtheatern. Ein Beispiel dafür ist der von den Blättern für deutsche und internationale Politik angestoßene Streit zwischen dem Philosophen Jürgen Habermas und dem Soziologen Wolfgang Streeck über die Europäische Union. Schon beim ersten Schlagabtausch entstanden Schlüsseltexte, die fast alles auf den Tisch beförderten, was über die Jahre sauber versiegelt in separaten akademischen Schubladen eingelagert war."
Thomas Assheuer, "Die Zeit"


  9 Editorial
11 Die Beiträge in Kürze

Kapitalismus ohne Demokratie

19 Was nun, Europa?
    Kapitalismus ohne Demokratie oder Demokratie ohne Kapitalismus
    Wolfgang Streeck
31 Der politische Euro
    Eine Gemeinschaftswährung ohne Gemeinschaft  hat keine Zukunft
    Elmar Altvater
41 Europa in der Falle
    Claus Offe
55 Die gnadenlose Euro-Logik
    Hubert Zimmermann
63 Auf den Ruinen der Alten Welt
    Von der Demokratie zur Marktgesellschaft
    Wolfgang Streeck
75 Demokratie oder Kapitalismus?
    Vom Elend der nationalstaatlichen Fragmentierung in einer kapitalistisch
    integrierten Weltgesellschaft
    Jürgen Habermas
87 Vom DM-Nationalismus zum Euro-Patriotismus?
    Eine Replik auf Jürgen Habermas
    Wolfgang Streeck
105 Euroabwicklung: Der finale Schritt in den Wirtschaftskrieg
      Stephan Schulmeister
Die Diktatur der Austerität

117 Wir sparen uns zu Tode
      Paul Krugman
127 Das infernalische Dreieck
      Wie Staatsschuldenkrise, Bankenkrise und Rezession den Euroraum
      gefährden
      Peter Bofinger
139 Euroland bald abgebrannt?
      Die Währungsunion am Scheideweg
      Rudolf Hickel
149 Das Regime der Prekarisierung
      Europas Politik mit Schuld und Schulden
      Isabell Lorey
161 Die Krise in der Krise
      Austeritätspolitik und die Wiederholung der Geschichte
      Karl Georg Zinn
169 Austerität:
      Der Einsturz eines Glaubensgebäudes
      Paul Krugman

Die neue Deutsche Frage

183 Welches Deutschland braucht Europa?
      Ulrike Guérot
193 Europa und die neue Deutsche Frage
      Ein Gespräch mit Jürgen Habermas, Joschka Fischer, Henrik Enderlein und       Christian Calliess
212 Der Konstruktionsfehler der Währungsunion
      Jürgen Habermas
215 Kooperieren oder scheitern
      Die Existenzkrise der Europäischen Union
      Ulrich Beck

Mehr Demokratie wagen

229 Wie demokratisch ist die EU?
      Die Krise der Europäischen Union im Licht einer Konstitutionalisierung des       Völkerrechts
      Jürgen Habermas
241 Kollektiver Bonapartismus?
      Demokratie in der europäischen Krise Hauke Brunkhorst
251 Stabilitätsgewinn durch Demokratieverzicht?
      Europas Weg in den Autoritarismus
      Hans-Jürgen Urban
263 Lebendige Demokratie: Die Zukunft der EU
      Claudio Franzius und Ulrich K. Preuß
277 Das Europa von heute und die Wirklichkeit von morgen
      Zur Verteidigung der Utopie
      Oskar Negt

287 Autorinnen und Autoren

25 Kommentare:

  1. zu 19 : Was nun, Europa?
    Kapitalismus ohne Demokratie oder Demokratie ohne Kapitalismus

    Sechs Jahre nach Ausbruch der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise kennt die EU noch immer nur ein Gegenmittel: den Kauf von Zeit.
    Zu diesem Zweck schöpft die Europäische Zentralbank täglich neues, virtuelles Geld. Für den Soziologen Wolfgang Streeck, Direktor am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln, ist dies nur der finale Ausdruck der tiefen Legitimationskrise des Gegenwartskapitalismus.
    Streeck sieht Europa vor der Wahl – zwischen Kapitalismus oder Demokratie. Ohne eine grundlegende Wende werde jeder Aufschub der Krise nur von kurzer Dauer sein.

