Freitag, 30. März 2012

Karrieren eines Aussenseiters


Karrieren eines Aussenseiters.
Leo Bauer zwischen Kommunismus und Sozialdemokratie 1912 bis 1972

Peter Brandt (Autor), Jörg Schumacher (Autor), Götz Schwarzrock (Autor)

Bereits mit 16 Jahren trat Leo Bauer, der aus einer jüdischen Familie stammte, 1928 in die SPD ein. 1931 wechselte er zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands und 1932 zur KPD.

Nach dem Abitur begann er ein Studium der Nationalökonomie und Rechtswissenschaft an der Berliner Humboldt-Universität, wurde aber nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 seiner jüdischen Herkunft wegen vom Studium ausgeschlossen.

Im gleichen Jahr wurde er für mehrere Monate verhaftet und emigrierte anschließend nach Frankreich. 1936 bis 1939 arbeitete er als beigeordneter Sekretär des Hohen Kommissars des Völkerbundes für Flüchtlingswesen. 1939 wurde er in Frankreich verhaftet und lebte bis zum Waffenstillstand in Internierungslagern.
Da er auf der Auslieferungsliste stand flüchtete er 1940 in die Schweiz. Oktober 1942 wurde er wegen seines illegalen Aufenthaltes und seiner Tätigkeit für die kommunistische Partei verhaftet und zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Er verbrachte 19 Monate Haft im Gefängnis St. Antoine in Genf und anschließend bis 1944 im Internierungslager.

1949 wechselte Leo Bauer nach Ost-Berlin, wurde Chefredakteur des Deutschlandsenders und trat in die SED ein. Dort fiel er bereits ein Jahr später einer politischen Säuberung zum Opfer.

1955 wurde er aus der Lagerhaft entlassen und nach Westdeutschland abgeschoben. Hier trat Leo Bauer wieder der SPD bei und arbeitete als Journalist. In den 1960er Jahren wirkte er als Berater von Willy Brandt.









1 Kommentar:

  1. Leo Bauer ist schon vor zwölf Jahren gestorben. Wer ihn kannte, hat ihn dennoch nicht vergessen. Dafür war seine Persönlichkeit zu fesselnd, zu eindrucksvoll, auch zu schillernd und – erschütternd. Nichts hätte die Wirkung dieses Mannes, der selber nie Geschichte machte, der von ihr nur ein Schicksal gemacht bekam, sinnfälliger beweisen können als die politische Biographie, die vier jüngere Wissenschaftler kürzlich über ihn veröffentlichten. Für die vier, die das „Prinzip links“ für sich in Anspruch nehmen, war die Arbeit daran ein Stück „echter eigener Trauerarbeit“ – weniger an der individuellen Lebensgeschichte Leo Bauers, sondern an „der Tragödie des organisierten Sozialismus in Deutschland seit der Weimarer Republik, insbesondere der radikalen linken Intelligenz“, aus der Leo Bauer kam:

    P. Brandt, J. Schumacher, G. Schwarzrock, K. Sühl: „Karrieren eines Außenseiters, Leo Bauer zwischen Kommunismus und Sozialdemokratie 1912 bis 1972“

    Von Nina Grunenberg

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