Freitag, 30. Januar 2015

Eine Chance tut sich auf für Europa!









Eine Chance tut sich auf: nicht gegen, sondern für Europa!

Für Reformen, die diese Bezeichnung verdienen, die Wege aus der seit sechs Jahren währenden Krise weisen und soziale Erneuerung ermöglichen. Doch kaum hat der griechische Demos eine neue Regierung mit dem eindeutigen Mandat ausgestattet, das Troika-Regime zu beenden, kommt aus Brüssel und Berlin die ultimative Forderung, das Wählervotum zu ignorieren und die alte Politik fortzuführen. 2011 war man damit erfolgreich.

Am 9. November musste der damalige griechische Ministerpräsident zurücktreten. Mit Syriza ist die Lage eine andere. Binnen weniger Tage wurden der Ausverkauf des Landes (Privatisierung) gestoppt, Mindestlöhne und Renten angehoben, der Stellenabbau im öffentlichen Dienst zurückgenommen.

In einem Sozialismus extra skizziert di
e Redaktion Ausgangslage und Sofortprogramm der Regierung in Athen.
Eröffnet wird damit ein Themenschwerpunkt, in dem rot-rot-grüne Reformpotenziale auch hierzulande ausgelotet werden: In einer Diskussion zwischen Carsten Sieling (SPD) und Axel Troost (LINKE), mit ersten Erfahrungen der rot-rot-grünen Landesregierung in Thüringen von
 Susanne Hennig-Wellsow, einem kritischen Blick auf das »Modell Deutschland« von Thomas Nord und Peter Frigger, sowie Stephan Siemens’ Versuch, das gesellschaftliche Fundament progressiver Bündnisse auszuleuchten.

Neben Griechenland war Frankreich vor Kurzem Schauplatz historischer Ereignisse  – erschütternder Qualität. »Je suis Charlie« – befindet sich die französische Gesellschaft am Scheideweg?, fragt Bernhard Sander.
Zu den politischen Umwälzungen kommen die ökonomischen Erschütterungen. »Die Schatten der Krise bleiben«, sagt Joachim Bischoffmit Blick auf die Rohstoff- und Devisenmärkte.
Die Themen im Forum Gewerkschaften sind die Restrukturierung des Software-Giganten SAP (Ralf Kronig), die Rüstungsproduktion in Deutschland (Otto König/Richard Detje), Zielvereinbarungen als Methode leistungsorientierter Personalpolitik (Hermann Bueren/Stefan Konrad) und neue Ansätze wirtschaftsdemokratischer Steuerung (Helmut Martens).


Besprechungen:
Uli Cremer setzt sich kritisch mit dem imperialen Realismus (Frank Deppe) auseinander,Wolfgang Schlott rekapituliert im »Paris 1914« die Vorbereitungen des Ersten Weltkrieges, Ulrich Meditschfragt nach den Flaggensignalen von Musik und Gesellschaft und Steffi Odenwald beleuchtet die Kulturgeschichte des Christentums.
Nachruf:
Klaus Steinitz würdigt den kürzlich verstorbenen Ökonomen Harry Nick.
Film: »Die süße Gier« – für Marion Fisch eröffnet diese Geschichte die »fragile Hoffnung auf ein Leben jenseits der Kapitalrendite«.

Mittwoch, 28. Januar 2015

Wo der Wohlstand der Nationen versteckt wird






Steueroasen:
Wo der Wohlstand der Nationen versteckt wird (edition suhrkamp)

Taschenbuch – 
von Gabriel Zucman  (Autor), Ulrike Bischoff (Übersetzer)Gabriel Zucman, geboren 1986 in Paris, lehrt Wirtschaftswissenschaften an der London School of Economics.


Die Fälle Alice Schwarzer und Uli Hoeneß haben über Monate hinweg die Öffentlichkeit bewegt und leidenschaftliche, moralisch hoch aufgeladene Debatten rund um das Thema Steuerhinterziehung ausgelöst.

Aus dem Blick geriet dabei häufig, wie die Netzwerke aus Briefkastenfirmen und Steueroasen funktionieren. Zudem war es bislang kaum möglich zu beziffern, wie viel Geld der Allgemeinheit auf diesem Weg verloren geht. Mithilfe eines innovativen Verfahrens ist Gabriel Zucman nun erstmals in der Lage, eine genaue Summe zu nennen.

