Samstag, 31. Oktober 2015

Eine Geschichte des amerikanischen Volkes






Eine Geschichte des amerikanischen Volkes
Gebundene Ausgabe – von Howard Zinn (Autor), Sonja Bonin (Übersetzer)

Howard Zinn, * 1922 in New York; † 27. Januar 2010 in Kalifornien) war ein einflussreicher US-amerikanischer Historiker, Politikwissenschaftler und emeritierter Universitätsprofessor der Boston University.


Den Schwerpunkt seiner Geschichtsforschung bildeten die Bürgerrechts- und Friedensbewegungen. Als Praktiker der Geschichte von unten bot Zinn eine Revision der amerikanischen Geschichtsschreibung. Sein Buch A People’s History of the United States, das in einer Auflage von mehr als einer Million erschienen ist, versucht die amerikanische Geschichte jeweils aus der Perspektive von sonst in der Geschichtsschreibung üblicherweise wenig beachteten Gruppen, darunter auch machtlosen „Opfern“, darzulegen.


Zinn war auch ein entschiedener Kritiker der Außenpolitik der Vereinigten Staaten. Er war in der Bürgerrechtsbewegung und Friedensbewegung aktiv und wurde neben Noam Chomsky zu einer der bekanntesten Figuren der amerikanischen Linken.
Zinn schreibt: „Der Ausdruck ‚gerechter Krieg‘ ist in sich widersprüchlich. Krieg ist an sich ungerecht, und die große Herausforderung unserer Zeit ist, mit dem Bösen, der Tyrannei und der Unterdrückung zurechtzukommen, ohne eine große Anzahl von Menschen zu töten.“



Eigentlich wollte der Autor nur ein dissidentes Buch schreiben - doch mittlerweile ist Howard Zinns 1980 erstmals erschienenes "A People's History of the United States" eines der einflussreichsten Geschichtsbücher der USA überhaupt.
Rund 1,5 Millionen Mal ging diese "andere Geschichte Amerikas" bisher über die Ladentische. Dank der Bemühungen des kleinen Berliner Verlags Schwarzer Freitag liegt Zinns Opus nun erstmals auch in Deutsch vor. '

Die "Geschichte des amerikanischen Volkes" erzählt die Historie von 1492 bis heute, aber nicht als Geschichte ruhmreicher Eroberer und tugendhafter Präsidenten, sondern aus der Perspektive der einfachen Leute:
 - der Indianer, die sich gegen die Genozide wehrten und brutal ermordet wurden,
 - aus dem Blickwinkel der armen Einwanderer, die in regelmäßigen Wellen in das Land geschwemmt wurden,
 - aus der Sicht der schwarzen Sklaven,
 - der einfachen Arbeiter.

Aber es ist nicht nur eine Geschichte der Besiegten. Zinn versucht, den offiziellen Helden wirkliche Helden gegenüberzustellen - etwa die Abolitionists, die eine Bewegung für die Abschaffung der Sklaverei entfachten, deren Forderungen sich Abraham Lincoln nur mit Widerwillen beugte.

Der Band ist lehrreich - und leicht zu lesen.
Von Dietrich Hoffmann



Sonntag, 25. Oktober 2015

Wider die kosmopolitische Illusion






Über das Politische:
Wider die kosmopolitische Illusion (edition suhrkamp)

Taschenbuch – von Chantal Mouffe  (Autor), Niels Neumeier (Übersetzer)
Chantal Mouffe, geboren 1943 in Charleroi, lehrt Politische Theorie an der University of Westminster. Ihr gemeinsam mit dem argentinische Politikwissenschaftler Ernesto Laclau verfasstes Buch Hegemonie und radikale Demokratie gilt als ein Grundlagentext des Postmarxismus.
Die Autoren entwickeln darin ein Modell der »agonistischen Politik«, das Mouffe in 
Über das Politische weiter ausarbeitet. In der Auseinandersetzung mit Ulrich Becks Konzept der Subpolitik und Anthony Giddens’ Programm des Dritten Wegs kommt Mouffe zu dem Ergebnis:

