Dienstag, 27. März 2012

Die Welle: Bericht über einen Unterrichtsversuch, der zu weit ging

Die Welle:
Bericht über einen Unterrichtsversuch, der zu weit ging
[Taschenbuch]

Morton Rhue , Hans-Georg Noack Ein amerikanischer Geschichtslehrer möchte seiner Klasse zeigen, wie die Nazis ein ganzes Volk beherrschen konnten. Dazu erfindet er ein paar Schlagworte - Macht durch Disziplin!, Macht durch Gemeinschaft!, Macht durch Handeln! - und eine Bewegung mit eigenem Gruß:
Die Welle.

Wäre Die Welle ein Roman, man könnte den Inhalt des Buchs kaum glauben. Aber so (oder doch zumindest ähnlich) ist es wirklich passiert, in der Klasse des Lehrers Ron Jones in den USA -- einer Klasse an einer Schule also, die sich so weit weg wähnte vom deutschen Nazi-Terror, und die dann doch auf schmerzliche Weise am eigenen Leib erfahren musste, dass die Regeln des Faschismus auch heute noch funktionieren und dass es jeden treffen kann.

Doch was als Learning by Doing gedacht war, läuft bald aus dem Ruder. Die „Welle" gewinnt an der Highschool ungeahnte Popularität.
- Ihre Mitglieder definieren sich mehr und mehr nur noch durch die Organisation, durch die „Welle".
- Ein Schüler, der bisher am Rande stand, ziemlich unten in der Hierarchie, ernennt sich zum „Leibwächter" des Geschichtslehrers und ist plötzlich bei allen angesehen.
- Ihren Lehrer verehren mittlerweile alle als ihren „Führer".
- Diejenigen, die sich weigern, der Welle beizutreten, werden ausgegrenzt.
- Freundschaften werden aufgekündigt, weil der Freund/die Freundin nicht der Welle angehört.

Was als Experiment begann, endet als bedrohliche Wirklichkeit. Nur mit Mühe kann der Geschichtslehrer das Experiment wieder abblasen.
- Ein Beispiel, wie eine Massenbewegung entsteht und alle in ihren Bann zieht.
- Ein Beispiel wie faszinierend eine Bewegung sein kann, wie sie zum Selbstläufer wird


Anlässlich des 50. Geburtstages des Ravensburger Buchverlages, wurden einige Bücher neu aufgelegt und eines davon ist "Die Welle", welches ich für eine Leserunde auf Lovelybooks.de lesen durfte. Insgesamt werden 20 Meilensteine des Verlages in einer Sonderedition erscheinen. "Die Welle" wird mittlerweile in vielen Schulen für den Deutschunterricht gelesen und ich muss sagen, nachdem ich das Buch gelesen habe, das es wirklich Pflichtlektüre werden sollte. Mir selbst war das Buch unbekannt, obwohl ich schon darüber gehört hatte. Meine Kids hatten es schon gelesen, bzw. den Film gesehen und wir hatten schon vor dem Buchgewinn regen Austausch.

Ich fand die Idee des Buches wirklich beängstigend und nachdem ich nun gelesen habe, schwirrt mir die Birne vor so vielen Fragen, die das Buch auch an mich aufwirft. Wie würde ich mich verhalten? Würde ich der Welle komplett folgen und mich dabei vergessen?

Jeder von uns sehnt sich danach angenommen zu werden wie er / sie ist. Teil eines Ganzen zu werden und eben dazuzugehören. In dem Experiment des Lehrers Ben Ross, der seinen Schülern das Nazideutschland näher bringen will, sind alle Schüler plötzlich gleichgestellt. Was natürlich super ist für die Aussenseiter der Klasse. Plötzlich gehört Robert dazu und niemand sieht mehr auf ihn herab. Die Idee den Schülern durch das Experiment zu verdeutlichen wie schnell man manipuliert werden kann ist von der Grundidee nicht schlecht, nur leider verselbstständigt sich die Idee und diejenigen werden zu Aussenseitern, die sich nicht der Welle anschließen. Es erinnert von Anfang an an Nazideutschland, schon alleine durch den Drill der vorherrscht, den Wellegruß und die Tatsache, das Ben Ross plötzlich zum Führer erkoren wird.