Zucman zeichnet die Geschichte der Steueroasen nach, bringt ans Licht, welche Manöver dabei ins Spiel kommen und fällt ein vernichtendes Urteil über alle bisherigen Gegenmaßnahmen.
Der Kampf gegen die Steuerhinterziehung kann laut Zucman aber durchaus gewonnen werden – wenn er auf der richtigen Ebene geführt wird und die Regierungen vor drastischen Lösungen nicht zurückschrecken.


»Gabriel Zucman liefert die bisher überzeugendste Untersuchung der Steueroasen und die genaueste Auswertung der über sie verfügbaren Daten. Zugleich ist sein Buch das beste über die Möglichkeiten ihrer Bekämpfung. Und Zucman hat gute Nachrichten für uns:
Europa kann sich zur Wehr setzen. Absolute Pflichtlektüre!«
(Thomas Piketty)


»Gabriel Zucman erzählt ... eine spannende Geschichte: Er weiß nicht nur Zahlen zu präsentieren, sondern bei seinen Zuhörern auch die gewünschten Vorstellungen zu wecken.«
(Uwe Jean Heuser, DIE ZEIT)


»Sein Vorgehen, trockene Daten mit politischen Forderungen zu verknüpfen, erinnert an das Auftreten von Thomas Piketty, der sein Doktorvater ist. Im Vergleich zu Pikettys Monstrum ... hat Zucman ein dünnes Büchlein geschrieben, das deutlich verständlicher ist. Seine Forderungen sind allerdings nicht weniger radikal.«
(Bastian Brinkmann, Süddeutsche Zeitung)


»Zucmans Buch überzeugt vor allem durch seinen klaren Sprachstil. Zwar verschont der Ökonom den Leser nicht mit Fachbegriffen und Zahlen, die internationalen Verflechtungen auf dem Finanzsektor stellt er jedoch verblüffend verständlich und geordnet dar, allerdings nie unideologisch.«
(Catrin Stövesand, Deutschlandfunk)


»Wir sind in diese Welt der staatsbürgerlichen Pflichtverletzung im großen Stil hineingekommen, also können wir aus ihr auch wieder herauskommen. Bücher wie dieses sind ein bewusstseinsbildender Beitrag dazu.«
(Jürgen Kaube, Deutschlandradio Kultur)


»Es macht den Charme des Buchs aus, dass es die ungebrochene Herrschaft von Bankgeheimnis, Steueroasen und Steuerflucht ebenso beredt darzustellen weiß, wie die Leichtigkeit von deren Abschaffung.«
(Arno Widmann, Frankfurter Rundschau)



Mittwoch, 14. Januar 2015

Is Greek Debt Really Unsustainable ?






Greece will go to the polls on January 25th and everybody from German conservatives to Greek leftists seems to agree: Greek public debt is unsustainable. A haircut on investors and some form of partial default – more politely known as debt restructuring – is the only answer.
Whatever value the other variables take, a primary surplus (deficit) 
reduces (increases) the debt-to-GDP ratio by an equal amount. After running deficits as far back as the eye can see, Greece posted a very substantial primary surplus of 2.7% of GDP in 2014. As Fig. 4 shows this is considerably higher than all the other countries. The gap between the Greek surplus and the Spanish deficit ratios exceeds five percentage points.
















This Occasional Paper, authored by Andrew Watt, looks at the issue of Greek debt sustainability ahead of the elections on 25th January. Watt argues that it is far from clear that Greek debt is indeed unsustainable. According to Watt, fiscal and monetary policy changes would significantly help Greece to reduce its debt burden and make some sort of debt restructuring unnecessary.
http://www.socialeurope.eu/occasional-papers/op-6-greek-debt-really-unsustainable/
This paper is published in cooperation with our partners at the Macroeconomic Policy Institute (IMK) of the Hans Böckler Stiftung.

Click the cover or here to download the paper and please feel invited to comment on the paper below.

Arbeit im freien Fall - flexibel schuften ohne Perspektive !!!