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  2. zu 31 : Der politische Euro
    Eine Gemeinschaftswährung ohne Gemeinschaft hat keine Zukunft

    Die ökonomisch umstrittene und zudem politisch dilettantische „Rettung“ Griechenlands und speziell Zyperns gab all jenen Aufwind, die für die Rückkehr zu nationalen Währungen plädieren. Elmar Altvater, Professor für Politische Ökonomie an der Freien Universität Berlin, nennt sechs entscheidende ökonomische Gründe dagegen.
    Sein Fazit: Der entfesselte Finanzkapitalismus ist, wenn überhaupt, nur durch eine sozial und politisch geeinte Europäische Union zu bändigen.

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  3. zu 41 : Europa in der Falle
    Claus Offe

    Die Schuldenkrise hat Europa weiter fest im Griff und die Bemühungen der Politik zeigen nur sehr begrenzte Wirkung. Der Politikwissenschaftler Claus Offe analysiert den Geburtsfehler der Währungsunion: die anhaltende Diskrepanz zwischen ökonomisch Notwendigem und politisch Machbarem sowie die unzureichenden Kontroll- und Regulierungsmechanismen.
    Um einen Zerfall der Eurozone doch noch zu verhindern, bräuchte es mehr Solidarität und Demokratie auf europäischer wie nationaler Ebene.

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  4. zu 63: Auf den Ruinen der Alten Welt.
    Von der Demokratie zur Marktgesellschaft
    Auf den ersten Blick mögen Kapitalismus und Demokratie einander gegenseitig bedingen. Tatsächlich aber stehen die beiden Verteilungsprinzipien Marktgerechtigkeit und soziale Gerechtigkeit in erbitterter Konkurrenz.

    Wolfgang Streeck analysiert, inwieweit die Einführung des Euro und die
    gegenwärtige Krisenpolitik die Hegemonie der Marktgerechtigkeit zementiert haben. Gegen die herrschende Lehre plädiert er für das Instrument der Währungsabwertung und für ein europäisches Bretton Woods.
    Wolfgang Streeck

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  5. zu 75: Demokratie oder Kapitalismus?
    Vom Elend der nationalstaatlichen Fragmentierung in einer kapitalistisch integrierten Weltgesellschaft.
    Jürgen Habermas

    Immer stärker werden die Stimmen jener, die wie die AfD für eine Rückkehr zu nationalen Währungen und für fiskalische Souveränität der einzelnen EUStaaten plädieren – als angeblich einzigen Ausweg aus der Eurokrise.

    Der Philosoph und „Blätter“-Mitherausgeber Jürgen Habermas hält einen solchen Schritt für hochgefährlich, da er den globalen Akteur Europa auf den Status einflussloser Nationalstaaten zurückstufen würde. Nur ein demokratisch legitimiertes überstaatliches Gemeinwesen könne den anarchisch-autoritären Tendenzen der kapitalistischen Weltgesellschaft wirksam begegnen.

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  6. zu 87: Vom DM-Nationalismus zum Euro-Patriotismus?
    Eine Replik auf Jürgen Habermas
    Wolfgang Streeck

    Die Verteidigung des Nationalstaats hat Wolfgang Streeck auch in den „Blättern“ harte Kritik eingebracht, etwa von Jürgen Habermas den Vorwurf der „nostalgischen Gefühle“ für die Nation.

    In seiner Antwort kritisiert Streeck die Politik der Währungsunion als neoliberales Konvergenzprogramm:
    Der pure Geldpatriotismus der Euro-Verteidiger werde so zur europäischen Ersatzverfassung ohne demokratisches Fundament.

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  7. zu 105: Euroabwicklung: Der finale Schritt in den Wirtschaftskrieg
    Stephan Schulmeister

    Kaum scheint sich die Lage in der Europäischen Union etwas beruhigt zu haben, stehen bereits die nächsten Kreditanfragen aus Griechenland im Raum.

    Doch während etwa Wolfgang Streeck die gesamte Währungsunion in Frage stellt, hält der österreichische Ökonom Stephan Schulmeister die Euroabwicklung für einen katastrophalen Fehler.
    Sie würde Europa in einen Währungskrieg stürzen und damit eine globale Depression auslösen.