»Ich behaupte, es ist nicht nur konzeptionell falsch, sondern auch mit politischen Gefahren verbunden, wenn das Ziel demokratischer Politik in Begriffen von Konsens und Versöhnung anvisiert wird.
Das Streben nach einer Welt, in der die Wir-Sie-Unterscheidung überwunden wäre, basiert auf fehlerhaften Prämissen, und wer sich diese Vision zu eigen macht, muß die tatsächliche Aufgabe demokratischer Politik zwangsläufig verkennen.«


In westlichen Gesellschaften sind post-politische Konzepte des Dritten Weges derzeit en vogue. Sie propagieren eine konsensuelle Form von Demokratie jenseits der politischen Opposition von rechts und links.
Chantal Mouffe kritisiert daran, daß diese Konzepte die antagonistische Dimension des Politischen und die Ambivalenz der menschlichen Natur leugnen. Nach einer Analyse des Begriffs des Politischen, die sich auf Carl Schmitt stützt, übt Mouffe Kritik an Habermas, Rorty, Giddens und Beck. Unter Bezug auf aktuelle Probleme wie den Terrorismus deckt sie Defizite und politische Gefahren post-politischer Konzepte auf und argumentiert zwingend gegen die Möglichkeit eines universalen rationalen Konsenses und für den antagonistischen Charakter von Politik.

Über das Politische ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem aktuellen Zustand und der Zukunft der Demokratie. Chantal Mouffe ist Professorin für Politische Theorie am Centre of the Study of Democracy an der Universität Westminster.



Die populistische Dimension der Demokratie, die den Entwurf eines Volkes einfordert, gilt es zu würdigen.



In den meisten europäischen Ländern sind rechte populistische Parteien auf dem Vormarsch, und ihr wachsender Erfolg rüttelt am traditionellen politischen Gefüge zwischen den beiden Polen Mitte rechts und Mitte links. Ihre Besonderheit besteht darin, dass sie sich „an das Volk“ und gegen das gleichgültige „politische Establishment“ richten. Dieses hat das Volk mit seinen Anliegen angeblich im Stich gelassen und widmet sich nun ausschließlich den Interessen der Eliten.
In meinem Buch Über das Politische erkläre ich diese Entwicklung mit dem „Konsens in der Mitte“, den die Mitte-Rechts- und Mitte-Links-Parteien unter den Vorzeichen neoliberaler Hegemonie hergestellt haben. Dies führte dazu, dass Überlegungen über eine Alternative zur neoliberalen Globalisierung aus dem politischen Diskurs verschwanden. Eine Debatte fand kaum noch statt und die Wahlmöglichkeiten der Bürgerinnen und Bürger wurden drastisch eingeschränkt.
Viele begrüßen diesen Konsens und interpretieren ihn als Zeichen dafür, dass eine Politik der Gegensätze überflüssig geworden und die Demokratie heute reifer sei. Ich teile diese Ansicht nicht. Meinem Verständnis nach schafft diese „postpolitische“ Situation ein günstiges Klima für Parteien, die für sich in Anspruch nehmen, die Interessen all jener zu vertreten, die im bestehenden repräsentativen System keine Mitsprache zu haben glauben. Das ist nicht unbedingt etwas Schlechtes, und die populistische Dimension der Demokratie, die den Entwurf eines Volkes einfordert, gilt es zu würdigen. Das Problem ist, dass der Populismus dieser Parteien meist politisch rechts angesiedelt ist, weil sie heterogene soziale Forderungen mit fremdenfeindlichen Phrasen verbinden, die Einheit „des Volks“ mithin durch den Ausschluss von Einwanderern konstruieren.
Zunächst dachte ich, diese Parteien ließen sich am besten durch die Wiederbelebung echter Parteipolitik und die Wiederherstellung des Links-Rechts-Gegensatzes bekämpfen, der von der Politik des „dritten Wegs“ aufgeweicht wurde. Mittlerweile bin ich zu dem Schluss gelangt, dass das in den meisten Ländern nicht möglich sein wird. Wir brauchen eine andere Strategie. Leuchtet man den Zustand der „Mitte-Links-Parteien“ in Europa aus, wird klar, dass sie an den Mechanismen der neoliberalen Hegemonie eine zu große Mitschuld tragen, als dass sie eine Alternative zu bieten hätten.
Augenfällig wurde das in ihrer Reaktion auf die Krise 2008. In ihr waren sie außerstande, die sich bietenden Chancen zu nutzen, die Initiative zu ergreifen und die Macht des Staates für die Etablierung einer progressiveren Politik einzusetzen. Seither haben sie den Kompromiss mit dem System zementiert und die Austeritätspolitik nicht nur akzeptiert, sondern auch umgesetzt. Deren verheerende Maßnahmen haben Elend und Arbeitslosigkeit über Europa gebracht.

