Donnerstag, 29. März 2012

Der Holocaust als Geschichte und Gegenwart


Deutsche - Juden - Völkermord. Der Holocaust als Geschichte und Gegenwart
[Gebundene Ausgabe]

Klaus-Michael Mallmann
, Jürgen Matthäus (Herausgeber)

Der Holocaust ist die große Wunde in der Geschichte der Zivilisation, das Verhältnis von Juden und Deutschen zwischen Schuld und Verdrängung ist offen auf immer. 20 internationale Autoren darunter einige der bekanntesten Holocaust-Historiker beschreiben das Verhältnis von Juden und Deutschen unter dem Vorzeichen des Holocaust auf dem aktuellen Stand der Forschung.

Die Nationalsozialisten planten eine Ausweitung des Holocaust auf das damalige Palästina und wollten mit arabischer Unterstützung die Entstehung eines jüdischen Staates verhindern. Dies haben Prof. Dr. Klaus Michael Mallmann von der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart und sein Mitarbeiter Dr. Martin Cüppers herausgefunden.
Nach den Forschungsergebnissen der beiden Historiker hatten die Nationalsozialisten in Athen eine Truppeneinheit in Bereitschaft gehalten, die etwa 500.000 aus Europa geflohene Juden ermorden sollte. Dieses Einsatzkommando war Erwin Rommels Afrikakorps unterstellt. Nur die Niederlage Rommels Ende 1942 in Ägypten gegen die britische Armee habe eine Ausweitung des Massenmords verhindert, schreiben die beiden Historiker in dem gerade erschienenen Band „Deutsche, Juden, Völkermord – Der Holocaust als Geschichte und Gegenwart“*).
Hätte Erwin Rommel 1942 die Truppen seines Gegners, des britischen Feldmarschalls Montgomery, in Ägypten geschlagen und wäre anschließend bis nach Palästina vorgedrungen, hätte das Einsatzkommando den Auftrag erhalten, die Juden in Palästina zu töten. Das Einsatzkommando sollte nach dem Muster der NS-Einsätze in Osteuropa arbeiten; dabei waren hunderttausende von Juden in der Sowjetunion und anderen Ländern Osteuropas ermordet worden. Die Nationalsozialistischen Machthaber wollten sich die Deutschfreundlichkeit der palästinensischen Araber für ihre Pläne zunutze machen. „Bedeutendster Kollaborateur der Nationalsozialisten und zugleich ein bedingungsloser Antimsemit auf arabischer Seit war Haj Amin el-Husseini, der Mufti von Jerusalem“, schreiben Mallmann und Cüppers. In seiner Person habe sich exemplarisch gezeigt, „welch entscheidende Rolle der Judenhass im Projekt der deutsch-arabischen Verständigung einnahm“. El-Husseini habe unter anderem bei mehreren Treffen mit Adolf Eichmann Details der geplanten Morde festgelegt.
„Die Geschichte des Nahen Ostens wäre völlig anders verlaufen und ein jüdischer Staat hätte dort wohl nie gegründet werden können, wenn das Vorhaben von Deutschen und Arabern gemeinsam in die Tat umgesetzt worden wäre“, schreiben die beiden Historiker. Glücklicherweise gelangten die Deutschen jedoch nicht bis Palästina; sie mussten sich vielmehr nach einer im November 1942 eröffneten alliierten Front in Nordafrika endgültig aus Ägypten und Libyen zurückziehen.
Klaus-Michael Mallmann, geb. 1948, ist Leiter der Forschungsstelle Ludwigsburg und Professor für Neuere Geschichte an der Universität Stuttgart. Es erschienen von ihm zahlreiche Veröffentlichungen, u.a. zus. Mit Gerhard Paul »Die Gestapo. Mythos und Realität« (2. Aufl. 2003) und »Die Gestapo im Zweiten Weltkrieg. Heimatfront und besetztes Europa« (2000). Jürgen Matthäus, geb. 1959, ist Historiker am United States Holocaust Memorial Museum in Washington.

1 Kommentar:

  1. Programmlinie: Forschung

    Der Holocaust und das Verhältnis zwischen Juden und Deutschen wird in diesem Sammelband von 20 der namhaftesten internationalen Holocaust-Spezialisten systematisch beschrieben: Sie untersuchen das Verhältnis von Juden und Deutschen vor dem Holocaust, gehen der Schuld der Täter wie der Situation der Opfer nach und wenden sich in einem vierten Block dem Umgang mit dem Holocaust nach 1945 zu.

    Mit Beiträgen von F. Bajohr, Y. Bauer, W. Benz, R. Breitmann, Chr. R. Browning, M. Cüppers, J...

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