Sonntag, 4. März 2012

Helmut Schmidt: Religion in der Verantwortung. Gefährdungen des Friedens im Zeitalter der Globalisierung.


Mehr als jeder andere Spitzenpolitiker hat Helmut Schmidt sich immer wieder auch zu ethisch-religiösen Fragen geäußert. Seine wichtigsten Reden zu diesem Thema sind in dem vorliegenden Buch versammelt.

Es sind nachdenkliche und eindringliche Gedanken, die uns der alte Mann aus Hamburg mitteilt. Es täte der politischen Debatte und der geistigen Auseinandersetzung in Deutschland gut, wenn in einem 'Rat der Alten' Helmut Schmidt und die anderen früheren Kanzler und Präsidenten mit einigen Theologen und Philosophen ihre Erfahrungen und ihren Rat einbrächten.
Schmidt erzählt von seinen Begegnung mit Menschen und Führern anderer Weltreligionen und erkennt auch dort die Suche nach der Wahrheit.

Helmut Schmidt sieht vor allem die drei großen monotheistischen Religionen – Judentum, Christentum und Islam – in der Verantwortung. In ihrem Ausschließlichkeitsdenken sieht er einen wesentlichen Grund für die gefährliche weltweite Radikalisierung. Statt sich gegenseitig zu respektieren und nach den gemeinsamen Wurzeln zu fragen, erhebe jede der Weltreligionen Anspruch auf die eigene Wahrheit. Dass die Kirchenführer – Imame und Rabbis genauso wie Bischöfe und Pfarrer – sich ihrer Verantwortung entziehen, beschwört die Gefahr neuer Kriege und weltweiter Konflikte herauf.

Schmidt geht in seinem aktuellen Beitrag aber nicht nur mit den Religionen ins Gericht, sondern auch mit der gegenwärtigen Politik. So lange sie es nicht schafft riesige wirtschaftliche Unterschiede über kontinentale Grenzen hin wirksam zu bekämpfen, wird sich das Gewaltpotenzial in den Religionen nicht verringern. Folgt man Schmidts Gedankengang ist er einleuchtend.

2 Kommentare:

  1. Zunächst sei festgestellt, dieses neue Buch von Altkanzler Helmut Schmidt ist zu großen Teilen eine Sammlung seiner Reden, in denen es um das Thema Religion und Frieden geht.

    Schmidt selber reiht sich persönlich in das große Heer der Christen auf Distanz ein, aber er beobachtet die Religionen sehr genau. Nach der Redensammlung im Buch hat er seine aktuellen Gedanken zu Papier gebracht. Besonders schaut er dabei auf christliche Religionen und natürlich auf den für uns immer wichtiger werdenden Islam.

    "Fast alle Religionen geben sich heutzutage friedlich gesinnt. Aber in der Praxis sind viele ihrer Führer und ihrer Priester ' und ebenso viele ihrer Anhänger ' progresssiv, expansiv und sogar aggressiv."

    An vielen Sätzen, die Helmut Schmidt veröffentlicht, habe ich als Christ ordentlich zu schlucken, kann ihm aber nicht widersprechen. Der Analytiker Schmidt legt wieder einmal seine gelb verfärbten Finger in aktuelle Wunden.
    Dabei frage ich mich, würde er wohl seine Distanz zur Religion aufgeben, wenn Religionen ihre Friedensfähigkeit im Alltag kritisch beleuchten und wirksam an ihrer Verwirklichung arbeiten würden?
    Ich bin mir sicher, dass das Heer der Menschen, in das sich der Altkanzler eingereiht hat, spürbar kleiner werden würde.

    Weil der Autor dies ebenso einschätzt, klingt seine Bestandsaufnahme und seine Aussicht in die Zukunft eher pessimistisch. Dennoch wird er nicht müde an die Verantwortung der Religionen zu erinnern und sie sogar mit ihren eigenen Quellen zu touchieren.
    Von Christian Döring

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  2. Bis auf den letzten Beitrag, der dem vorliegenden Buch seinen Titel gab, "Religion in der Verantwortung" und in dem Helmut Schmidt seinen auch schon früher immer wieder formulierten eindringlichen Appell an die Weltreligionen und ihre Führer wiederholt, endlich und konsequent ihrer Verantwortung für den Frieden der Welt gerecht zu werden, sind alle die in diesem Band abgedruckten Aufsätze, Reden und Essays des ehemaligen Bundeskanzlers und langjährigen Herausgebers der Wochenzeitung "Die ZEIT" schon an anderen Stellen veröffentlicht worden.

    Doch, redaktionell überarbeitet, geben all diese, teilweise schon vor langer Zeit gehaltenen und geschriebenen, Reden und Aufsätze einen ganz hervorragenden Einblick in das Denken eines Mannes, dessen skeptisch - zweifelndes Christsein schon immer sein Handeln und seine Entscheidungen beeinflusst hat.

    Von Winfried Stanzick

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