Samstag, 30. Juni 2012

Fatalismus wäre Todsünde



Fatalismus wäre Todsünde.
Gespräche über Ethik und Mitverantwortung im dritten Jahrtausend [Taschenbuch]
Hans Jonas , Dietrich Böhler (Autor)




Hans Jonas wurde am 10. Mai 1903 in Mönchengladbach geboren. Er studierte in Freiburg und in Berlin an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und an der Friedrich-Wilhelms-Universität sowie an der Universität Marburg.

1949 siedelte er nach Kanada über und wurde Fellow an der McGill-University Montreal und 1950-1954 an der Carleton-University Ottawa. 1955 übernahm er eine Professur an der New Shool for Social Research.

Es folgten Gastprofessuren an der Princeton University, Columbia University, University of Chicago und der Universität München. 1987 wurde ihm der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen. Hans Jonas ist am 5. Februar 1993 in seinem Haus bei New York gestorben. 



Aus: Hans Jonas, Fatalismus wäre Todsünde. Hg. v. D. Böhler, Münster: Lit 2005, S. 53-55.

Verehrter Herr Bundespräsident
und - in aller Kürze - meine Damen und Herren,
 
begreiflicherweise überwältigt von dem, was ich hier in den letzten zwei Stunden gehört habe, was an mich gerichtet war oder über mich gesagt wurde, überwältigt sowohl vom Inhaltlichen wie von der Wärme und Großzügigkeit des Gesagten, rechne ich auf Ihr Verständnis dafür, daß ich nur mit wenigen dürftigen Worten antworten kann. 

Eine Ehrung wie die hier mir so verschwenderisch zuteil gewordene erzeugt in ihrem Empfänger eine Mischung von Glück, Stolz und Verlegenheit. Glück und Stolz brauche ich nicht zu erklären. Wen beglückte es nicht, sein Lebenswerk von kundiger Seite so anerkannt zu hören und es in dieser Hinsicht als geglückt ansehen zu dürfen? Und wen erfüllte es nicht mit Stolz, daß dies an so rühmlicher Stelle und vor einer so glänzenden Versammlung geschieht? Als mich besonders bewegend darf ich hier die Anwesenheit des Herrn Bundespräsidenten hervorheben, für den ich seit langem Gefühle persönlicher Verehrung hege. 

Was aber die Verlegenheit betrifft, so wurzelt sie in dem Zweifel meines Herzens, den keine Kompetenz und keine Aufrichtigkeit der mich Ehrenden stillen kann, ob ich so viel Lob, auch abzüglich der solchen Gelegenheiten schuldig erachteten Übertreibungen, wirklich verdiene. Es ist dies, ich versichere Sie, keine Koketterie der Bescheidenheit, sondern die immer heikel bleibende Bilanz von Vollbringen und Versagen, zu der allein es eine einigermaßen ehrliche Selbstprüfung am Ende einer langen Bahn bei mir bringen kann. 

An dieser Stelle schweife ich von meinem vorbereiteten Text ab, um angesichts dessen, was ich heute gehört habe, in freier und hoffentlich nicht zu stammelnder Rede noch etwas hinzuzufügen.
Die Verlegenheit, von der ich sprach, hat außer dem erwähnten subjektiven auch noch einen viel ernsteren objektiven Grund: Und das ist die Befürchtung oder der Verdacht einer Vergeblichkeit des Wortes, selbst des wahren Wortes, wenn es zu sehr in Widerspruch gerät mit den Zwängen, den Nöten, den Interessen, den Mächten des Augenblickes und wenn es zu weit in die Zukunft greift - daß es dann ohnmächtig wird für die Gegenwart. 

Es gibt Gründe genug für eine solche Befürchtung und infolgedessen Gründe genug für einen tiefen Zweifel am schließlichen Ausgang der Sache, an der man wirkt. Die jetzt stattfindende Gipfelkonferenz in Rio ist eine Probe aufs Exempel, deren Ausgang ich mit einigem Bangen entgegensehe. Er wird wahrscheinlich die Art von Zweifel, die ich eben äußerte, bestärken, so fürchte ich oder so sehe ich voraus, würde das aber nicht für einen Grund halten, die Flinte ins Korn zu werfen. Da hier zu meiner Freude die Studentenschaft zu Wort gekommen ist, wollte ich eben hier in improvisierter Rede sagen, daß Fatalismus die eine Todsünde des Augenblicks wäre. 
Das bevorstehende Schicksal, das uns droht, das wir uns selber bereiten würden, wenn wir die Erde weiter schlecht verwalten, wie wir es im Augenblick tun, dieses Unglück werden wir nur um so sicherer machen, als je unausweichlicher wir es ansehen. Ich warne daher vor der inneren Gefahr des Fatalismus, die fast so groß ist wie die äußere Gefahr, die ohnehin durch unsere Schuld besteht. Fatalismus - d.h. das Schicksal für unausweichlich zu halten, nicht wendbar, ist selbsterfüllend und wird das gewiß zustande bringen, was eben der Rat der Verzweiflung als unabwendbar ansieht. 

