Samstag, 27. Juni 2015

Zivilcourage kann man lernen







Zivilcourage lernen. Analysen – Modelle – ArbeitshilfenGerd Meyer / Siegfried Frech / Günther Gugel (Hrsg.)
Zivilcourage kann man lernen –
so die Grundthese dieses Buches. Allerdings bedarf es hierzu spezifischer Voraussetzungen und Bedingungen. Zivilcourage als „sozialer Mut“ ist wichtig für die Auseinandersetzung mit Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Zivilcourage ist jedoch nicht nur in akuten Not- und Bedrohungssituationen gefragt, sondern weit darüber hinaus in vielfältigen Alltagssituationen. Zivilcourage ist eine oft unbequeme demokratische Tugend in einer sozial verantwortlichen Zivilgesellschaft.

Der erste Teil des Bandes enthält wissenschaftliche Analysen zum Verständnis von Zivilcourage in der modernen Gesellschaft. Zunächst werden begriffliche und demokratietheoretische Grundlagen geklärt, dann die Ergebnisse verschiedener, insbesondere auch von empirischen Studien zu förderlichen und hinderlichen Faktoren für Zivilcourage dargestellt.

Der zweite Teil des Bandes vermittelt Erkenntnisse und Erfahrungen aus Wissenschaft und Praxis, welche Bedingungen und Chancen der Förderung von zivilcouragiertem Handeln es in verschiedenen gesellschaftlichen Handlungsfeldern gibt: am Arbeitsplatz, in der Gemeinde, an allen Schularten.

Der dritte Teil des Bandes stellt bewährte Modelle der politischen Bildungsarbeit vor, reflektiert Fragen der Evaluation und enthält vor allem konkrete Arbeitshilfen, wie man Zivilcourage und friedlichen Konfliktaustrag in Seminaren und Trainings einüben und weit über die Schule hinaus fördern kann.
Ein Serviceteil enthält eine Bibliografie sowie Hinweise auf Trainingshandbücher und Angebote von Trägern politischer Bildung in diesem Feld. Jeweils am Beginn der drei Hauptteile findet sich eine Einführung in das Themenfeld und eine Übersicht über die Beiträge.

Der Band vereint analytische, politisch-gesellschaftspraktische und pädagogisch-didaktische Zugänge im Sinne handlungsnahen Orientierungswissens. Lehrer/-innen, Dozent/-innen der Erwachsenenbildung, aber auch engagierte Bürger/-innen sollen diesen
Band ebenso wie private Träger und öffentliche Einrichtungen der politischen Bildung für ihre Arbeit verwenden können.

5 Kommentare:

  1. ZUM STAND DER FORSCHUNG: ERGEBNISSE, DESIDERATA, PERSPEKTIVEN

    Trotz der Fülle von Forschungsergebnissen, die hier exemplarisch vorgestellt und zum Teil weitergeführt
    werden, muss man doch feststellen, dass die Forschung zum Thema Zivilcourage oder sozialer Mut
    eher noch in den Anfängen steckt und die bisherigen Befunde eher Bausteine für die systematische Erforschung des Phänomens sind.

    Bisher ist Zivilcourage für die Forschung ein Spezialthema, zu dem es zwar eine größere Zahl von Aufsätzen, aber nur wenige größere Arbeiten gibt.
    Über Zivilcourage wird zwar in mindestens acht Disziplinen mit unterschiedlichen Erkenntniszielen und Methoden geforscht. Aber ein breiterer interdisziplinärer Dialog hat erst jüngst auf zwei Fachtagungen der Bundeszentrale für politische Bildung stattgefunden.
    Auch gibt es außerhalb von Deutschland bis auf wenige Ausnahmen (z. B. zum Whistleblowing) kaum Studien
    zum Thema Zivilcourage unter diesem oder einem ähnlichen Begriff, so dass die Forschungsdiskussion
    bisher nicht auf internationaler Ebene stattfindet.

    Typisch für dieses Thema ist außerdem, dass neben wissenschaftlichen Studien auch andere Medien und
    Formen der Präsentation für das Verständnis von Zivilcourage besonders aufschlussreich sind:
    - Artikel, Aufsätze und Essays;
    - Medienberichte über beispielhaftes Verhalten (Reportagen, Diskussionsrunden, Features);
    - Reden und Berichte über Preisverleihungen.

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  2. DER ERSTE WISSENSCHAFTLICH ORIENTIERTE TEIL DES BANDES

    - klärt den inzwischen fast inflationär gebrauchten Begriff der Zivilcourage und entwickelt einen konzeptuellen Rahmen für wissenschaftliche Analysen wie für die politische Bildung (und könnte so auch zu mehr Präzision in der öffentlichen Diskussion beitragen);
    - fragt nach den demokratietheoretischen und normativen Grundlagen von Zivilcourage;
    - präsentiert in Beiträgen aus unterschiedlichen Disziplinen exemplarisch wichtige Ansätze, Ergebnisse und Perspektiven wissenschaftlicher Studien zum Thema Zivilcourage und reflektiert den Stand der Forschung;
    - analysiert forschungs- und praxisbezogen Bedingungen und Faktoren, die zivilcouragiertes Handeln fördern bzw. hindern, und zeigt Ansatzpunkte für die politische Bildung auf.