Samstag, 24. Oktober 2015

Gewaltprävention: Für die Grundschule und die Arbeit mit Kindern






Handbuch Gewaltprävention: Für die Grundschule und die Arbeit mit Kindern. Grundlagen - Lernfelder - HandlungsmöglichkeitenGebundene Ausgabe – von Günther Gugel  (Autor)Auch die Grundschule wird von Konflikten und Gewalt in vielfältigen Formen nicht verschont. Das Ausmaß ist zwar im Vergleich zu anderen Schularten (noch) geringer, doch stellt Gewalt auch hier ein gravierendes Problem dar. Verbale Grenzüberschreitungen, Mobbing, Ausgrenzung, Drohungen, Erpressungen oder körperliche Gewaltanwendungen zerstören nicht nur die Grundlagen des Zusammenlebens- und -lernens, sie stellen auch den Lernerfolg als Ganzes in Frage.

Lernen kann nur in einem Klima der Sicherheit und Anerkennung gelingen. Deshalb berührt Gewaltprävention und Umgang mit Konflikten die Basis des Lernens. Wenn soziales Lernen gefördert, die Kommunikation verbessert und Konflikte konstruktiv bearbeitet werden, so wirkt sich dies unmittelbar auf die Lernerfolge der Schülerinnen und Schüler aus.

Darüberhinaus wird Schule zu einem Ort des gewaltfreien Miteinanders, an dem man sich wohlfühlen kann. Das hier vorgestellte Konzept zur Gewaltprävention an Grundschulen geht weit über herkömmliche Präventionsprogramme hinaus. Es umfasst, auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse, einen ganzheitlichen Ansatz, der Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte, aber auch Schulstrukturen einschließt. Verhaltensänderungen sind oft nur möglich und erreichbar, wenn sich auch Verhältnisse, die dieses Verhalten stabilisieren, verändern. Beides muss im Blickfeld sein.
Das Handbuch Gewaltprävention in der Grundschule beinhaltet 18 Bausteine, die das gesamte Feld der Gewaltprävention in der Grundschule abdecken. Das Verständnis von Gewalt und Grundsätze der Gewaltprävention in Schule und Elternhaus bilden die Basis für konkrete Ansatzpunkte.
„Soziales Lernen fördern“, „Konflikte konstruktiv bearbeiten“ und „In Gewaltsituationen handeln“ bilden dabei die übergeordneten Bereiche.
Zu jedem Bereich werden ausführliche Hintergrundinformationen, Hinweise zur Umsetzung in der Schule, Materialien für Lehrkräfte, Eltern und Unterricht angeboten.



Siehe weiters: 
Handbuch Gewaltprävention II: Für die Sekundarstufen und die Arbeit mit Jugendlichen. 

Dienstag, 20. Oktober 2015

Die Kinder der Zukunft






Die Kinder der Zukunft.
Gemeinschaftserziehung als Weg einer neuen Pädagogik
 
Broschiert – von Bruno Bettelheim (Autor)
Auflagen 1971, 1973, 1980, 1982, 1999, 2000, 

Bruno Bettelheim war ein US-amerikanischer Psychoanalytiker und Kinderpsychologe österreichischer Abstammung.


Wieviel Eltern braucht ein Kind?
Schadet es Kindern, wenn sie früh aus der Obhut der Eltern einer institutionalisierten Erziehung überlassen werden?

Bettelheim beschreibt die Erziehung in israelischen Kibbuzim, führt den Alltag vor und lässt Kinder, Erzieher und Eltern zu Wort kommen. 1964 untersuchte der bekannte Erziehungswissenschaftler, Psychologe und Psychiater die Gemeinschaftserziehung in israelischen Kibbuzim.
Dort werden die Kinder bald nach der Geburt von den Eltern getrennt und leben in Säuglings-, Kinder- und Jugendhäusern. Die Eltern haben täglich nur wenige Stunden Kontakt zu ihren Kindern.