Die Lastenträger:
Arbeit im freien Fall - flexibel schuften ohne Perspektive

Taschenbuch – von Günter Wallraff (Herausgeber)


Werkvertrag, Zeitarbeit, Tagelöhner, Franchising, Sub-sub-Unternehmer, Honorarkraft oder Handschlagvertrag – nicht nur am Rande der Arbeitsgesellschaft bleibt arm und ungesichert, wer in die neuen Arbeitsrahmen eingespannt wird. Das geht in die Mitte hinein, bei Mercedes oder als IT-Experte auf dem freien Markt.
Arbeit im freien Fall.
Als wären die Erfolge von 150 Jahren Kampf für Menschenwürde in der Arbeitswelt wieder ausgelöscht. Als hätte die »Dritte Welt« in diesem Sektor der Metropolen schon Einzug gehalten.
Arbeit auf Abruf, ohne Halt und Perspektive – das haben die Logistikbranche und der Internethandel nicht erfunden. Aber sie machen dieses System täglich und stündlich effizienter. Es kommen Geschichten von Altenpflege auf Konzession oder Scheinselbstständigkeit in Weltkonzernen hinzu. Und es werden Fragen an Politik und Rechtssystem in diesem Land gestellt, die diese massenhaften Rechtsbrüche zulassen und dem schleichenden Aushöhlen von Würde und Respekt im Arbeits-leben keine Schranken setzen.

Widerstand gegen die moderne Feudalherrschaft in der Arbeitswelt scheint eher von unten zu kommen. Auch davon berichtet dieses Buch, das von Günter Wallraff herausgegeben wird und im Projekt work-watch entstanden ist, einer Einrichtung, die sich zum Ziel gesetzt hat, den neuen Arbeitsrealitäten ins Auge zu sehen. Jenseits des schönen Scheins.


Wallraff beschreibt in seinem neuen Buch „Die Lastenträger“ den Arbeitsalltag von Millionen Menschen, die unter erniedrigenden Bedingungen für miserable Bezahlung arbeiten.
Er spricht in diesem Zusammenhang von einer gewaltigen Umverteilung durch Unterbezahlung, davon dass ganze Branchen zurückfallen in frühkapitalistische Zustände.
Was spielt sich hier ab?

Diese Umverteilung hat sich in den letzten 10 bis 15 Jahren verschärft. Immer mehr Menschen können heute am gesellschaftlichen und sozialen Leben überhaupt nicht mehr teilhaben.
Die kehren der Demokratie den Rücken und gehen auch nicht mehr wählen.

Ein Grund ist die ungleiche Verteilung der Einkommen.
 - Die untere Hälfte der Pyramide – 40 Millionen Menschen in Deutschland – besitzt gerade mal ein Hundertstel des wirtschaftlichen Gesamtvermögens.
 - Das unterste Viertel besitzt gar nichts oder hat Schulden.
 - Die obersten 10 Prozent halten allein zwei Drittel des Vermögens in ihren Händen, Tendenz steigend.
Diejenigen, die von den miserablen Arbeitsbedingungen und der Unterbezahlung profitieren, verlagern dann ihre Gewinne noch in Nachbarländer, um Steuern zu sparen.

Das Buch beschäftigt sich auch mit zwei Großen des Internethandels: Amazon und Zalando.
Sie schreiben, das Prinzip des Internethandels ist überhaupt nicht so revolutionär, wie oft behauptet wird: Es geht darum, dass Händler Ware verkaufen und durch den Aufschlag für den Kunden Profit machen. Was der Internethandel aber revolutioniert, sind die
 Bestell- und Auslieferungswege. Was haben diese für Auswirkungen auf die Beschäftigten?




Freitag, 9. Januar 2015

Soumission - Unterwerfung






Unterwerfung: Roman
Gebundene Ausgabe – von Michel Houellebecq  (Autor)
Michel Houellebecq wurde 1958 auf La Réunion geboren und wuchs bei seinen Großeltern in Crécy-La-Chapelle auf.

1980 erhielt er sein Diplom als Agraringenieur, danach arbeitete er im Informatik-Bereich.
Houellebecq veröffentlichte zunächst Gedichtbände, für die er bald mit Preisen ausgezeichnet wurde. 1992 wurde ihm der Prix Tristan Tzara für »Suche nach Glück«, 1996 der Prix de Flore für »Der Sinn des Kampfes« verliehen. Der internationale Durchbruch gelang ihm mit seinem ersten Roman »Ausweitung der Kampfzone«.

