Montag, 15. Juni 2015

Kapitalismus oder Demokratie






Widerstand - Kapitalismus oder Demokratie
Conrad Schuhler, ISW Report #96


Kapitalismus und Demokratie streben immer weiter auseinander. Die „Märkte“ erzwingen eine Politik, die sich „nach den Wünschen der Anleger“ richtet, so der damalige Chef der Deutschen Bank, Rolf Breuer. Bundeskanzlerin Merkel hat das so übersetzt, dass die Politik „marktkonform“ zu geschehen hat. Die Imperative von US-Präsident Lincoln von 1863: Demokratie sei „Regierung des Volkes, durch das Volk, für das Volk“, gelten längst nicht mehr. Aus der „Volksherrschaft“ wurde ein Regeln-Verfahren, in dem die Eliten von Kapital und Politik, von Medien und Kultur die Regeln für Politik und Ökonomie vorgeben. Frank Schirrmacher, Mit-Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, spricht von einem „Kurssturz des Republikanischen“. Der britische Soziologe Colin Crouch von „Postdemokratie“, wo „sich politische Verfahren und die Regierungen zunehmend in eine Richtung zurückentwickeln, die typisch war für vordemokratische Zeiten: der Einfluss privilegierter Eliten nimmt zu, in der Folge ist das egalitäre Projekt zunehmend mit der eigenen Ohnmacht konfrontiert“.
Die Alternative zu dieser Entwicklung – Kapitalismus ohne Demokratie – wäre und muss sein: Demokratie ohne Kapitalismus.
Der isw-Report untersucht diese Fragen: Woher rühren und was sind die Prinzipien der „bürgerlichen Demokratie“? Welche gravierenden Verschlechterungen hat der Wandel zum Neoliberalismus gebracht? Wieso schicken sich die „Subalternen“, die unterlegenen Klassen, in ein Regime, das ihnen ständig schlechtere Arbeits- und Lebensbedingungen vorsetzt? Wer setzt sich zur Wehr, welche Gruppen bilden die Protestbewegung global und in Deutschland? Was nötig ist, um eine wirkliche Demokratie herzustellen – nämlich die Demokratisierung der Wirtschaft. Wie kann eine Wirtschaftsdemokratie der Zukunft aussehen – was lernen wir aus den Versuchen der Vergangenheit? Und schließlich: Widerstand als zentrale Kategorie der Kämpfe der nächsten Phase. Gegen die wachsenden Zumutungen und Ungeheuerlichkeiten des neoliberalen Systems müssen alle Formen des „legitimen“ Protests eingesetzt werden wie auch die des zivilen Ungehorsams, wie er beispielhaft von der Blockupy-Bewegung praktiziert wird. Dieser Widerstand gegen den Neoliberalismus wird als Transformationsstrategie hin zu einer neuen Gesellschaft der sozialen und ökonomischen Solidarität geschildert, deren Strukturen einer denkbaren Zukunft gegenüber dem tödlichen Modell des Neoliberalismus dargestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
  1. „Bürgerliche Demokratie“ war und ist ein System der Klassenherrschaft des Kapitals
  2. Neoliberalismus – die Demokratie muss als ernster Störfaktor aus dem Weg geräumt werden
  3. Neoliberale Hegemonie: Resignation der Verlierer – „Exklusive Solidarität“ der Stammbelegschaften – Wettbewerbskorporatismus der Gewerkschaften – „rohe Bürgerlichkeit“ der Sieger
  4. Proteste: Teilnehmer und Konfliktlinien überwiegend „bürgerlich“?
  5. Die Demokratie muss ausgebaut werden – die Herstellung der Demokratie verlangt die Demokratisierung der Wirtschaft
  6. Widerstand – die entscheidende Größe für das Selbstbewusstsein der „Subalternen“, für die Mobilisierung zum Kampf um Demokratie
  7. Wirtschaftsdemokratie – das Ziel und der Weg dahin
  8. Widerstand und Demokratisierung als Transformationsstrategie gegen den Neoliberalismus
  9. Literaturverzeichnis




1 Kommentar:

  1. Der Kapitalismus dominiert und kontrolliert unser aller Leben – zum Nutzen Weniger, zum Schaden Vieler!

    Wirtschaftlicher Rahmen
    Österreich ist Teil der kapitalistischen Weltwirtschaft und erlebt alle Höhen und Tiefen entsprechend mit. Die 2007 begonnene Krise ist nicht vorbei: Das ist der zentrale Punkt aller wirtschaftlichen Analysen und muss immer mitbedacht werden. Die SLP und das CWI haben sich in zahlreichen Dokumenten mit der Situation der Weltwirtschaft beschäftigt. Hier ist nicht der Platz, um diese Punkte zu wiederholen, wir verweisen aber auf Texte auf ww.slp.at bzw. www. socialistworld.net.

    1. Glaubt man der Propaganda der Regierung, ist die wirtschaftliche Situation in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern besser.
    Das ist nichts anderes als ein Versuch der Beschönigung durch einen Verweis darauf, dass es woanders noch katastrophaler ist. Die tagtägliche Lebensrealität passt immer weniger zur Wohlfühlpropaganda der Herrschenden – und das macht wütend.
    Tatsächlich befürchten 2/3, dass es der kommenden Generation schlechter gehen wird (Generali-Umfrage August 2014).

    2. Die noch relativ besseren Wirtschaftsdaten liegen aber nicht in einer besonders guten Wirtschaftspolitik der Regierung, sondern haben im Wesentlichen zwei Gründe:
    erstens die starke Verflechtung der heimischen mit der deutschen Wirtschaft (v.a. durch Exporte), die noch relativ stark ist.
    Zweitens wurde der Sozialabbau von einem relativ hohen Level aus begonnen (das die ArbeiterInnenbewegung v.a. in den 1950er bis 70er Jahren erreicht hatte). Da dauert es einfach länger, bis man unten ankommt.

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