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  8. zu 117: Wir sparen uns zu Tode
    Paul Krugman

    Noch immer kämpfen die Vereinigten Staaten und Europa mit den Folgen der weltweiten Finanzkrise, scheinen Politiker und Ökonomen keine Strategie zu ihrer Überwindung zu besitzen.

    Paul Krugman, Wirtschaftsnobelpreisträger und Professor an der Princeton University, plädiert für die
    Anwendung längst bekannter wirtschaftlicher Prinzipien. Im Geiste Keynes fordert er mehr staatliche Investitionen und ein Ende der Sparpolitik.

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  9. zu 127: Teil 10: Das infernalische Dreieck.
    Peter Bofinger

    Wie Staatsschuldenkrise, Bankenkrise und Rezession den Euroraum gefährden
    Am 6. September 2012 teilte EZB-Chef Mario Draghi mit, ab jetzt unbegrenzt Staatsanleihen von Eurokrisenländern aufkaufen zu wollen. Besonders in Deutschland brachte ihm das massive Kritik ein.

    Der Wirtschaftsweise und „Blätter“-Mitherausgeber Peter Bofinger verteidigt dagegen den EZB-Chef. Nur die EZB, so Bofingers These, ist derzeit in der Lage, das Überleben des Euro zu sichern – und der tödlichen Triade aus Staatsverschuldung, Bankenpleite und Rezession ein Ende zu bereiten.

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  10. zu 139: Euroland bald abgebrannt? Die Währungsunion am Scheideweg
    Rudolf Hickel

    Immer weiter driftet die Europäische Währungsunion in die größte Systemkrise ihrer Geschichte. Der Ökonom und „Blätter“-Mitherausgeber Rudolf Hickel analysiert die Hintergründe der Krise und rechnet mit Merkels Austeritätspolitik ab.

    Die einzige Exit-Strategie besteht für ihn in einer politischen Union – und in der ökonomischen Sanierung der Krisenländer.

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  11. zu 149: Das Regime der Prekarisierung: Europas Politik mit Schuld und Schulden
    Isabell Lorey

    Speziell in Südeuropa erleben die Menschen derzeit eine Prekarisierung bisher nicht gekannten Ausmaßes. Doch auch in Europas Norden gehört prekäres Leben längst zur Normalität. Die Politikwissenschaftlerin Isabell
    Lorey erkennt darin eine neue Form des Regierens. Diese legitimiert sich nicht mehr über das Versprechen von Sicherheit, sondern funktioniert über die Herstellung von Unsicherheit – und über Verschuldung.

    Durch ihr Verhalten machen sich die Menschen in diesem Regime selbst regierbar, doch sie entwickeln auch neue Formen sozialen Protests – und der Demokratie.

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  12. zu 161: Die Krise in der Krise. Austeritätspolitik und die Wiederholung der Geschichte
    Karl Georg Zinn

    Geschichte wiederholt sich nicht, heißt es. Dennoch erinnert die europäische Lage zu Beginn des 21. Jahrhunderts immer mehr an die große Wirtschaftskrise der späten 1920er und frühen 1930er Jahre.

    Karl Georg Zinn, Professor em. für Volkswirtschaftslehre an der RWTH Aachen, konstatiert ein erneutes Versagen der staatlichen Eliten und warnt vor den verheerenden Folgen eines Spardiktats für die ökonomische Situation in Europa – aber auch und gerade für die Demokratie.

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  13. zu 169: Austerität - Der Einsturz eines Glaubensgebäudes
    Paul Krugman

    Jahrelang hatten Studien wie die der Harvard-Ökonomen Carmen Reinhard und Kenneth Rogoff die Politik des Sparens angeblich wasserdicht abgesichert. Doch über Nacht stürzten die neoliberalen „Lehrgebäude“ in sich zusammen.

    Trotzdem, so der Vorwurf Paul Krugmans, halten die politischen Verantwortlichen, an ihrer Spitze Angela Merkel, krampfhaft am Austeritätskurs fest: Schulden gehören abgebaut.
    Doch hinter dieser Lehre verberge sich in Wahrheit keine Wissenschaft, sondern eine verheerende Moralisierung der Ökonomie.

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  14. zu 183: Welches Deutschland braucht Europa?
    Ulrike Guérot

    Deutschland war jahrzehntelang ein Stützpfeiler der europäischen Integration, nun scheint es sich dieser zunehmend zu entziehen !!!