Ich möchte Ihnen daher als alter Mann, der oft erfahren hat, daß das Wort ohnmächtig ist, zurufen: Oh, glauben Sie nicht, glaubt nicht daran, daß Dinge unausweichlich sind, und laßt Euch nicht verführen vom Rate angeblich objektiver Notwendigkeit, der wir hilflos gegenüberstünden. Haltet daran fest, daß wie man denkt, was man denkt, was man sagt und wie man in der wechselseitigen Kommunikation Ideen verbreitet, einen Unterschied ausmacht im Gang der Dinge. Erfolg ist nicht garantiert; aber sicher ist, daß die Anstrengung unterlassen, die Bemühung aufgeben, ganz bestimmt das Unheil werden läßt, das wir voraussehen können und dessen Voraussehen es ja doch verhindern soll. Verzeihen Sie mir, daß ich in dieser mahnenden Weise - nicht nur an Sie, sondern auch noch an mich selbst gerichtet - Ihnen predige.
Betrachten Sie also bitte die zuvor von mir beschriebene Verlegenheit und auch die soeben skizzierten objektiven Bedenklichkeiten als mit eingeschlossen in den tieffühlenden Dank, den ich hiermit all denen, die gesprochen habe, für ihre Worte und die darauf verwendete Mühe ausspreche. [...]


Aus: Hans Jonas, Fatalismus wäre Todsünde. Hg. v. D. Böhler, Münster: Lit 2005, S. 53-55.






Sich im ethischen Denken orientieren




Handbuch Ethik [Gebundene Ausgabe]Marcus Düwell , Christoph Hübenthal , Micha H. Werner (Herausgeber)



Sich im ethischen Denken orientieren. Im Zeitalter der technischen Produzierbarkeit des Lebens, zumal des menschlichen, scheint auch das Bedürfnis nach Ethik zu wachsen.
In der Tat hat diese Disziplin der Philosophie in den letzten Jahren einen derart erstaunlichen, von manchen auch mit Argwohn verfolgten Aufschwung genommen, so dass selbst «Experten» allmählich der Überblick verloren zu gehen droht.

Abhilfe soll nun ein im Metzler-Verlag erschienenes «Handbuch Ethik» schaffen, das Beiträge von über 60 Autorinnen und Autoren versammelt und schon damit seinen pluralen Ansatz zu verbürgen scheint.
Das «fundierte Hintergrundwissen», das der Klappentext verspricht, offeriert der Band durch den Versuch, meta- und fundamentalethische sowie anwendungsbezogene Fragestellungen gleichermassen zu berücksichtigen.

Nach einer überblicksartigen Einleitung in das Sujet gliedert sich das Buch in drei Hauptteile:
- erstens in einen systematischen Teil, der verschiedene Typen ethischer Theoriebildung vorstellt (Metaethik, normative Theorien);
- zweitens in einen den angewandte Ethiken gewidmeten Teil («Bereichsethiken») und 
- drittens in einen lexikalischen Teil, der in alphabetischer Reihenfolge fünfzig Beiträge zu ethischen Grundbegriffen enthält (von «Anerkennung» bis «Zweck/Ziel»).
Ein allgemeines Literaturverzeichnis nebst Sach- und Personenregister schliesst den Band ab. Ob das Handbuch, wie die Herausgeber schreiben, hilfreich sein wird, um sich «im ethischen Denken der Gegenwart zu orientieren», wird sich dem Nutzer wohl erst im praktischen Gebrauch zeigen. 



Lucas-Preis 2004: Islam und säkularer Humanismus.

Islam und säkularer Humanismus.
Lucas-Preis 2004 [Gebundene Ausgabe]
Sadik J. Al- Azm , Eilert Herms , Alexandra Riebe


Mit dem Leopold-Lucas Preis wurde Sadik Al-Azm ausgezeichnet, ein Gelehrter, der wie kein zweiter gründlich vertraut ist sowohl mit der arabischen Tradition als auch mit den Traditionen des westlichen Denkens.
Er erhielt den Preis in Würdigung seines Werbens für die Orientierungskraft westlicher Philosophie in der arabischen Welt, seines Eintretens für die arabische Kultur und ihre Modernisierungsfähigkeit im Westen, seiner furchtlosen Kritik an jedem realitätsverleugnenden Fundamentalismus und seiner Beiträge zum Friedensprozeß im nahen Osten.

In seiner hier deutsch und englisch abgedruckten Rede spricht Sadik Al-Azm über die Entwicklung der Menschenrechte im Islam und erläutert, wie aus einer bestimmten Tradition heraus universal gültige Prinzipien wie Menschenrechte, Gewissensfreiheit und religiöse Toleranz wachsen können. 


"Damaszener Feuerkopf" nennt ihn die FAZ am 23.07.2005 in einem kleinen Arikel.
Klein (und fein) ist auch das Büchlein, in dem die Rede zur Verleihung des Dr. Leopold-Lucas-Preises 2004 enthalten ist. Und was für eine Rede.-

Da geht dieser "Feuerkopf" in ruhiger Manier alle denkbaren Probleme, die sich zwischen Ost und West entwickeln können (und konnten) an, das heißt, er beleuchtet, da er die Sprachen kennt, die jeweiligen Standpunkte treffend und mit Aussicht auf Erfolge.

Von Entschuldigung ist da einmal die Rede. Viele taten es schon und der Vatican wird z.B. erwähnt und einige mehr (die Türken dürften es gegenüber den Armeniern tun, die Sunniten gegenüber den Schiiten und umgekehrt natürlich wohl auch und die ehemaligen Kreuzritter gegenüber den Arabern sowieso!).

Also wohin geht die Reise in die Zukunft auf unserer zusammenwachsenden Erde? Wenn nicht in brüderlicher Art und Weise, dann wohl ins Chaos.
Das ist zusammengefasst das Ergebnis aus der außergewöhnlichen Rede dieses außergewöhnlichen Mannes.

Wer es wagt, so zu reden, dem sollte man die Krone des neidlosen Erfolges antragen. Das ist geschehen mit dieser Preisverleihung.