Der Bericht Bettelheims über ein Experiment, das auf den ersten Blick schockiert, ist eine Fundgrube sensationeller empirischer Einsichten.
Hier wird mit der als unanfechtbar geltenden Meinung aller psychologischen Schulen aufgeräumt, derzufolge ein Kleinkind schweren seelischen Schaden erleidet, wenn es der Obhut der Eltern entzogen wird.

Daß Kibbuzkinder trotz gelockerter Bindungen an ihre Eltern zufriedener und zugleich gefestigter aufwachsen als so manches Schlüsselkind ... signalisiert zugleich die Notwendigkeit, im Bericht über diese Gemeinschaftserziehung mehr zu sehen als nur den Bericht aus einer fremden, fernen Welt.

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Unterwerfung als Freiheit: Leben im Neoliberalismus




Unterwerfung als Freiheit:
Leben im Neoliberalismus (Neue Kleine Bibliothek)

Broschiert – von Patrick Schreiner  (Autor)
Patrick Schreiner, *1978, Politikwissenschaftler, hauptamtlicher Gewerkschafter und Publizist.
Seine Arbeitsschwerpunkte sind Finanz- und Wirtschaftspolitik, Verteilung und politische Theorie.

Weit über Politik und Wirtschaft hinaus hat sich der Neoliberalismus in unserem Denken und im Alltagsleben verankert. Patrick Schreiner fragt nach den Mechanismen, durch die Menschen neoliberale Ansätze und Ideen als gut, angemessen und alternativlos akzeptieren.

Dazu nimmt er das Bildungswesen, Ratgeberliteratur, Esoterik, Sport und Fitness, Stars, das Fernsehen, Soziale Netzwerke sowie Konsum und Lifestyle in den Blick. An diesen Beispielen zeigt Schreiner, wie der Neoliberalismus die Menschen vereinnahmt und welche Folgen das für die Einzelnen wie für die Gesellschaft hat.

Dabei wird deutlich: Neoliberalismus ist eine Ideologie, die Freiheit verspricht, aber Elend und Unterwerfung bedeutet.


Der Neoliberalismus ist eigentlich nur eine ökonomisch-politische Schule. Mittlerweile aber hat diese Idee es geschafft, auch noch den letzten Winkel des Daseins zu ökonomisieren und ist zu einer Ideologie verkommen.

Die soziale Frage wird individualisiert und hauptsächlich moralisiert. Wer "es" nicht schafft, erfolglos bleibt, ist vor allem eines: Selbst schuld!

Bildung wird zu Ausbildung pervertiert und Konkurrenz zu einem Lebenselexier hochgejazzt. Daher wird "Veränderung" nur noch als An- oder Überforderung, sowie Aufforderung zur Selbstoptimierung an den Menschen herangetragen, anstatt auf dem Weg zum "guten Leben" für alle auch den Anspruch zu haben, die Umstände zum Besseren ändern zu wollen.

Herr Schreiner arbeitet verschiedene Sachgebiete und Lebensbereiche ab, an denen er zeigt, wie sehr sich der Neoliberalismus bereits in unsere Köpfe eingeschlichen hat und wie es dazu kommen konnte. Margret Thatchers TINA-Prinzip ist das Fundament dieser Lehre, des Hohelieds von Wettbewerb und Konkurrenz, die die Menschen völlig zu vereinnahmen droht. Die ihm Freiheit verspricht, aber nur Unterwerfung für ihn bereithält.


Dienstag, 13. Oktober 2015

Bildung: Ware oder öffentliches Gut?






Bildung: Ware oder öffentliches Gut?

Broschiert – von Gesine Schwan (Autor)



Gesine Schwan, Präsidentin der Humboldt-Viadrina School of Governance und Professorin für Politikwissenschaft, ist Mitglied der Grundwerte-Kommission derSPD. Bis 2008 war sie Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder.


Bildung bleibt in Deutschland abhängig von der sozialen Herkunft. Bis zu 10 Prozent eines Jahrgangs – rund 65 000 junge Menschen im Jahr 2008 – verlassen jährlich die Schule ohne Abschluss. Noch immer sind es vorwiegend Kinder aus sozial starken und bildungsnahen Schichten, die ein Studium an Hochschulen beginnen.