    Die Publizistin Ulrike Guérot von der Open Society Initiative for Europe (OSIFE) untersucht, warum die deutsche Europapolitik heute zugleich strategielos und immer stärker isoliert ist.
    Der Kern ihrer Kritik: dass die Politik der Bundesregierung immer mehr von national bornierten Diskursen überlagert wird.

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  15. zu 193: Europa und die neue Deutsche Frage.
    Ein Gespräch mit Jürgen Habermas, Joschka Fischer, Henrik Enderlein und Christian Calliess

    Seit Beginn der Euro-Krise erleben wir eine zunehmende Erosion der EU bei gleichzeitiger Renationalisierung der einzelnen Staaten – und speziell Deutschlands unter Führung Angela Merkels. Aus diesem Grund kam
    es in Berlin zu einer großen Debatte über Europa und die neue Deutsche Frage.

    Ex-Außenminister Joschka Fischer sieht Deutschlands oberstes Interesse darin, den europäischen Integrationsprozess zu Ende zu bringen, und votiert für die Vereinigten Staaten von Europa. Der Ökonom Henrik Enderlein befürchtet das Scheitern der Währungsunion und optiert für die Flucht nach vorn: eine gemeinsame europäische Wirtschafts- und Sozialpolitik.

    Europarechtler Christian Calliess deutet das Lissabon-Urteil des Bundesverfassungsgerichts als Reaktion auf die individuelle wie institutionelle Überforderung der Nationalstaaten. Und Jürgen Habermas schließlich plädiert,
    um das Scheitern Europas zu verhindern, für eine neue argumentative Offensive und die Öffnung der nationalen Öffentlichkeit für die Probleme der anderen Mitgliedstaaten.

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  16. zu 212: Der Konstruktionsfehler der Währungsunion
    Jürgen Habermas

    Bei der Einführung des Euro im Jahre 1999 hofften viele auf eine Fortsetzung des politischen Einigungsprozesses. Doch diese Erwartungen wurden dramatisch enttäuscht.

    Umso mehr kommt es für Jürgen Habermas auf die Korrektur des ökonomischen Konstruktionsfehlers der Währungsunion an, für den die Finanzmarktspekulation allen die Augen geöffnet habe.

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  17. zu 215: Kooperieren oder scheitern. Die Existenzkrise der Europäischen Union
    Ulrich Beck

    Die Euro-Krise hat einen tiefen Riss in der Europäischen Union offengelegt.
    Im Ernstfall, so zeigt sich, entscheiden nicht die europäischen Institutionen, sondern die deutsche Bundeskanzlerin über das gemeinsame europäische Schicksal. Ulrich Beck, Professor für Soziologie an der Universität München, konfrontiert die Europäische Union mit ihren nationalen Lebenslügen – und plädiert für die entschiedene Stärkung des europäischen Parlaments.

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  18. zu 229: Wie demokratisch ist die EU? Die Krise der Europäischen Union im Licht der Konstitutionalisierung des Völkerrechts
    Jürgen Habermas

    In der aktuellen Debatte über die Banken-, Schulden- und Währungskrise erscheint die Europäische Union allzu oft lediglich als Wirtschaftsgemeinschaft.
    Dieser ökonomistischen Blickverengung – auch und gerade auf Seiten der Bundesregierung – widerspricht entschieden Jürgen Habermas. Er betont, dass die EU schon immer ein primär politisches Projekt gewesen ist,
    und fordert die Bundesregierung auf, sich endlich wieder für eine Fortsetzung und Vertiefung der europäischen Einigung einzusetzen.

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  19. zu 241: Kollektiver Bonapartismus? Demokratie in der europäischen Krise
    Hauke Brunkhorst

    Mehr als zwei Drittel aller deutschen Gesetze beruhen heute auf europäischen Entscheidungen. Dabei ist die demokratische Verfassung der EU nach wie vor mangelhaft !!!

    Hauke Brunkhorst, Soziologieprofessor an der Universität Flensburg, sieht die Bevölkerungen Europas daher in der Pflicht, sich ihrer technokratisch-gouvernementalen Regierenden zu entledigen.
    Nur so kann aus der Wirtschafts- auch eine demokratische Union werden !