Perspektiven der Gesellschaftskritik heute (Juni 2012)


 


Perspektiven der Gesellschaftskritik heute
(Juni 2012)

PROKLA-Redaktion: Editorial
Perspektiven der Gesellschaftskritik heute

Silke van Dyk: Poststrukturalismus. Gesellschaft. Kritik. Über Potenziale, Probleme und Perspektiven



 

Hanno Pahl: Genealogisch-poststrukturalistische Ökonomiekritik und Kritik der politischen Ökonomie. Eine Aufforderung zum Tanz

Barbara Umrath: Jenseits von Vereinnahmung und eindimensionalem Feminismus. Perspektiven feministischer Gesellschaftskritik heute
Robin Mohan, Daniel Keil: Gesellschaftskritik ohne Gegenstand. Axel Honneths Anerkennungstheorie aus materialistischer Perspektive
Harald Wolf: Gesellschaftskritik und imaginäre Institution. Zur Aktualität von Cornelius Castoriadis
Daniel Loick: Universität und Polizei Jacques Rancière über intellektuelle Emanzipation

Thomas Seibert: Humanismus nach dem Tod des Menschen. Flucht und Rückkehr des subjektiven Faktors der Geschichte
Außerhalb des Schwerpunkts
Anne Steckner: Neoliberal-Islamische Synthese in der Türkei: Der Herrschaftsmodus der AKP
Das Verhältnis von Kapitalismus und Kritik ist ein politischer wie gesellschafts-theoretischer Dauerbrenner mit konjunkturellen Schwankungen, und es ist unbestreitbar, dass wir im Nachgang der Finanzmarktkrise im Herbst 2008 und der sich anschließenden Folgekrisen eine Kritik-Renaissance ungeahnten Ausmaßes und mit zum Teil wahrhaft erstaunlichen ProtagonistInnen erleben. Große Teile des eher kritikunverdächtigen Feuilletons verschrieben sich plötzlich (und mit kurzer Halbwertszeit) mit radikaler Rhetorik der Kritik des Kapitalismus: 

So war in der liberalen ZEIT (27.7.2009; zuerst: Handelsblatt, 13.7.2009) zu lesen: „Der Kapitalismus ist genauso gescheitert wie der Sozialismus. Diese Krise ist das Symptom eines fundamentalen Wandels, es sind die Geburtswehen für eine neue Welt. So etwas hat in der Geschichte möglicherweise noch nie stattgefunden.“ 

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung rief Kapitalismuskritik als neues heißes Thema aus und auch wenn die Titelüberschrift „We are all socialists now“ des Magazins Newsweek (6.2.2009) ironisch grundiert ist, trifft sie doch den Geist insbesondere der ersten Monate nach der Insolvenz von Lehman Brothers. Systemkritik war plötzlich en vogue. Ginge es tatsächlich nur um eine feuilletonistische Kritikblase, wäre das zwar nicht uninteressant, aber doch nicht von nachhaltiger Bedeutung. 

Tatsächlich aber wurde das Jahr 2011 mit dem Arabischen Frühling, den heftigen, andauernden Protesten in Griechenland, der spanischen Bewegung des 15. Mai, den Sozialprotesten in Israel (vgl. dazu PROKLA 166) sowie der Entstehung und Ausbreitung der Occupy-Bewegung zum Jahr der globalen Proteste. The protester avancierte gar zur vom Time Magazine gekürten Person des Jahres. Die mediale und politische Begeisterung für die Occupy-Bewegung reichte so weit in den Mainstream hinein, dass die Abwehr falscher Freunde schnell zur zentralen Übung der jungen Bewegung wurde.

Mehr im Editorial (pdf/Volltext)





Freitag, 29. Juni 2012

ESM-Vertrag / Download








Der Vertrag ist downloadable unter:

http://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/120207_vertrag_zur_einrichtung_des_esm.pdf

Sozialstaat praktisch auf Dauer strangulieren!





via Stephan Schulmeister / Wirtschaftsforschungsinstitut:

Sozialstaat praktisch auf Dauer strangulieren !!!


Noch nie seit Gründung der EU haben die Regierenden ein Regelwerk beschlossen, das folgende Merkmale gleichzeitig aufweist:


- Die Zielsetzung einer Eindämmung der Staatsverschuldung ist richtig.

- Die Methode des kollektiven Sparens bewirkt das Gegenteil, insbesondere wegen der Eindämmung der Wirtschaftsdynamik.

- Das Regelwerk basiert auf der monetaristisch-neoliberalen Theorie, deren politischen Hauptziele der Abbau des Sozialstaats, die Regelbindung der Politik und die De- Regulierung der Finanzmärkte sind.

- Die Politik möchte sich mit dem Regelwerk aus dem „Zinsdiktat“ der Märkte befreien indem sie sich ihnen unterwirft.

- Das Regelwerk als Garant für den Erhalt des europäischen Sozialmodells gefeiert

- Verlagerung der Budgethoheit zur EU-Kommission

- Bekämpfung von Wirtschaftskrisen kaum mehr möglich

- Demontage des Europäischen Sozialmodells







Politfinanzierung in Österreich




Politfinanzierung in Österreich: Ein Handbuch [Broschiert]
Hubert Sickinger
(Autor)


Hubert Sickinger, DDr., geboren 1965 in Braunau, Studium der Rechtswissenschaften und der Politikwissenschaften in Innsbruck. Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Konfliktforschung und Lehrbeauftragter für Politikwissenschaft an der Universität Wien. Forschungsschwerpunkte: Politisches System Österreichs und vergleichende Politikwissenschaft - insbesondere Parteienforschung, Politikfinanzierung, Korruptionsforschung und lokale Politikforschung. 