Der sozialdemokratische Slogan „Aufstieg durch Bildung“ hat seine Glaubwürdigkeit verloren.Was eine erneuerte sozialdemokratische Bildungspolitik auszeichnen sollte, diskutiert Gesine Schwan in dem Buch. Sie plädiert dafür „Teilhabe durch Bildung“ zu sichern, und spricht sich nachdrücklich dafür aus, das (sozial-)demokratische Versprechen der gleichen Freiheit auch in der Bildung ernst zu nehmen und nicht einseitig ökonomischer Effizienz zu opfern. 

Bildung ist ein öffentliches Gut.


Bildung bleibt in Deutschland abhängig von der sozialen Herkunft. 10 Prozent eines Jahrgangs – zirka 80 000 sozial benachteiligte junge Menschen – verlassen jährlich die Schule ohne Abschluss. Der sozialdemokratische Slogan „Aufstieg durch Bildung“ verliert an Anziehungskraft. Was eine erneuerte sozialdemokratische Bildungspolitik auszeichnen sollte, diskutiert Gesine Schwan in ihrem vorliegenden Buch. Sie plädiert nachdrücklich dafür, (sozial-)demokratische politische Kultur zu erneuern und so dem Trend ökonomisierter – an Effizienz und Output orientierter – Steuerung im Bildungswesen entgegenzuwirken. „Teilhabe durch Bildung“ heißt ihr Ziel.

Interview mit Gesine Schwan in The European (17.01.2010): "Bologna ist pervertiert worden"


Sonntag, 11. Oktober 2015

Wie die Logik der Finanzmärkte das Wissen bedroht







Die bezifferte Welt:
Wie die Logik der Finanzmärkte das Wissen bedroht

Gebundene Ausgabe – von Colin Crouch  (Autor), 
Frank Jakubzik (Übersetzer)
Colin Crouch, geboren 1944, lehrte bis zu seiner Emeritierung Governance and Public Management an der Warwick Business School. Für sein Buch Das befremdliche Überleben des Neoliberalismus erhielt Crouch 2012 den Preis »Das politische Buch« der Friedrich-Ebert-Stiftung.


Vom Autor des Spiegel - Bestsellers Postdemokratie
Im Herbst 2014 wurde bekannt, der englische National Health Service wolle in Zukunft jedem Arzt 55 Pfund bezahlen, der bei einem Patienten Demenz diagnostiziert. Die Empörung war groß: Steigt so nicht das Risiko von Fehldiagnosen? Wissen Ärzte nicht auch ohne solche Anreize, was zu tun ist? Das Beispiel zeigt, dass die Logik des Neoliberalismus trotz der großen Krise weiterhin auf dem Vormarsch ist.
Der damit verbundene Wandel betrifft alle Lebensbereiche: Schulen, Krankenhäuser und Polizei werden im Rahmen des großen Zahlenspiels umstrukturiert und dem Diktat der Kennziffern unterworfen; aus Studenten und Fahrgästen sollen Kunden werden, die agieren wie Rechenmaschinen. Auf dem Weg in die »Informationsgesellschaft« bleibt eine zentrale Ressource auf der Strecke: das Wissen selbst.
Colin Crouch zeichnet nach, wie der Neoliberalismus alternative Formen des Wissens und der Expertise korrumpiert. Anders als seine Apologeten behaupten, ist der Markt keine perfekte Wissensmaschine, die aus anonymen Entscheidungen Transparenz herbeizaubert, im Gegenteil: Lässt man die Logik der Finanzmärkte ungehindert operieren, kann sie das Immunsystem unserer Gesellschaften zerstören.