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  20. zu 251: Stabilitätsgewinn durch Demokratieverzicht? Europas Weg in den Autoritarismus
    Hans-Jürgen Urban

    Die drastischen Reaktionen der Nationalstaaten auf die Finanz- und Schuldenkrise haben in der EU ein Stabilitätsregime begründet, das einer harten Grammatik des Autoritären folgt. Hans-Jürgen Urban, Vorstandsmitglied der IG Metall und Mitherausgeber der „Blätter“, kritisiert den politischen Umgang mit der wirtschaftlichen Krise als zutiefst undemokratisch.

    Will Europa der Negativspirale durch Legitimationsverlust entgegenwirken, muss diese Entwicklung dringend korrigiert werden.

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  21. zu 263: Lebendige Demokratie: Die Zukunft der EU
    Claudio Franzius und Ulrich K. Preuß

    Einst war die Freude groß über die Verleihung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union. Dabei ist der aktuelle Umgang mit der preisgekrönten Idee der europäischen Einigung nur schwerlich preisverdächtig.

    Die europäische Krise – sie ist auch eine Krise der demokratischen Legitimation.
    Ihre Lösung, so die beiden Rechtswissenschaftler Claudio Franzius und Ulrich K. Preuß, kann nur darin liegen, die Gestaltung des Einigungsprozesses normativ neu zu denken und damit die Grundlagen der EU zu
    demokratisieren.

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  22. zu 277; Das Europa von heute und die Wirklichkeit von morgen. Zur Verteidigung der Utopie
    Oskar Negt

    Die harte Realität der Finanz- und Wirtschaftskrise hat Europa fest im Griff und verdrängt zugleich jeglichen utopischen Gedanken. Oskar Negt, Professor em. für Soziologie, zeigt, dass es zur Lösung der Krise mehr als nur des Sinns für das Wirkliche bedarf.

    Stattdessen müssen wir uns auch jener kreativen Kräfte bedienen, die über die bestehenden Verhältnisse hinausweisen.

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  23. Zweifellos handelt es sich bei der Frage nach der Zukunft Europas um eine Schicksalsfrage. Die Europäische Union steckt in der wohl tiefsten Krise ihrer Geschichte. Längst ist die angebliche „Euro-Krise“ weit mehr als eine Krise der Währung, nämlich eine Krise des herrschenden Gesellschaftsmodells und damit der Demokratie.

    Seit Jahren erleben wir eine zunehmende Frontstellung zwischen Nord und Süd. Während speziell in Deutschland alte Ressentiments gegen faule Südländer wieder auferstehen, grassieren im Süden längst
    vergangen geglaubte Deutschlandbilder – mit Hitlerbart und unter der Überschrift des „Vierten Reichs“. Erstmals seit 1989 ist Deutschland damit nicht mehr „nur noch von Freunden umzingelt“.

    Zentrale Ursache für diese gefährliche Renationalisierung ist eine einseitig ökonomische, finanzmarktgetriebene Europäisierung, die die Demokratie im Euroraum immer weiter untergräbt. Seit Beginn der Griechenlandkrise – und der Merkelschen Verweigerung jeglicher Rettungsmaßnahmen – agiert die Politik als Erfüllungsgehilfin der Finanzmärkte. Wir erleben eine permanente Verschiebung der Macht zur Exekutive, unter Umgehung der europäischen und nationalen Parlamente. Dafür steht nicht zuletzt das Postulat Angela Merkels, wonach die Demokratie heute stets „marktkonform“ zu sein habe.

    Hinter der Sorge um die Zukunft Europas steckt somit auch die Frage nach der Vereinbarkeit von Demokratie und Kapitalismus. Speziell auf diese entscheidende Frage hat die Politik, haben aber auch die europäischen Öffentlichkeiten bis heute keine adäquate Antwort gefunden – weder in Deutschland noch in Europa. Bis heute hat die landläufige Diskussion über Ursachen und Konsequenzen der Krise noch immer nicht die erforderliche gesellschaftliche Breite, geschweige denn intellektuelle Tiefe erreicht.