Wie finanzieren sich Österreichs Parteien und Politiker? Woher kommt das Geld und wohin fließt es? Welche Bereiche sind besonders anfällig für politische Korruption? Hubert Sickinger hat als Österreichs prominestester Experte für Politikfinanzierung das Standardwerk zum Thema verfasst.
 
Das Handbuch umfasst eine Darstellung aller Einnahmen der österreichischen Parteien von Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Fraktionsfinanzierungen über „Parteisteuern“ von Mandataren und Kreditaufnahmen bis hin zur staatlichen Parteienfinanzierung.
Es beleuchtet die Ausgabenstruktur der österreichischen Parteien, beispielsweise die Kosten von Wahlkämpfen und die Finanzierung österreichischer Politiker durch staatliche Bezüge und Spenden. Hubert Sickinger beschreibt die rechtlichen Grundlagen, aber auch die Schwachstellen des gegenwärtigen Systems unter dem Gesichtspunkt möglicher Anfälligkeit für politische Korruption.





Donnerstag, 28. Juni 2012

«Europa, links» – Luxemburg 2/2012


 

«Europa, links» – Luxemburg 2/2012

Ein neues Gespenst geht durch Europa: 
Syriza, das Bündnis der radikalen Linken in Griechenland, gilt den einen als »Gefährdung«, den anderen als »Hoffnung« Europas. Die herrschenden Kräfte fürchten einen »Dominoeffekt«, wenn es einem Land gelingt, den Kürzungspolitiken Widerstand entgegenzusetzen. 

Und die zerstreuten Linken in Europa projizieren ihre Sehnsüchte auf die breiten Bewegungen und die Erfolge der Linken bei den Wahlen.

Weiterlesen im Editorial


Inhalt:

Margarita Tsomou Die säkularen Wahrsager
Mapping der Proteste in Europa
Perry Anderson Deutsche EU-Hegemonie und »blaue Blume der Demokratie«
Panagiotis Sotiris Griechenland und die dunkle Seite der europäischen Integration
Michel Husson Zur Wiederbegründung Europas
Griechische Kampagne zum Schuldenaudit
Heinz Bierbaum Strategien der Linken in der europäischen Krise
Thomas Händel und Frank Puskarev Europa – Ein linkes Projekt?
Fabio De Masi und Ralf Krämer Der Traum ist aus – Linke und Europäische Union
Hajdi Randjelovic und Filiz Demirova Wir sind …
Bob Jessop Krise des Krisenmanagements?
Marica Frangakis Der Ausverkauf der Commons. Der Fall Griechenland
Thilo Janssen Rechte gegen Europa
Silviu Mihai Ungarns neue Solidarität

Neue Streiks
Asbjørn Wahl Verteidigung der europäischen Wohlfahrtsstaaten? Strategien für Bewegungen, Gewerkschaften und linke Parteien
Kerstin Hamann, Alison Johnston und John Kelly Generalstreiks in Westeuropa
Alexander Gallas und Jörg Nowak Kampf um Demokratie. Politischer Streik als Strategie gegen die europäische Krisenpolitik
Klaus Ernst Streiks gegen Sozialabbau

Care and Class
Christine Bonner, Barbro Budin und Karin Pape Die ILO-Konvention Gute Arbeit für Hausarbeiterinnen
Proteste in Kanada für freie Bildung und freie Meinungsäußerung
Respect Gratwanderungen. Ein politisch-solidarisches Netzwerk für die Rechte migrantischer Hausarbeiterinnen
Rebecca Burns Kein Leerstand: Occupy the hood
Eva Illouz Liebe, Krise und Klassenverhältnisse
David McNally Vampire, Zombies und Kapitalismus





Montag, 25. Juni 2012

Acht Stunden aber wollen wir Mensch sein





Acht Stunden aber wollen wir Mensch sein:
Der 1. Mai. Geschichte und Geschichten [Gebundene Ausgabe]
Wolfgang Maderthaner , Michaela Maier



Schon immer wurde jene erstaunliche Mischung aus Fest und Demonstration, in der die Arbeiterschaft symbolisch öffentlichen Raum im Herzen der Stadt okkupiert, von außen als Bedrohung wahrgenommen, war sie sowohl mit Abscheu und Furcht als auch mit verhohlener Bewunderung betrachtet worden.

Der Festtag der Arbeit allerdings stellt für seine ProtagonistInnen Faszination und emotionale Attraktion dar, der man sich nur schwer entziehen kann. Und selbst in Zeiten radikaler Individualisierung und Entsolidarisierung vermag dieser Erste Mai, wie das Wiener Beispiel zeigt, eine ungeheure Mobilisierungskraft zu entfalten.
   

120 Jahre 1. Mai mit Beiträgen von

Victor Adler, Christoph Baumgarten, Matthias Beitl, Gert Callesen, Sema Colpan, György Dalos, Christian Dewald & Peter Grabher, Kurt Eisner, Ernst Fischer, François Genton, Andrea Grisold, Marion Hamm & Ove Sutter , André Heller, Ernst Hinterberger, Rosa Jochmann, Birgit Johler, Herbert Justnik & David Schrittesser, Fritz Keller, Otto König, Erwin Lanc, Manfred Lang, Otto Leichter, Jill Lewis, Wolfgang Maderthaner, Michaela Maier, Herta Luise Ott, Kathrin Pallestrang, William A. Pelz, Alfred Pfoser, Erika Pluhar, Peter Rosegger, Marcus Strohmeier, Harald Troch, Fritz Weber, Richard West-Kurfürst, Chris Wrigley.