   Pressestimmen

»Einer der scharfsinnigsten Kritiker des Neoliberalismus.«
DIE ZEIT 29.05.2015

»Ein provokantes Werk ... Es wird manch spannende Diskussion anstoßen.«
Björn Finke, Süddeutsche Zeitung 04.09.2015

»Die bezifferte Welt ist ein interessantes, aufschlussreiches Werk mit starkem politischen Einschlag. Es beleuchtet das konfliktträchtige Verhältnis zwischen Neoliberalismus und Wissenschaft aus überraschender Perspektive.«
Hans-Martin Schönherr-Mann, spektrum.de 04.09.2015

»Beeindruckend ist, wie klar, strukturiert und sortiert der Autor seine Überlegungen darlegt. Gleich zu Beginn skizziert er These, Argumentation und Aufbau des Buches, so dass sich der Leser jederzeit in dem durchaus komplexen Gedankenkonstrukt Crouchs zurechtfindet.«
Andreas Kolbe, Deutschlandfunk 07.09.2015

Samstag, 10. Oktober 2015

Theorie und Politik der Außenwirtschaft




Internationale Wirtschaft:
Theorie und Politik der Außenwirtschaft (Pearson Studium - Economic BWL)

Gebundene Ausgabe – von Prof. Dr. Paul Krugman (Autor), Maurice Obstfeld (Autor), Marc Melitz (Autor)
DIE AUTOREN:
PAUL R. KRUGMAN, der Wirtschaftsnobelpreisträger 2008, hat am MIT promoviert und lehrte seitdem an einigen der angesehensten Universitäten der USA, darunter Yale, MIT, Stanford und zurzeit Princeton. Krugman ist Begründer der Neuen Ökonomischen Geographie. In den Vereinigten Staaten ist er besonders durch seine wöchentlichen Kolumnen in der New York Times über Fachkreise hinaus bekannt geworden.
2008 erhielt Krugman den Nobelpreis für Ökonomie (Wirtschaftsnobelpreis) !



MAURICE OBSTFELD lehrt als Professor für Wirtschaftswissenschaften an der University of California in Berkeley. Maurice Obstfeld gilt als Experte für Fragen der Außenwirtschaftstheorie, insbesondere der internationalen Kapitalströme.


MARC J. MELITZ ist Professor für Wirtschaftswissenschaften 
 an der Princeton University und ab Mitte 2009 an der Harvard University.. Daneben ist er Forschungsbeauftragter des Centre for Economic Policy Research und Mitglied des National Bureau of Economic Research seit 2000.
ÜBER DEN FACHLEKTOR:
Thomas Sauer ist Professor für Volkswirtschaftslehre am Lehrstuhl für Betriebswirtschaft an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena und hat bisher alle Ausgaben des Werkes fachlich betreut.
Als Forschungsschwerpunkte nennt Sauer neben der Integration und Transformation von Wirtschaftssystemen, die Makroökonomie offener Volkswirtschaften sowie die Untersuchung von Innovation und Wachstum.

Die vorliegende 10. Auflage von „Internationale Wirtschaft – Theorie und Politik der Außenwirtschaft“ erscheint in einer Zeit, in der wir uns stärker als je zuvor des prägenden Einflusses der Weltwirtschaft auf das Schicksal, die Politik und die politischen Debatten jedes Landes bewusst sind.

Auch Jahre nach der globalen Finanzkrise von 2007/2008 wächst die Wirtschaft in den Industrieländern noch nicht schnell genug, um zur Vollbeschäftigung zurückzukehren.
Der Inhalt des vorliegenden Werks wurde gemäß dieser Entwicklungen sorgfältig aktualisiert und viele Kapitel erfuhren eine gründliche Überarbeitung.

 INHALT:
  • 1. Einführung
Teil I: Theorie des internationalen Handels
  • 2. Der Welthandel im Überblick
  • 3. Arbeitsproduktivität und komparativer Vorteil: Das Ricardo-Modell
  • 4. Spezifische Faktoren und Einkommensverteilung
  • 5. Ressourcen und Handel: Das Heckscher-Ohlin-Modell
  • 6. Das Standardmodell des Handels
  • 7. Externe Skalenerträge und die Wahl von Produktionsstandorten
  • 8. Unternehmen in der globalen Wirtschaft: Exportentscheidungen, Outsourcing und multinationale Unternehmen
Teil II: Politik des Welthandels
  • 9. Die Instrumente der Außenhandelspolitik
  • 10. Die politische Ökonomie der Handelspolitik
  • 11. Handelspolitik in Entwicklungsländern
  • 12. Streitfragen der Handelspolitik
Teil III: Wechselkurse und Makroökonomie offener Volkswirtschaften
  • 13. Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung und Zahlungsbilanz
  • 14. Wechselkurse und Devisenmarkt: Ein Vermögensmarkt-Ansatz
  • 15. Geld, Zinssätze und Wechselkurse
  • 16. Preisniveaus und Wechselkurs in langer Frist
  • 17. Produktion und Wechselkurs in kurzer Frist
  • 18. Feste Wechselkurse und Devisenmarktinterventionen
Teil IV: Internationale makroökonomische Politik
  • 19. Das internationale Währungssystem: ein historischer Überblick
  • 20. Finanzielle Globalisierung: Chancen und Krisen
  • 21. Optimale Währungsräume und die Europäische Währungsunion
  • 22. Die Entwicklungsländer: Wachstum, Krise und Reform
Teil V: Mathematische Postskripta

