Mittwoch, 24. Juni 2015

Die letzten Tage der Menschheit







Die letzten Tage der Menschheit ist eine „Tragödie in 5 Akten mit Vorspiel und Epilog“ von Karl Kraus. 

Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs schwieg Karl Kraus zunächst öffentlich, seine Zeitschrift Die Fackel erschien auch nach der üblichen Sommerpause nicht. Erst am 19. November 1914 hielt er in seiner 80. Vorlesung die „Anrede“ In dieser großen Zeit, die auch in der kurz darauf erscheinenden Nummer von Die Fackel erschien. Darin wandte er sich entschieden gegen den Krieg.
Die Tragödie in 5 Akten mit Vorspiel und Epilog ist in den Jahren 1915–1922 als Reaktion auf den Ersten Weltkrieg entstanden. In über 200 nur lose zusammenhängenden Szenen, die auf wahren Quellen beruhen, wird die Unmenschlichkeit und Absurdität des Krieges dargestellt.


Karl Kraus selbst hatte das Stück für unspielbar erklärt. Im Vorwort zur Buchausgabe schrieb er: Die Aufführung des Dramas, dessen Umfang nach irdischem Zeitmaß etwa zehn Abende umfassen würde, ist einem Marstheater zugedacht. Theatergänger dieser Welt vermöchten ihm nicht standzuhalten.

Und laßt der Welt, die noch nicht weiß, mich sagen,
Wie alles dies geschah; so sollt ihr hören
Von Taten, fleischlich, blutig, unnatürlich,
Zufälligen Gerichten, blindem Mord;
Von Toden, durch Gewalt und List bewirkt,
Und Planen, die verfehlt, zurückgefallen
Auf der Erfinder Haupt: dies alles kann ich
Mit Wahrheit melden.

siehe auch:
http://gutenberg.spiegel.de/buch/die-letzten-tage-der-menschheit-4688/2


Karl Kraus(* 28. April 1874 in JičínBöhmen; † 12. Juni 1936 in Wien) war einer der bedeutendsten österreichischen Schriftsteller des beginnenden 20. Jahrhunderts. Er war PublizistSatirikerLyriker, Aphoristiker, Dramatiker, Förderer junger Autoren, Sprach- und Kulturkritiker sowie vor allem ein scharfer Kritiker der Presse und des Hetzjournalismus oder, wie er selbst es ausdrückte, der Journaille.
Als Sohn eines Papierfabrikanten war Kraus finanziell weitgehend unabhängig.
Den "ersten Schriftsteller unserer Zeit" hat Bertolt Brecht ihn 1934 genannt: Karl Kraus hat mit den 37 Jahrgängen der FACKEL der Nachwelt ein Riesenwerk überliefert. Der Fünfundzwanzigjährige begründet seine Zeitschrift mit dem Vorsatz, "Clubfanatikern und Fractionsidealisten" die Stirn bieten zu wollen.

Als Ende Juli 1934 die Leser darüber Auskunft erhalten, "Warum die Fackel nicht erscheint", erläutert der Sechzigjährige seinen Satz "Mir fällt zu Hitler nichts ein" mit der Bemerkung, dass es Übel gibt, vor denen, "was man die Stirn bieten nennt", "aufhört eine Metapher zu sein", weil das Gehirn hinter dieser Stirn, "das doch an solchen Handlungen seinen Anteil hat", keines Gedankens mehr fähig ist: "Ich fühle mich wie vor den Kopf geschlagen".



1 Kommentar:

  1. »Die unwahrscheinlichsten Taten, die hier gemeldet werden, sind wirklich geschehen ...

    Die unwahrscheinlichsten Gespräche, die hier geführt werden, sind wörtlich gesprochen worden; die grellsten Erfindungen sind Zitate.« (Karl Kraus, Vorwort zu »Die letzten Tage der Menschheit«) Karl Kraus schrieb »Die letzten Tage der Menschheit« unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs zwischen 1915 und 1922. In den lose zusammenhängenden Szenen, die oft authentische Quellen nutzen, spiegelt sich die Absurdität, die menschlichen Abgründe, der Zynismus und die Brutalität dieses ersten modernen Krieges wider, eines Krieges, der mit Bajonetten anfing, in dessen Verlauf das Töten durch Giftgas, U-Boote, Panzer, Maschinengewehre und Flugzeuge erstmals eine großindustrielle Dimension bekam.

    Für die Graphic Novel wurden die wichtigsten Szenen ausgewählt und die Originaltexte behutsam angepasst. Karl Kraus erweist sich dabei auf erschreckende Weise hochaktuell.

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