AIR: Zur weltweiten Lage der Menschenrechte





Amnesty International Report 2012:
Zur weltweiten Lage der Menschenrechte
[Broschiert]
Amnesty Amnesty International Der Amnesty International Report 2012 dokumentiert die Menschenrechts- situation in über 150 Staaten.

Immer mehr Menschen nutzen weltweit die neuen Kommunikationstechnologien in vielfältiger und innovativer Weise, um ihrer Forderung nach einem Leben in Würde Nachdruck zu verleihen.
Der aktuelle Report zeigt, dass die am schwersten von Menschenrechtsverletzungen Betroffenen die treibende Kraft im Kampf um die Durchsetzung der Menschenrechte sind. Ihre Entschlossenheit und Beharrlichkeit macht es den Machthabenden zunehmend schwerer, den Ruf nach grundlegenden und unumkehrbaren Reformen zu ignorieren. 





Wie wir im Internet entmündigt werden





Filter Bubble: Wie wir im Internet entmündigt werden [Gebundene Ausgabe]Eli Pariser , Ursula Held (Übersetzer)



Das Internet verändert unsere Welt in rasantem Tempo. So schnell, dass wir es manchmal kaum mitbekommen.

Google und viele andere große Plattformen treiben die Entwicklung zur "Personalisierung" massiv voran: Die Nutzer bekommen im Internet nur noch das zu sehen, was zu ihrem Profil passt.
Das kann sinnvoll sein:
Bei der Eingabe des Stichwortes "Golf" erfährt der passionierte Golfer alles über seine Lieblingssportart, während der Autonarr nur Informationen zum VW Golf geliefert bekommt. Doch politisch sind die Folgen gravierend:
Wir erhalten nur noch Nachrichten, die zu unseren angestammten Überzeugungen passen, abweichende Standpunkte gehen an uns vorbei. Und weil wir nicht wissen, welche Informationen gefiltert sind, merken wir es nicht einmal.

Eli Pariser wendet sich in seinem Buch mutig gegen die rücksichtslosen Big Player des Internets, die Meinungsvielfalt und breite politische Diskussionen auf dem Altar ihres Profits opfern. 


Die profunde Recherche und die Dringlichkeit des Problems machen dieses Buch zur unentbehrlichen Lektüre. getAbstract empfiehlt es schlicht jedem:
Die Technologie wird die Realität verändern - und darauf sollte man vorbereitet sein.  




Sonntag, 24. Juni 2012

Was Sie über den Neoliberalismus nicht wissen sollten!




Die soziale Marktwirtschaft:
Alles, was Sie über den Neoliberalismus wissen sollten: [Gebundene Ausgabe]

Karen Ilse Horn
(Autor)



"Was Sie über den Neoliberalismus nicht wissen sollten!"
So sollte das Buch wirklich heissen, denn:


Die Autorin gibt vor, ein aufklärendes Buch zur "Sozialen Marktwirtschaft" geschrieben zu haben.
Darüberhinaus behauptet sie, über die wahre Bedeutung des Begriffs "Neoliberalismus" aufzuklären, denn die sei nicht nur in Vergessenheit geraten, sondern außerdem im Laufe der Jahrzehnte von interessierter Seite bewußt verschleiert worden, um die Marktwirtschaft zu diskreditieren, um alle negativen Markt-Erscheinungen dem "Neoliberalismus" anhängen zu können.
Frau Horn löst dies jedoch nicht ein.
Nach einigen soliden Begriffserklärungen gibt die Autorin unter dem Deckmantel eines vorgeblich allgemeingültigen Sachbuchs über die "Soziale Marktwirtschaft" selbst ein gutes Beispiel für genau DIE Art von Propaganda, die heutzutage negativ als "neoliberale Propaganda" konnotiert ist.

Dazu einige Beispiele:

So läßt Horn etwa am gesetzlichen Mindestlohn kaum ein gutes Haar, denn Mindestlöhne sind NATÜRLICH "das für Politiker offenbar unwiderstehliche süße Gift", bedeuten eine "Gefährdung der sozialen Marktwirtschaft", und der Staat ist sowieso "aufgebläht". (S. 141-145)
20 der 27 EU-Länder haben einen gesetzlichen Mindestlohn, selbst marktliberale Hochburgen wie die USA, aber das ficht Frau Horn nicht an. (Zitat:) "Der Mindestlohn ist symptomatisch für die allmähliche Erosion, die das Konzept der Sozialen Marktwirtschaft in den sechs Jahrzehnten seiner ja nicht nur theoretischen, sondern auch praktischen Existenz in Deutschland erfahren hat." D. h. Frau Horn behauptet:
Wer Mindestlöhne einführt, ZERSTÖRT langfristig die "Soziale Marktwirtschaft". Eine Erklärung, warum das so sei, sucht man in dem Buch vergebens.

Horn gibt sich als Verfechterin eines "ordoliberalen" Ordnungssystems, aber immer dann, wenn es zum argumentativen Schwur kommen könnte, welche Maßnahmen denn angesichts vorhandener Probleme sinnvoll seien, sagt sie nur, welche alle nicht funktionieren, da sie den Marktmechanismus behindern würden.
Die Finanzkrise ist für Horn durchaus ein "Feuer", das "um die ganze Welt jagte" (S. 171), aber wie ein "geeignetes Regelwerk" aussehen könnte, das die Finanzmärkte "reibungslos funktionieren" liesse, sagt sie leider nicht.

Eine Börsenumsatzsteuer aber, die "Sand ins Getriebe der Märkte streut", wäre "nichts anderes als eine Bestrafung des Marktes für seine Fähigkeit, Informationen rasch und effizient zu verarbeiten und in entsprechende Bewertungen der Vermögen umzusetzen."
Warum das so sei? Erklärung auch hier - Fehlanzeige.


