Sonntag, 21. Juni 2015

Kosten-Nutzen-Analyse einer kommunalen Familienzeitpolitik






Kosten-Nutzen-Analyse einer kommunalen Familienzeitpolitik

Obwohl die Rahmenbedingungen für die zeitliche Gestaltung des Familienlebens von überragender Bedeutung für das Gelingen von Familie sind, ist Familienzeitpolitik noch relativ neu. In Deutschland wurde sue mit dem Siebten Familienbericht aus dem Jahr 2006 neben der Bereitstellung der Betreuungsinfrastruktur und finanziellen Unterstützungsleistungen für Familien als dritte Säule der Familienpolitik etabliert. Dabei wurde deutlich, dass Zeitprobleme von Familien häufig zu bedeutenden Teilen daraus resultieren, dass sich verschiedene, für die Familien relevante Zeitstrukturen schlecht miteinander in Einklang bringen lassen.
So sind etwa Öffnungszeiten von Betreuungseinrichtungen, Arbeitszeiten und Fahrzeiten im öffentlichen Nahverkehr häufig schlecht aufeinander abgestimmt.

Verbesserte Möglichkeiten für die Zeitgestaltung von Familien können vorwiegend auf kommunaler Ebene geschaffen werden, insbesondere durch eine bessere Abstimmung der lokalen Zeitstrukturen und eine bedarfsgerechte Gestaltung zeitlicher Unterstützungsangebote für Familien. Dennoch ist es bisher noch nicht gelungen, kommunale Familienzeitpolitik systematisch als Teil der Kommunalpolitik zu etablieren.

Ein zentraler Grund hierfür ist, dass kaum wissenschaftliche Untersuchungen zu kommunaler Familienzeitpolitik vorliegen. So ist es für die Entscheidungsträger schwierig, die positiven Effekte zeitpolitischer Maßnahmen auf kommunaler Ebene abzuschätzen.
Für kommunale Entscheidungsträger verbindet sich mit der Herausforderung, Familienzeitpolitik als kommunale Aufgabe umzusetzen,  immer auch die Frage, welche Kosten mit welchem Nutzen einhergehen. Familienzeitpolitik muss sich für Kommunen „rechnen“ und der Nutzen muss Kosten und Aufwand rechtfertigen können. 

Die vorliegende Studie, die vom IW Köln im Auftrag des BMFSFJ erarbeitet wurde, stellt konzeptionelle Umrisse einer Kosten-Nutzen-Analyse und modellhafte Berechnungen vor. Für kommunale Entscheidungsträger und Lokale Bündnisse für Familie bietet die Studie erste Ansätze für solche Berechnungen und kann ihnen als eine Argumentationsgrundlage für Familienzeitpolitik dienen.

1 Kommentar:

  1. Zeit ist ein zentraler Faktor für das Gelingen von Familie: Für eine positive Entwicklung ist es
    notwendig, dass der Tagesablauf von Kindern durch eine verlässliche altersgerechte Betreuung
    begleitet wird. Um das Familieneinkommen zu sichern, benötigen die Eltern für ihre Erwerbsarbeit
    Zeit. Gleichzeitig benötigen sie auch genügend Eigenzeiten und Freizeit, um ihre physische
    und psychische Gesundheit zu erhalten. Zudem sind auch gemeinsame Paarzeiten für
    das Gelingen der Partnerschaft und damit für die Stabilität von Familien erforderlich. Gelingt
    es nicht, diese und weitere Zeitbedürfnisse in ausreichendem Maße zu befriedigen, kann das
    nicht nur für die einzelnen Familienmitglieder nachteilig sein, sondern auch die Familie als
    Ganzes belasten (BMFSFJ, 2006).

    Obwohl die Rahmenbedingungen für die zeitliche Gestaltung des Familienlebens von überragender
    Bedeutung für das Gelingen von Familie sind, ist Familienzeitpolitik in Deutschland
    noch relativ neu. Erst mit dem Siebten Familienbericht aus dem Jahr 2006 wurde sie neben der
    Bereitstellung der Betreuungsinfrastruktur und finanziellen Unterstützungsleistungen für
    Familien als dritte Säule der Familienpolitik etabliert (BMFSFJ, 2006). Vertiefende Analysen
    darüber, wie Familienzeitpolitik ausgestaltet werden sollte, wurden im Achten Familienbericht
    aus dem Jahr 2011 vorgelegt (BMFSFJ, 2012a). Dabei wurde deutlich, dass Zeitprobleme von
    Familien häufig zu bedeutenden Teilen daraus resultieren, dass sich verschiedene, für die
    Familien relevante Zeitstrukturen schlecht miteinander in Einklang bringen lassen. So sind
    etwa Öffnungszeiten von Betreuungseinrichtungen, Arbeitszeiten und Fahrzeiten im öffentlichen
    Nahverkehr häufig schlecht aufeinander abgestimmt.

    Verbesserte Möglichkeiten für die Zeitgestaltung von Familien können vorwiegend auf kommunaler
    Ebene geschaffen werden, insbesondere durch eine bessere Abstimmung der lokalen
    Zeitstrukturen und eine bedarfsgerechte Gestaltung zeitlicher Unterstützungsangebote für
    Familien. Dennoch ist es bisher noch nicht gelungen, kommunale Familienzeitpolitik systematisch
    als Teil der Kommunalpolitik zu etablieren. Ein zentraler Grund hierfür ist, dass kaum
    wissenschaftliche Untersuchungen zu kommunaler Familienzeitpolitik vorliegen. So ist es für
    die Entscheidungsträger schwierig, die positiven Effekte zeitpolitischer Maßnahmen auf kommunaler
    Ebene abzuschätzen. Um dies zu ändern, werden im Folgenden die konzeptionellen
    Umrisse einer Kosten-Nutzen-Analyse zu kommunaler Familienzeitpolitik entwickelt und der
    ökonomische Nutzen kommunaler Familienzeitpolitik wird am Beispiel der Fachkräftesicherung
    quantifiziert.

    Dabei wird in fünf Schritten vorgegangen. Im ersten Schritt werden in Kapitel 2 die für die
    Gestaltung kommunaler Familienzeitpolitik wichtigsten konzeptionellen Grundlagen dargestellt.
    Im zweiten Schritt werden in Kapitel 3 Indikatoren für eine gelingende kommunale
    Familienzeitpolitik vorgestellt. Im dritten Schritt wird in Kapitel 4 diskutiert, welchen ökonomischen
    Nutzen kommunale Familienzeitpolitik haben kann, wobei ein Schwerpunkt auf
    positive Effekte für die Kommunalfinanzen gelegt wird. Im vierten Schritt wird in Kapitel 5
    erläutert, welche Faktoren eine Kosten-Nutzen-Analyse kommunaler Familienzeitpolitik
    beeinflussen. Im fünften Schritt werden in Kapitel 6 am Beispiel der Fachkräftesicherung die
    durch zeitpolitische Maßnahmen in den Bereichen Kinderbetreuung und ÖPNV erzielbaren
    Mehreinnahmen für die öffentliche Hand quantifiziert. Kapitel 7 fasst die Ergebnisse zusammen.

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