"Macht durch Disziplin / Macht durch Gemeinschaft / Macht durch Handeln!" Dieses sind die Prinzipien der neuen Unterrichtsmethode, die Ben Ross so sehr beeindrucken, das er vergisst die Reißleine zu ziehen und sich "Die Welle" quasi verselbstständigt. Es droht zu eskalieren und erst dann beendet Ben das Experiment und hinterlässt seine Schüler sprachlos. Niemand hätte am Anfang gedacht, das sich Faschismus so schnell verbreiten könnte. Mir als Leser erschien es glaubhaft und authentisch. Als Mutter muss ich sagen wäre ich eingeschritten und hätte es nicht geduldet, das sich "Die Welle" zu einer Art Eigenleben entwickelt.

Wäre ich diejenige, die das Experiment infrage stellen würde oder würde ich mich soweit manipulieren lassen, das ich zum Mitläufer werde? Wäre ich stark genug um gegen den Strom zu schwimmen?

Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen, denn auch Lesemuffel können die 186 Seiten zügig lesen und werden dabei nicht überfordert. Illustrationen und zwischendurch etwas größere Schrift, die "Die Welle" noch einmal verdeutlichen sollen, peppen das ganze noch zusätzlich aus.

Für mich definitiv Pflichtlektüre und ein Buch, welches zum Nachdenken anregt. Alle Schüler gleichgestellt, ist schon eine sehr gute Idee, die vielleicht auch Mobbing verhindern könnte, aber sicherlich nicht durchführbar, da der Mensch eben ein Individuum ist. Wir Menschen unterscheiden uns nun einmal dadurch, das wir gänzlich verschieden sind. Dennoch sind wir Deutschen selbst manipuliert worden und sind einem Führer gefolgt, der fanatisch und gefährlich war und im Prinzip für niemanden etwas Gutes im Sinn hatte außer für sich selbst. Wie schnell so eine Machtübernahme geschieht, zeigt das Experiment des Lehrers Ben Ross.

Ich, die ich "Die Welle" nicht kannte, war wirklich sprachlos und fasziniert davon, wie schnell ein Mensch Menschen manipulieren kann und interessanterweise auch noch mitziehen und andere mitziehen wollen. Eigentlich ging es nur um die Frage, warum alle mitgemacht haben und sich nicht gegen die Nazis ausgesprochen haben. Wie kann es sein, das so viele Juden gestorben sind und keiner hat es verhindert?

Von mir muss es einfach eine Leseempfehlung geben, etwas anderes ist mir nicht möglich!!!


1 Kommentar:

  1. Die Welle (englisch The Wave) ist ein Roman aus dem Jahr 1981 von Morton Rhue, der Ereignisse an einer Highschool in einer US-amerikanischen Kleinstadt beschreibt. Die deutsche Übersetzung von Hans-Georg Noack erschien 1984 unter dem Titel „Die Welle. Bericht über einen Unterrichtsversuch, der zu weit ging“.

    Der Roman basiert auf dem Drehbuch zum Film „Die Welle“ aus dem Jahr 1981, welcher wiederum auf dem Experiment „The Third Wave“ beruht, das 1967 an einer High School in Palo Alto von Geschichtslehrer Ron Jones durchgeführt wurde.

    Bereits 1972 erschien ein kurzer Artikel von Ron Jones unter dem Titel „The Third Wave“. Jahre später fasste Ron Jones seine Erfahrungen in dem Buch „No Substitute for Madness: A Teacher, His Kids, and the Lessons of Real Life“ zusammen.

    2008 wurde eine weitere Verfilmung unter dem Namen „Die Welle“ gezeigt, die im heutigen Deutschland spielt. Allerdings unterscheidet sich der Film nicht nur durch den Handlungsort von der Buchvorlage, sondern auch durch das Ende.

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