Behauptungen, Falschdarstellungen, Verzeichnungen - alles selbstverständlich ohne Beleg - von solchen rhetorischen Taschenspielertricks, mit deren Hilfe dem Leser nichts anderes als rechtsliberale Wirtschaftsideologie im Stile des IW Köln und etwa der INSM (Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, Lobbyorganisation der Metall-Arbeitgeber, für deren Ökonomen-Blog Frau Horn schreibt, und als deren Botschafter ihr Chef, Prof. Michael Hüther, Leiter des IW Köln, seit vielen Jahren fungiert) unter dem Deckmantel der Allgemeingültigkeit in der "Sozialen Marktwirtschaft" untergejubelt wird, wimmelt es bedauerlicherweise in dem Buch, jedoch würde es den Rahmen einer Rezension sprengen, sie alle aufzuzählen, es sind einfach zuviele.


Samstag, 23. Juni 2012

Die arabische Revolution und die Zukunft des Westens





Krieg oder Frieden:
Die arabische Revolution und die Zukunft des Westens
[Broschiert]
Hamed Abdel-Samad (Autor)



Hamed Abdel-Samad, geboren 1972 b ei Kairo, studierte Englisch, Französisch, Japanisch und Politik. Er arbeitete für die UNESCO, am Lehrstuhl für Islamwissenschaft der Universität Erfurt und am Institut für Jüdische Geschichte und Kultur der Universität München.
Abdel-Samad zählt zu den profiliertesten islamischen Intellektuellen im deutschsprachigen Raum.

 
Ursachen, Chancen und Gefahren des Umbruchs im Nahen Osten Hamed Abdel-Samad war während des Umsturzes im Frühjahr in Ägypten und anderen arabischen Staaten.

Er analysiert die arabische Revolution, die wie ein Erdbeben eine Weltregion erzittern ließ. Er zeichnet Ursachen und Verlauf nach und skizziert zwei Szenarien, die die europäischen Länder einmal als wirtschaftlichen Gewinner, einmal als bedrohten Verlierer der neuen Strukturen im Nahen Osten erscheinen lassen.

Seine engagierte Warnung lautet: Das Schlimmste, was der Westen jetzt tun kann, ist, die Entwicklung zu verschlafen. »Der deutsch-ägyptische Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad ist eines der Gesichter der Revolution: als Interviewpartner von ARD und ZDF, als Zeitzeuge und als Sympathisant von Menschen, die sich nicht länger mit Armut, Unterdrückung und Gewalt abfinden wollen.«


Pressestimmen:
"Abdel-Samad hält sich nur kurz bei den revolutionären Ereignissen auf. Er veruscht dafür, deren Triebkräfte aufzuspüren und vor allem auch die Revolution weiterzudenken.

Schlüssig legt er dar, wie die Eroberung der arabischen Welt durch das Sat-TV (von zehn Sendern im Jahr 2001 auf 700 heute) und vor allem dessen politische Debatten den Boden für die Forderung nach mehr Teilhabe bereiteten.
Gleichzeitig verschweigt er nicht die dunklen Seiten von al-Jazeera und dem saudischen Konkurrenten al-Arabiya, die "letztendlich in Geist und Logik der Diktatur gefangen" seien.

Breiten Raum räumt Abdel-Samad auch der Muslimbruderschaft ein, die er kurze Zeit gar von innen kennenlernte." Die Presse (A), 15.10.2011

"Sehr informativ und voll interessanter Denkanstöße." sandammeer.at, 03.10.2011



Siehe auch:



Masse und Macht





Masse und Macht [Broschiert]Elias Canetti (Autor)



Mit seinem sozialwissenschaftlich-philosophischen Essay Masse und Macht wollte Elias Canetti zum Verständnis der politischen, sozialen und kulturellen Umwälzungen im Europa des 20. Jahrhunderts beitragen.

Inhalt: 
Canetti bietet eine systematische Darstellung der Masse als Phänomen mitsamt ihrer verschiedenen Ausprägungen und Funktionsweisen.
Dabei analysiert er – scheinbar wertfrei – eine Reihe von Beispielen des Massenverhaltens aus primitiven und modernen Gesellschaften.

Das Faszinierende und gleichzeitig Beunruhigende an der Vorgehensweise des Autors ist, dass er die Masse nicht in erster Linie als Instrument der politischen Macht oder Abart des menschlichen Verhaltens darstellt, sondern als eigene Existenzform, die irgendwo zwischen Vernunftmensch und Gesellschaft lauert und potenziell überall (beim Sport, im Theater, im Gottesdienst oder im Krieg) ihr auf Handlungstrieben basierendes Unwesen treibt.
Dadurch zeichnet sich Masse und Macht als hervorragende soziologische Studie, aber auch politisches Werk aus.

Aufbau:
Dem Werk liegt eine lose, sehr eigenwillige Struktur zu Grunde, die bereits im Titel angedeutet wird.
So sind die ersten sechs Kapitel der Masse, die letzten vier der Macht gewidmet. Sie behandeln Hauptmerkmale dieser beiden Begriffe wie Masse und Geschichte oder Elemente der Macht und sind wiederum in Unterpunkte unterteilt, in denen Canetti Entstehungsphasen (»Rhythmus«, »Stockung«) und Symbole (»Feuer«, »Fluss«, »Wald«, »Schatz«) der Macht darstellt, eine Kategorisierung vornimmt (»Die Jagdmeute«; »Die Kriegsmeute«; »Die Klagemeute« usw.) oder Beispiele aufführt.