Sein zweiter Roman, »Elementarteilchen«, erschien im Herbst 1998 und wurde noch im gleichen Jahr mit dem angesehenen Prix Novembre und dem Prix du Meilleur Livre de l'Année des Literaturmagazins »Lire« ausgezeichnet. Der visionäre Gesellschaftsroman erschien in über 25 Übersetzungen und wurde zum viel diskutierten Kultbuch.

Im Jahr 2000 erschienen die satirische Reiseerzählung »Lanzarote« und die Miszellaneensammlung »Die Welt als Supermarkt«. 2002 folgten ein Essay über den amerikanischen Autor H.P. Lovecraft, »Gegen die Welt, gegen das Leben«, und der Roman »Plattform«. 2009 wurde sein Briefwechsel mit Bernard-Henri Lévy, »Volksfeinde«, und 2010 die Essaysammlung »Ich habe einen Traum« veröffentlicht. 2011 erschien der Roman »Karte und Gebiet«, für den Michel Houellebecq mit dem renommiertesten französischen Literaturpreis, dem Prix Goncourt, ausgezeichnet wurde. Zuletzt veröffentlichte der DuMont Buchverlag 2014 den Gedichtband »Gestalt des letzten Ufers« und 2015 den Roman »Unterwerfung«.



Präsentation des Buches durch den Verlag:

Welches Buch könnte besser in unsere Zeit passen als dieses?

Goncourt-Preisträger Michel Houellebecq erzählt in Unterwerfung die Geschichte des Literaturwissenschaftlers François. Der Akademiker forscht im Frankreich einer sehr nahen Zukunft zu dem dekadenten Schriftsteller Huysmans, der ihn sein Leben lang fasziniert.
Zugleich verfolgt er die Ereignisse um die anstehende Präsidentschaftswahl: Während es dem charismatischen Kandidaten der Bruderschaft der Muslime gelingt, immer mehr Stimmen auf sich zu vereinigen, kommt es in der Hauptstadt zu tumultartigen Ausschreitungen.
Wahllokale werden überfallen, Autos brennen auf den Straßen. Als schließlich ein Bürgerkrieg unabwendbar scheint, verlässt François Paris ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen.
Es ist der Beginn einer Reise in sein Inneres. Unterwerfung handelt vom Zusammenprall der Kulturen und stellt Fragen zum Verhältnis von Orient und Okzident, von Judentum, Islam und Christentum Fragen, die heute so relevant sind wie nie.
Michel Houellebecq präsentiert sich als furchtloser Gesellschaftsdenker, der die bestimmenden Spannungsverhältnisse unserer Epoche mit großer Ernsthaftigkeit und zugleich mit virtuoser Ironie ausdeutet.


Kommentar im Standard

Houellebecq: Ein Nihilist und seine provokante Vision des Islam
STEFAN BRÄNDLE AUS PARIS / 2015.01.06
Autor sorgt mit Buch über einen islamischen Präsidenten Frankreichs schon vor Veröffentlichung für Wirbel

Die Fans von Michel Houellebecq erhalten Verstärkung – und zwar von rechts. Ihr Idol habe "in den Ameisenhaufen getreten", frohlockt etwa "Riposte laïque" ("laizistische Antwort"), die wie auch andere identitäre Bewegungen vor einem "Eurabia" warnt.

Eurabia – so könnte auch Houellebecqs neuer Roman heißen, doch dessen Titel ist "Soumission", und das bedeutet auch so wie der Begriff Islam: Unterwerfung. Der 58-jährige Goncourt-Preisträger beschreibt darin den Sieg des fiktiven Mohammed Ben Abbes bei der französischen Präsidentschaftswahl 2022. In der Stichwahl unterstützen Bürgerliche und Linke den Kandidaten gegen die Rechtsextremistin Marine Le Pen.

Dieses explosive Szenario hatte der Verlag Flammarion schon Ende 2014 durchsickern lassen, um das Buch ins Gerede zu bringen. Dank einer Raubkopie lässt sich die Fortsetzung des Plots bereits am PC lesen, noch bevor die 300 Seiten am Mittwoch auf Französisch und eine Woche später auf Deutsch erscheinen.