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  3. Der zweite Teil des Bandes vermittelt Erkenntnisse und Erfahrungen aus Wissenschaft und Praxis, welche Bedingungen und Chancen es für die Förderung von Zivilcourage in verschiedenen gesellschaftlichen Feldern gibt, macht dazu Handlungsvorschläge und stellt exemplarische Praxismodelle vor, wie man sozialen Mut stärken kann, insbesondere:

    > am Arbeitsplatz (Deiseroth);
    > durch pädagogisch-praktisches Handeln in Schule und Erwachsenenbildung (Singer, Frech, Kleff/Seidel, Krahulec);
    > in der Gemeinde (Siebert, Andreoli/Lüthi);
    > durch die (staatlich unterstützte) Aktivierung der Bürgergesellschaft (Dovermann, Roos).
    .
    Wir verstehen Zivilcourage als einen Typus öffentlichen demokratischen Handelns, das durch soziales Lernen und politische Bildung, durch verantwortliches Handeln und praktische Erfahrung gefördert werden kann.

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  4. Der dritte Teil des Bandes stellt ausgewählte Seminarmodelle, Trainings und Projekte der politischen Bildungsarbeit vor und reflektiert in einem abschließenden Beitrag Möglichkeiten und Standards der Evaluation.
    Dieser Buchteil enthält zum einen Werkstattberichte, die Einblicke in die schulische und außerschulische Bildungsarbeit vermitteln, zum anderen ausführlich beschriebene Seminarmodelle.
    Diese Trainings- und Seminardesigns sind mit detaillierten didaktisch-methodischen Erläuterungen, mit konkreten Hinweisen zum Vorgehen, mit Seminarmaterialien und Kopiervorlagen versehen.
    Die Werkstattberichte und Seminarmodelle richten sich an Dozenten und Dozentinnen in Einrichtungen der Jugend- und Erwachsenenbildung, an Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen, an Lehrerinnen und Lehrer sowie an Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in friedenspädagogischen und antirassistischen Projekten.
    .
    Die meisten Beiträge folgen in ihrer Darstellung einem einheitlichen Raster:

    > Die pädagogische Konzeption, der Ansatz und die Grundlinien des Seminarmodells oder Trainings werden geschildert.
    > Das dem Seminar oder Training zugrunde liegende Verständnis von Zivilcourage wird kurz erläutert.
    > Neben einer kurzen Beschreibung der angestrebten Lernziele nehmen die didaktisch-methodischen Erläuterungen und Verlaufspläne sowie die Methoden und Materialien breiten Raum ein.
    > Erfahrungen, Erfolge und die Reichweite der unterschiedlichen Seminare und Trainings werden in aller Regel erörtert. Im Sinne einer kritischen Reflexion schildern die Autorinnen und Autoren die Schwierigkeiten und „Klippen“ ihrer Seminar- und Trainingsarbeit.
    > Die Beiträge im dritten Teil des Bandes werden im Serviceteil (Teil IV) ergänzt durch die Kurzbeschreibungen aller Initiativen und Träger von Bildungsangeboten in diesem Bereich. Diese Kurzporträts geben auf je einer Seite einen Überblick zu folgenden Punkten: Anbieter/Träger, Bildungsziele, Verständnis von Zivilcourage, methodischer Ansatz, Zielgruppen, Praxisformen und Aktionsfelder. In den Kurzbeschreibungen stellen wir außerdem Bildungsträger und Initiativen vor (z. B. Kurve Wustrow – Bildungs- und Begegnungsstätte für gewaltfreie Aktion e. V./Wendland; Zentrum für Friedenskultur/Siegen), die an den, diesem Buch zugrunde liegenden Tagungen aktiv teilnahmen, hier aber nicht mit einem eigenen Beitrag vertreten sind.
    .

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  5. Zivilcouragiertes Handeln
    Wer mit Zivilcourage handelt,tritt aktiv vor allem für allgemeingültige Werte, für legitime Interessen ein.
    Welche Werte und Interessen im Sinne des Gemeinwohls angesehen werden können, orientiert sich hier am ethischen Minimalkonsens über grundlegende Werte, über Grund- und Menschenrechte!

    Werte welche Zivilcourage auszeichnen
    - Menschenwürde
    - Gemeinwohlorientierung
    - Gleichheit, Gerechtigkeit, Rechtsstaatlichkeit
    - soziale Verantwortung
    - gegen Diskriminierung
    - Leid vermindern, Notlagen lindern
    - gegen physische jedoch auch psychische Gewalt
    - Frieden und Völkerverständigung
    - u.v.m., ...

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