Montag, 5. Oktober 2015

... die Rückkehr der "deutschen Frage"






Die Plünderung Griechenlands und die Rückkehr der "deutschen Frage"
gleichheit 4/2015 - 
Peter Schwarz 



»Die deutsche Frage ist zurück«, schrieb Anfang letzter Woche die New York Times. Sie meint damit die Frage, wie Deutschland unter Kontrolle gehalten und daran gehindert werden kann, Europa zu dominieren und wie im Zweiten Weltkrieg zu zerstören.
Es häuften sich in der französischen, italienischen, britischen und der amerikanischen Presse Artikel, die der deutschen Regierung vorwerfen, sie wolle Europa beherrschen und ihrer Disziplin unterwerfen.

Das konservative französische Blatt Le Figaro schrieb, eine »antideutsche Turbulenzzone« überquere derzeit Frankreich: »Ein Teil der französischen politischen Klasse, der von den Souveränisten in der Linksfront über die Sozialisten bis zu Mitgliedern der Republikaner [der ehemaligen UMP] reicht, greift Deutschland wegen seiner Haltung in der Europäischen Union an.« Linke wie Rechte attackierten wütend das »deutsche Diktat«.

Der Figaro 
selbst warf der deutschen Regierung vor, sie habe »einem kleinen Mitgliedsland Bedingungen aufgezwungen, die früher nur mit Waffengewalt hätten durchgesetzt werden können«.


In italienischen Medien war von Staatsfolter und germanischem Machtwahn die Rede.

In der Londoner Financial Times warf Wolfgang Münchau »Griechenlands 
Gläubigern« vor, sie hätten »die Eurozone, wie wir sie kannten, und die Idee einer Währungsunion als Schritt zu einer demokratischen politischen Union zerstört« und seien »zu den nationalistischen europäischen Machtkämpfen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zurückgekehrt«.


Im Telegraph meldete sich der Londoner Bürgermeister Boris 
Johnson vom rechten Tory-Flügel zu Wort und beschuldigte »die Deutschen«, sie hätten »ein Papier vorgelegt, dessen Offenheit und Brutalität einem den Atem verschlägt«.

Wenn Griechenland im Euro 
bleiben wolle, müsse sich Athen »in einem Akt hündischer Selbsterniedrigung unterwerfen«, warf er dem deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble vor. Seine Vorschläge seien »tyrannisch«. »Man sollte ihnen heftigen Widerstand leisten.«


Der Soziologe Jürgen Habermas sagte dem Guardian, die deutsche Regierung habe »in einer Nacht all das politische Kapital verspielt, das ein besseres Deutschland in einem halben Jahrhundert angesammelt hat«. Mit »besser« meine er »ein Deutschland, dass
sich durch größere politische Sensibilität und eine post-nationale Mentalität auszeichnet«.


Das Magazin als E-Book ( PDF ohne Kopierschutz )
https://www.buchhandel.de/buch/Die-Pluenderung-Griechenlands-und-die-Rueckkehr-der-deutschen-Frage--9783886349135

Die Naziverbrechen am Peršmanhof






Persman
Die Naziverbrechen am Peršmanhof
Gebundene Ausgabe – 4. August 2014
von Lisa Rettl (Herausgeber), Gudrun Blohberger (Herausgeber)Am 25. April 1945, vierzehn Tage vor Kriegsende, wurde auf einem abgelegenen Bergbauernhof bei Eisenkappel/Železna Kapla in Kärnten, ein Verbrechen verübt: Im Zuge eines Angriffs auf die beim Peršman lagernden Partisaneneinheiten töteten Angehörige eines SS- und Polizeiregiments elf Zivilisten, fast die gesamte Familie Sadovnik, darunter sieben Kinder unter 14 Jahren.