Canetti leitet die starke Anziehungskraft der Masse tiefenpsychologisch von der Angst des Menschen vor der »Berührung durch Fremdes« ab, eine Angst, die der Mensch nur durch seine Integration in die Masse überwinden könne.

Canetti verzichtet weitgehend auf wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit der Fachliteratur. Stattdessen schreibt er, was er denkt, gelesen und selbst erlebt hat.
- Was ist Masse?
- Worin liegt ihre Faszination?
- Unterliegt sie bestimmten Gesetzmäßigkeiten? 

Elias Canetti ist ein großer Stilist. Sein Worte und Sätze sollen und werden überdauern, wenn andere nicht mehr sind. Viele Jahre hat er an diesem Thema gearbeitet und die anthropologischen Konstanten der Masse sorgsam wie kühn abstrahierend herausgearbeitet.


Jeanette Wolff - Ein Gedenkbuch


Mit Bibel und Bebel. Ein Gedenkbuch
[Taschenbuch]
Jeanette Wolff , G. David Grossmann , Nora Walter , Hans Lamm


Jeanette Wolff wurde am 22. Juni 1888 in Bocholt geboren und verstarb am 19. Mai 1976 in Berlin. Sie war journalistisch tätig, aber ihr Hauptbetätigungsfeld war die Politik, bereits seit 1905 gehörte sie SPD an, in der sie aktiv bis zu ihrem Ende arbeitete. Bereits ihr Vater war ein Sozialdemokrat.

Kurz vor ihrem Tod hatte die 88jährige Jeanette Wolf ihr treibendes Motiv folgendermaßen umschrieben: "Ich habe überlebt, und das verpflichtet mich im Namen der Toten und Lebenden, mitzuhelfen zur Verständigung unter den Menschen."

S
ie wurde mit vielen Auszeichnungen geehrt: mit dem Ehrentitel ‚Stadtälteste von Berlin’ ausgezeichnet, sie wurde zum Ehrenmitglied der Internationalen Liga für Menschenrechte ernannt, sie erhielt das Bundesverdienstkreuz und vieles mehr. Jeanette Wolff wurde 1976 in einem Ehrengrab in Berlin-Westend beigesetzt.





Freitag, 22. Juni 2012

Die Macht der Vorurteile über Frau und Mann





Die Geschlechterlüge:
Die Macht der Vorurteile über Frau und Mann
[Broschiert]

Cordelia Fine
, Susanne Held (Übersetzer)



„Die Macht der Vorurteile über Mann und Frau“ – so der Untertitel des Buches von Cordelia Fine, die humorvoll, verständlich und wissenschaftlich fundiert die Trennung der Welt in Frau und Mann ins Reich Absurdistan verlegt.

Abgesehen von den bekannten (sexuellen!) Geschlechtsunterschieden tendieren die restlichen Unterschiede gegen Null.
Genausogut, ätzt die Autorin, hätte man sich auf den Unterschied zwischen Rechts- und Linkshänder/innen konzentrieren können. Dann gäbe es heute wahrscheinlich statt einer „feministischen Forschung“ eine „linkshändische Forschung“.

Weil Menschen aus Sicherheitsgründen aber gerne an bestehenden Mythen festhalten, können Frauen zwar nicht einparken, aber sie sind „multitask-fähig“.
Männer können nicht zuhören, aber sie sind zielorientiert und naturwissenschaftlich begabt. Die Gehirne von Frauen und Männern arbeiten nämlich von Natur aus unterschiedlich, darum gibt es rätselhafte „weibliche Gehirne“ und auch „männliche“. Das meinen zumindest die Verfasser verschiedener Bestseller, die grassierende Vorurteile „wissenschaftlich“ untermauern wollen.


Mich erinnerten solche Aussagen schon immer an eine Art „geschlechtlichen Rassismus“, der sich nur wenig von den Versuchen unterschied, die Intelligenz eines Menschen durch die Größe seines Gehirns oder Messungen seines Kopfes zu erklären. Außerdem habe ich bei Durchsicht meiner Freunde und Freundinnen festgestellt, dass es keinen Zusammenhang zwischen Geschlecht und Charakter gibt.


Einen Zusammenhang zwischen Geschlecht und Charakter konnte ich nur in Wahrscheinlichkeiten feststellen.
Ja, es gibt mehr Männer, die Karriere machen wollen und das zu ihrem Lebenssinn erheben. Aber da es ebenso Frauen gibt, klingt die Erklärung, das liege am sexuellen Geschlecht, doch sehr banal.
Und da es auch Frauen gibt, die ihre Kinder (und Männer) verlassen, erscheint etwa auch das Wort „Mutterliebe“ als ziemlich plumpe Idealisierung der Wirklichkeit.

Die Zuordnung von sexuellem Geschlecht und sozialer Rolle im Verhältnis Eins zu Eins ist ein sprachlicher Irrtum mit unsinnigen gesellschaftlichen Folgen.

Die Tatsache, dass Männer keine Kinder bekommen können, wirkt sich wenig auf das Verhalten aus.
Mehr schon die Erziehung zum „echten Mann“ – und die wird überwiegend von Frauen betrieben.
Auch ein biologisches Naturgesetz?

Oder eine Ideologie?



Mittwoch, 20. Juni 2012

Bürgerrechte und soziale Klassen





Bürgerrechte und soziale Klassen:
Zur Soziologie des Wohlfahrtsstaates (Theorie und Gesellschaft) [Taschenbuch]

Thomas H. Marshall
, Elmar Rieger
http://www.pku.edu.cn/academic/euc/activity/ElmarRiegercv.doc 


Defizitäre Demokratie !