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  24. „Wo bleiben die Intellektuellen?“, zitierte Thomas Assheuer, Feuilleton-Redakteur der „Zeit“, jüngst den ehemaligen Innenminister Gerhart Baum.
    „Die Großthemen, so klang es, lägen auf der Straße, doch die Intellektuellen dämmerten vor sich hin. Das stimmt nicht ganz. Auch heute gibt es noch wichtige Kontroversen. Aber sie werden nicht mehr unbedingt auf den Haupt- und Staatsbühnen ausgetragen, sondern in kleinen, ehrgeizigen ‚Programmtheatern’.
    Ein Beispiel dafür ist der von den ‚Blättern für deutsche und internationale Politik’ angestoßene Streit zwischen dem Philosophen Jürgen Habermas und dem Soziologen Wolfgang Streeck über die Europäische Union. Schon
    beim ersten Schlagabtausch entstanden Schlüsseltexte, die fast alles auf den Tisch beförderten, was über die Jahre sauber versiegelt in separaten akademischen Schubladen eingelagert war.“ Soweit Thomas Assheuer in der „Zeit“.

    Die „Blätter“ haben von Beginn an Ursprünge und Konsequenzen der Krise thematisiert. Dabei kam uns entgegen, dass zahlreiche „Blätter“-Autoren, insbesondere die „Blätter“-Herausgeber Peter Bofinger, Jürgen Habermas, Rudolf Hickel und Hans-Jürgen Urban, zu den engagiertesten und bekanntesten Verteidigern des europäischen Projekts in der deutschen Debatte gehören.

    Gleichzeitig kamen und kommen in den „Blättern“ auch dezidierte Kritiker des Euro zu Wort, wie etwa Wolfgang Streeck, Chef des Kölner Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung. Auf diese Weise ist in den letzten Jahren eine große Anzahl von einschlägigen Kommentaren und Analysen entstanden.
    Wir präsentieren hier daraus eine Auswahl, sprich: die „Schlüsseltexte“ der „Blätter“-Debatte.

    Das Buch gliedert sich thematisch in vier Abschnitte. Am Anfang steht die Auseinandersetzung mit der Großfrage: Kapitalismus und/oder Demokratie?
    Im Kern geht es dabei um die vor allem von Wolfgang Streeck vertretene Forderung nach Auflösung der Euro-Gemeinschaft und einer Rückkehr zu nationalen Währungen. Dagegen verteidigen Elmar Altvater, Jürgen Habermas, Claus Offe, Stephan Schulmeister und Hubert Zimmermann den Euroraum als unvollendetes, aber unabdingbares Integrationsprojekt. Zugleich warnen sie vor den unkalkulierbaren Folgen seiner Auflösung, die bis zum Wirtschaftskrieg reichen würden.

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  25. Das zweite Kapitel „Die Diktatur der Austerität“ widmet sich speziell den verheerenden Folgen der deutschen Spar- und Austeritätspolitik. Diese werden von außen betrachtet, in zwei Beiträgen des US-amerikanischen Wirtschaftsnobelpreisträgers Paul Krugman, aber auch von innen – mit Artikeln von Peter Bofinger, Rudolf Hickel, Isabell Lorey und Karl Georg Zinn.

    Die Beiträge setzen sich neben den aktuellen Folgen auch mit den historischen Erfahrungen der Austerität auseinander, speziell mit jenen der Brüning-Ära zu Beginn der 30er Jahre.
    Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der „Neuen Deutschen Frage“. Eine der Errungenschaften der alten Bonner Republik bestand darin, dass die Bundesrepublik keine egoistische Führungsrolle in Europa reklamierte. Diese strategische Zurückhaltung, die stets auf die Interessen insbesondere der kleineren Staaten Rücksicht nahm, gehört in der Ära Merkel offensichtlich der Vergangenheit an. Dagegen argumentieren und debattieren Ulrike Guérot,

    Jürgen Habermas, Joschka Fischer, Henrik Enderlein und Christian Calliess. Abschließend verdeutlicht Ulrich Beck das europäische Non-plus-ultra: Kooperieren oder scheitern.

    Im vierten und letzten Kapitel geht es um die demokratische Frage im engeren Sinne. Wo liegt die neue „bonapartistische Bedrohung“, die Hauke Brunkhorst diagnostiziert? Und wie ist der von Hans-Jürgen Urban analysierte „Weg in den Autoritarismus“ noch abzuwenden?
    Kurzum: Wie müsste eine wirklich „lebendige Demokratie“ in Europa aussehen? Dazu positionieren
    sich Jürgen Habermas, Claudio Franzius und Ulrich K. Preuß. Abschließend zeichnet Oskar Negt das Europa von morgen: die Baustelle Europa als Verteidigung der Utopie.

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