Seit 1982 Museum und Gedenkstätte, ist der Peršmanhof der einzige Ort in Österreich, an dem die Geschichte der slowenischen Minderheit – eine Geschichte von Verfolgung und Widerstand – in einer musealen Dauerausstellung dokumentiert wird. Der durchgehend zweisprachige (dt./slow.) und reich illustrierte Band enthält sowohl zeitgeschichtliche Beiträge über das Verbrechen und seine Justizgeschichte als auch einen Museumsdokumentarteil, der mit fotografischen Ausstellungsimpressionen von Zdravko Haderlap und vermittlungspädagogisch orientierten Texten von Gudrun Blohberger eingeleitet wird.


Jahrzehnte hat es gedauert, bis in Kärnten begonnen wurde, sich mit der Verfolgung, Deportation und dem Widerstand der slowenisch sprechenden KärntnerInnen und mit dem Massaker am Peršmanhof intensiv zu beschäftigen.

Bis dahin waren diese Themen tabu und konnten erst langsam und gegen den Widerstand deutschnationaler Kreise sowie der Landespolitik offen behandelt, erforscht und diskutiert werden.


Das Buch wird zusammen mit dem Museum Peršman dazu beitragen, dass die Naziverbrechen an der Familie Sadovnik, das Leid der kärntnerslowenischen Bevölkerung unter der NS-Herrschaft, die vielfältigen Widerstandsformen mutiger Frauen, Männer und Jugendlicher, besonders den Widerstand der in den Reihen der jugoslawischen Befreiungsfront kämpfenden Kärntner PartisanInnen ins Bewusstsein v.a. der jungen Generation in Kärnten und im übrigen Österreich zu heben.

Der militärische und zivile Widerstand der kärntnerslowenischen Frauen und Männer war der effizienteste im okkupierten  Österreich. Niemals sollten wir vergessen, dass u.a. diesem Kampf das Wiedererstehen der demokratischen Republik Österreich gemäß Moskauer Deklaration zu verdanken ist.


Im zweisprachig verfassten Buch, zu dem Bundespräsident Fischer Geleitworte spendete, werden drei inhaltliche Schwerpunkte behandelt:

(1) Das Verbrechen am Peršmanhof mit einer ereignisgeschichtlichen Rekonstruktion der Ereignisse, Überlegungen zum SS- und Polizeiregiment 13 und die Justizgeschichte nach 1945.
(2) Das Museum Persman.
(3) Eine ausführliche Dokumentation relevanter Dokumente, Texte und Fotos. Damit wird ausgehend von der Geschichte der Familie Sadovnik und des Peršmanhofs ein Überblick zur Geschichte der Kärntner SlowenInnen im 20. Jahrhundert mit Verfolgung, Deportation und Widerstand gegeben.


Samstag, 3. Oktober 2015

DIVIDUUM: Maschinischer Kapitalismus und molekulare Revolution




DIVIDUUM:
Maschinischer Kapitalismus und molekulare Revolution, Band 1
 Broschiert – von Gerald Raunig (Autor)

Die jahrhundertelange Konjunktur des Individuums gerät ins Wanken.
Es beginnt das Zeitalter des Dividuellen.

Die schlechte Nachricht von Gerald Raunigs Philosophie der Dividualität ist, dass sich das Dividuelle im maschinischen Kapitalismus vor allem als Verschärfung von Ausbeutung und Indienstnahme zeigt: In Algorithmen, Derivaten, Big Data und Social Media wirkt Dividualität als ausufernde Erweiterung von herrschaftlicher Teilung und Selbstzerteilung.

Die gute Nachricht: Genau auf dem Terrain des Dividuellen wird auch eine neue Qualität von Widerstand möglich, als kritische Mannigfaltigkeit, molekulare Revolution und Con-division.
Rezensionen:
Stephanie Danner: Wege zu einer «molekularen Revolution», WOZ 22/2015
Jörg Scheller, Kunstforum International, Bd. 235, Aug/Sept 2015
Coppelius, diebresche, 25. August 2015