Defizitäre Demokratie.
Staatsbürgerschaft und Wahlrecht im Einwanderungsland Österreich [Broschiert]
Gerd Valchars


Gerd Valchars, geboren 1978, hat Politikwissenschaft in Wien studiert. Er lehrt seit 2004 am Institut für Staatswissenschaft der Universität Wien, seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Österreichische Regimelehre, Citizenship und Migrationsforschung. 


Artikel 1 des österreichischen Bundesverfassungsgesetzes materialisiert das demokratische Prinzip an oberster Stelle der heimischen Rechtsordnung: Österreich ist eine demokratische Republik. Ihr Recht geht vom Volk aus.

Hauptinteresse und Schwerpunkt dieser Arbeit liegen auf dem zweiten Satz und kreisen um die zentrale Frage nach der politisch-rechtlichen Zugehörigkeit zu diesem Volk , von dem das Recht ausgeht:
Moderne liberale Demokratien bauen die gesetzlich legitimierte Entscheidungsfindung und Herrschaftskontrolle vor allem auf zwei fundamentalen Grundprinzipien auf: dem Betroffenheitsprinzip und dem Prinzip der Selbstunterwerfung.

Demokratie ist Volksherrschaft , meint damit aber nichts anderes als die theoretische Identität von Herrschern und Beherrschten. In der allgemeinen Staatenpraxis ist es in der Regel die Staatsangehörigkeit, über die die Frage der Betroffenheit beantwortet wird.

Durch vermehrte transnationale Mobilität kommt es aber zu einer Verschiebung in dieser Zusammensetzung der nationalen Gesellschaften: Der Anteil jener Menschen in der Bevölkerung, die nicht die Staatsbürgerschaft des Landes besitzen, in dem sie leben, nimmt zu, die Teilmengen WohnbürgerInnen und StaatsbürgerInnen verlieren ihre Deckungsgleichheit und driften zusehends auseinander.

Die demokratischen Prinzipien der Betroffenheit und der Selbstunterwerfung können nicht mehr im vollen Umfang erfüllt werden.

Die Demokratie wird zur defizitären Demokratie. 

Dienstag, 19. Juni 2012

Die Republik Österreich und das in der NS-Zeit entzogene Vermögen



Die Entstehung der Rückstellungs- und Entschädigungsgesetzgebung:
Die Republik Österreich und das in der NS-Zeit entzogene Vermögen [Taschenbuch]
 
Brigitte Bailer-Galanda (Autor)
Brigitte Bailer-Galanda, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Lehrbeauftragte am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien. 
Forschungsschwerpunkte: Umgang der Republik Österreich mit der NS-Vergangenheit, insbesondere Maßnahmen für die NS-Opfer, Widerstand und Verfolgung 1938-1945, Rechtsextremismus nach 1945, bes. Holocaust-Leugnung. 
Publikationen: jüngst: Die Entstehung der Rückstellungs- und Entschädigungsgesetzgebung Die Republik Österreich und das in der NS-Zeit entzogene Vermögen. Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission. Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen und Entschädigungen seit 1945 in Österreich. Bd. 3. Wien-München 2003.



Das Buch bietet einen vertieften Überblick über die Entstehungsgeschichte der Rückstellungs- und Entschädigungsgesetzgebung in Österreich nach 1945. Ausgehend von der politischen Situation im Nachkriegsösterreich, der Position der politischen Parteien und der Alliierten wird der Weg zu den für die Rückstellung relevanten Gesetzesmaterien nachgezeichnet.

Analysiert werden sowohl die Rahmenbedingungen zur Beschlussfassung der sieben Rückstellungsgesetze, als auch der Rückgabegesetze, in denen die Rückgabe der zwischen 1934 und 1938 entzogenen Vermögen geregelt wurde, und der rückstellungs- und entschädigungsrelevanten Folgen des Staatsvertrages von Wien 1955, wobei diese Maßnahmen in ihrem innen- und außenpolitischen Kontext dargestellt werden.

Aufgrund der Komplexität der Materie erwies sich eine streng chronologische Darstellung der Ereignisse als nicht immer möglich. Zu sehr war oft der Beschluss des einen Gesetzes mit jenem eines anderem junktimiert. 

Der historische Bogen reicht vom Ende der NS-Herrschaft bis in die neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts.


Montag, 18. Juni 2012

Soziale Intelligenz: Wer auf andere zugehen kann, hat mehr vom Leben!




Soziale Intelligenz [Taschenbuch]
Daniel Goleman
, Reinhard Kreissl


Daniel Goleman promovierte als Psychologe an der Harvard University und arbeitete als Journalist bei der "New York Times" und "Psychology Today", bis er 1995 mit "Emotionale Intelligenz" den internationalen Durchbruch schaffte.
Bei Droemer erschien sein Bestseller "Soziale Intelligenz".

Weit mehr als es uns bewusst ist, hängt unser seelisches und körperliches Wohlbefinden von der Qualität unserer sozialen beziehungen ab.


Freunde machen glücklich, und ein gutes Verhältnis zu den Kollegen wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus. Denn soziale Beziehungen beeinflussen unser seelisches und körperliches Wohlbefinden und spielen eine entscheidende Rolle bei der Ausbildung unserer Persönlichkeit.

Das geschieht normalerweise unbewusst, indem wir Gefühle anderer lesen und ganz unmittelbar darauf reagieren.
Aber das Entscheidende ist: Jeder Mensch kann lernen, sich in Beziehungen intelligent zu verhalten und seine soziale Kompetenz zu stärken!


Wer auf andere zugehen kann, hat mehr vom Leben!