Islamisierung Frankreichs

Ben Abbes wird als "gemäßigter Muslim" geschildert, der dank saudischer Geldgeber bald ganz Frankreich islamisiert. Die Sorbonne wird zur "islamischen Universität"; ihre lesbische Direktorin wird entlassen, die Forscher und Dozenten – darunter die Romanhauptfigur François – müssen konvertieren oder abtreten. In beiden Fällen werden sie mit Ölgeldern fürstlich entschädigt.

François’ jüdische Freundin Myriam wandert nach Israel aus; die anderen Frauen tragen bald Kopfschleier; die meisten geben ihren Job auf und kümmern sich um Haushalt und Kinder. Die offizielle Arbeitslosigkeit sinkt dadurch massiv – was Ben Abbes’ bereits vergessener Vorgänger François Hollande nie schaffte.

Der dekadente Westen

Houellebecq beschreibt die Vorgänge zumeist völlig lakonisch. Als Nihilist hält er den Westen für zu schwach, zu dekadent, zu defätistisch, um dem Islam etwas entgegenzusetzen. Das auf 15 Jahre gesenkte Heiratsalter in Frankreich oder die Sexabenteuer seines Protagonisten François mit diversen Maghrebinerinnen geben Houellebecq Anlass, genüsslich mit den Themen Pädophilie und Polygamie zu spielen. Fast ebenso viel Vergnügen bereitet es ihm, den Islamisten und westlichen Wertkonservativen das gleiche – reaktionäre – Frauenbild zu unterstellen.

Houellebecq bloß Islamophobie vorzuwerfen wäre verfehlt: In der Verwirrung seiner Gefühle hegt er Faszination für das Rollenbild häuslicher Musliminnen. Mehr noch, er lässt die zum Islam bekehrte Romanfigur Robert Rediger – eine Verballhornung des real existierenden Islamistengegners Robert Redeker – den Kernsatz des Romans sagen, "dass der Gipfel des menschlichen Glücks in der absoluten Unterwerfung liegt".

Fiktion versus Realität

Raffiniert verwebt Houellebecq Fiktion mit politischer Realität. 2002 hatten Bürgerliche und Linke tatsächlich gemeinsam Jacques Chirac unterstützt, um Jean-Marie Le Pens Wahlsieg zu verhindern. Ein Mohammed Ben Abbes wäre im Élysée-Palast aber undenkbar, weil heute unter den französischen Spitzenpolitikern kein einziger Muslim ist. Das sagt viel über die hermetische Pariser Elite.

Houellebecq nimmt die Ängste einer Gesellschaft auf, die in einer tiefen Krise steckt. Alain Finkielkraut lobt Houellebecqs Visionen als "zwar unsicher, aber durchaus plausibel". Wenn die Medien und Politiker die "Überfremdung" durch Immigration in Abrede stellten, dann müsse eben die Literatur davor warnen, meint der konservative Philosoph.


Laurent Joffrin, Chefredakteur der linken Libération, sieht in dem Werk "den Einbruch oder die Rückkehr rechtsextremer Thesen in die Hochliteratur". Und der Islamexperte Abdennour Bidar belehrt Houellebecq, dass Islam nicht bloß Unterwerfung bedeute, sondern auch Hingabe und Annahme:
"Wenn der Mensch im Koran ein ‚Diener Gottes‘ ist, dann nicht im Sinn eines Sklaven, sondern als Agent der Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und göttlichen Schöpfungskraft."
Für das Enfant terrible der französischen Literatur könnte diese Präzisierung aber wohl zu subtil gewesen sein.


Dienstag, 6. Januar 2015

Meinungsmache





Meinungsmache:
Wie Wirtschaft, Politik und Medien uns das Denken abgewöhnen wollen

Taschenbuch von 
Albrecht Müller (Autor)

Viele Wähler schließen mit der Politik ab, denn diese wird zunehmend über ihre Köpfe hinweg gemacht.
Damit die Menschen trotzdem schlucken, was man ihnen vorsetzt, beeinflussen parteiische Experten und gezielte Kampagnen massiv die öffentliche Meinung. Albrecht Müller deckt auf, wer diese Kampagnen steuert und wie wir manipuliert werden.

