Freitag, 28. April 2023

Rassismus messen Diskriminierung bekämpfen!

 


 «Alle Welt spricht von Identität, aber kein Mensch spricht von der Sozial-, Wirtschafts- und Antidiskriminierungspolitik, die wir für unser Zusammenleben brauchen und die umso mehr nach eingehenden und unaufgeregten Debatten verlangt, als die Herausforderungen neuartig und die Fragen, vor die sie uns stellen, offen sind.

Ob es um den Zugang zu Bildung, Beschäftigung oder Wohnraum, zu Sicherheit, Respekt und Würde geht – die herkunftsbezogene Ungerechtigkeit ist so himmelschreiend wie noch nie zuvor.

Und doch wurde noch nie so wenig wie heute über Gerechtigkeit, über gleiche Rechte und darüber gesprochen, wie Rassismus sich messen und Diskriminierung sich bekämpfen lässt.

An alle Bürger, die sich mit dieser Lage der Dinge nicht abfinden wollen, richtet sich dieser Text.»
Thomas Piketty

https://besserewelt.at/rassismus-messen-diskriminierung-bekaempfen-9783406788758



Mittwoch, 26. April 2023

Epistemische Gewalt

 

 


- Was ist "epistemische*) Gewalt" und "situiertes Wissen" -
Wenn Wissen als situiert verstanden wird, werden auch Machtverhältnisse und epistemische Gewalt in den Blickgenommen.

Seit etwa dreißig Jahren ist der Begriff "epistemic violence" in der Welt, um den Stellenwert vor allem wissenschaftlichen Wissens im Kontext globaler asymmetrischer Ungleichheits-, Macht- und Herrschaftsverhältnissezu thematisieren.

Der Dimension des Wissens wird in den meisten Gewaltdebatten nur wenig Bedeutung beigemessen, gilt sie doch alsGegenteil von oder als Gegenmittel zu Gewalt.
Mit dem Begriff der "epistemischen Gewalt" rückt Claudia Brunner den konstitutiven Zusammenhang von Wissen, Herrschaft und Gewalt in der kolonialen Moderne, unserer Gegenwart, in den Fokus.

Die Grundlagenforschung zum Zusammenhang von politischer und epistemischer Gewalt leistet dazu einen für viele Disziplinen und Debattenfelder anschlussfähigen Beitrag.
- Erstens:
Das überwiegend eurozentrische Repertoire an Gesellschaftst-heorien, die Wissen(schaft) und Gewalt als zwei einander diametral entgegengesetzte Domänen des Sozialen verstehen, erlaubt nur eine unzureichende Erfassung möglicher Zusammenhänge zwischen diesen Domänen.
- Zweitens:
Sich ›einen Begriff zu machen‹ von diesem Zusammenhang ist die Voraussetzung dafür, dieser wechsel-seitigenLeerstelle angemessen zu begegnen. Der Begriff epistemische Gewalt bietet sich als Ausgangspunkt für eine solche Begriffsarbeit und Theoreti-sierung an.
- Drittens:
Antworten auf die Frage danach, wie epistemische Gewalt wirkt und worin sie sich manifestiert, können mit einem transdisziplinären Konzept epistemischer Gewalt auf eine Grundlage verweisen, die sich nicht in partikularen Erklärungen je unterschiedlicher Gewaltereignisse erschöpft, sondern die Dimension des Wissens in die ganzheitliche Analyse und Kritik dieser Ereignisse integriert.
- Viertens:
Die Arbeit an einer Theoretisierung epistemischer Gewalt stellt einen Beitrag zu einer Kritik der Herrschaft in der globalen Moderne dar – und zur Dekolonisierung dessen, was dekoloniale Autor_innen die Kolonialität von Macht, Wissen und Sein nennen.

*) epistemisch - erkenntnismäßig, wissensmäßig
Quellen:
- Claudia Brunner: Epistemische Gewalt; Wissen und Herrschaft in der kolonialen Moderne
- Google Book
- Universität Klagenfurt; epistemicviolence.info
- Wikipedia

Naomi Klein, Die Entscheidung – Kapitalismus vs Klima; von Marion Schneider



Der Klimawandel stellt eine große Krise dar, die eine Art Marshallplan erfordert. Wenn die Erwärmung von 2 Grad C überschritten wird, liegt es nicht mehr in unserer Kontrolle, wo die Quecksilbersäule stehenbleibt (Bericht der Weltbank von 2012).

Viele etablierte Klimaanalytiker gehen davon aus, dass wir uns auf eine Erwärmung von 4-6 Grad einstellen müssen (Internationale Energieagentur 2011, PricewaterhouseCoopers 2012).

Der Globalisierungsprozess mit den internationalen Handelsabkommen mit Privatisierung, Deregulierung und Senkung der Unternehmenssteuern steht den Anforderungen des Klimawandels jedoch diametral gegenüber. Deshalb haben vor allem die fossilen Industrien bereits Ende der 60er Jahre begonnen, Institute zu gründen, die den Klimawandel leugnen und deren Vertreter zum einen zu kaufen, zum anderen zu bekämpfen.

Siehe weiter
https://www.marionschneider.net/fuer-sie-gelesen-naomi-klein-die-entscheidung-kapitalismus-vs-klima/#more-116974