Ein kritisches Buch für kritische Bürger, das die Lust am Zweifel weckt – eine Anleitung zum Selberdenken, die auch verrät, woran wir erkennen, dass wir manipuliert werden sollen, und wo und wie wir uns noch zuverlässig informieren können.

An vielen praktischen Beispielen wird gezeigt, dass wichtige politische Entscheidungen in strategisch geplanten Kampagnen der Meinungsbeeinflussung vorbereitet werden.
- Meinung macht Politik.
- Meinungsmache bestimmt auch wirtschaftliche Entscheidungen von Unternehmen.
- Meinungsmache bereitet Kriege vor und prägt oft die Geschichtsschreibung.

Die Theorie der demokratischen Willensbildung ist weit von dieser Realität entfernt. Wer über publizistische Macht und unbegrenzte finanzielle Mittel verfügt, bestimmt weitgehend die relevanten Entscheidungen und kann so seine Interessen durchsetzen. Wichtige Voraussetzungen für das Gedeihen d
emokratischer Willensbildungsprozesse sind nicht mehr gegeben.
Mit der Lektüre dieses Buches wird Sie vermutlich nicht nur Zorn über den Missbrauch Ihres Vertrauens erfassen.
Sie werden beim Lesen auch mehr und mehr spüren, dass es Lust bereitet, sich nichts vormachen zu lassen, selbst zu denken und seinen Gedanken wieder eine Stimme zu geben. Sie werden spüren, dass es gut tut, wieder zweifeln zu lernen.
Wenn wir mehr zweifeln würden, könnten wir uns und unseren Kindern und Enkeln hohe Belastungen ersparen. Wenn wir unserer Regierung zum Beispiel nicht so treuherzig abgenommen hätten, jede Bank sei systemrelevant, dann hätten wir Milliarden sparen können, vermutlich in der Größe eines gesamten Bundeshaushalts.
Der Begriff „systemrelevant“ steht für die teuerste denkbare Manipulation. Wir schlucken heute solche Zumutungen. Das Buch „Meinungsmache“ soll den Widerstand dagegen stärken.



Zwischen Amok und Alzheimer






Zwischen Amok und Alzheimer:
Zur Sozialpsychologie des entfesselten Kapitalismus

Broschiert – 
von Götz Eisenberg (Autor)Götz Eisenberg, geboren 1951 in ArolsenHessen, ist ein deutscher Sozialwissenschaftler und Publizist. Er arbeitet als Gefängnispsychologe in der JVA Butzbach.

Eisenberg 
bemüht sich unter Berufung auf Erich FrommKlaus Horn und Peter Brückner um eine Vermittlung sozialpsychologischer und soziologischer Ansätze. Als einer der ersten Autoren wandte er sich dem Thema „Amok“ zu. Dabei begnügt er sich nicht mit der Suche nach der individuellen Psychopathologie der Täter, sondern fragt nach den gesellschaftlichen Bedingungen, die solche Taten begünstigen. Laut Eisenberg droht der Amoklauf zur „kriminellen Physiognomie des globalen Zeitalters“ zu werden.

Der im Namen des Neoliberalismus von der Leine gelassene Kapitalismus hat ein gesellschaftliches Klima der Kälte und Feindseligkeit entstehen lassen, das sich in den Menschen als psychische Frigidität, Rücksichtslosigkeit und Indifferenz reproduziert.

Selbst auf die Kindheit fällt ein Kälteschatten: Die Gesellschaft des entfesselten Marktes bemächtigt sich der Kinder mittels elektronischer Medien. Eine derartige Form der Sozialisation fördert die Produktion von Psychopathen.
So wächst ein Menschentyp heran, der in seiner Bindungs-, Skrupel- und Gefühllosigkeit der Funktionsweise der Gesellschaft des entfesselten Marktes entspricht und sie am Leben erhält.

Doch Götz Eisenberg belässt es nicht bei dieser von ihm an vielen Beispielen konkretisierten Feststellung. Er sucht nach Auswegen. »Eisenberg macht eine alltägliche Beobachtung und knüpft einen so frappierenden Gedanken daran, dass uns ein einziger Satz den medialen Schleier von den Augen nimmt.« (Matthias Altenburg, alias Jan Seghers, Frankfurter Rundschau)