Dienstag, 5. August 2014

Die Reichen werden immer reicher ...





Das Heft 7-8

Juli / August 2014 | 41. Jahrgang | Heft Nr. 387
Joachim Bischoff / Bernhard Müller: Piketty, Das Kapital des 21. Jahrhunderts

Der moderne Kapitalismus = eine oligarchische Gesellschaft?

Thomas Piketty, ein Ökonom, der sich seit etlichen Jahren mit dem von Anthony Atkinson und Emmanuel Saez geprägten Feld der Verteilungsverhältnisse in den kapitalistischen Gesellschaften beschäftigt, hat in der Wissenschaft und der öffentlichen Diskussion einen Bruch mit überlieferten Bewertungen und gesellschaftlichen Sichtweisen ausgelöst. 
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http://www.sozialismus.de/vorherige_hefte_archiv/supplements/liste/detail/artikel/pikettys-kapital-im-21-jahrhundert/
Jörg Berlin: Kriegsbegeisterung und Kriegsgegnerschaft am Vorabend des Ersten Weltkriegs in Hamburg

»Dat sind all Lüt, de nich mit brukt.«

Mit Siegesparolen beschriftete Eisenbahnwaggons und jubelnde, begeisterte Menschenmengen – solche Szenen werden zumeist mit der Stimmung der Deutschen bei Ausbruch des 1. Weltkriegs assoziiert. Entsprechende Vorstellungen von Kriegsbegeisterung werden zudem durch populäre Darstellungen der Julikrise von 1914 verstärkt. Auch für Hamburg ist dieses Bild jedoch zu undifferenziert. 
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Michael Schlecht

GroKo: Stärkung der Tarifautonomie?

In den letzten Jahren sind die Löhne wieder gestiegen, auch preisbereinigt. Jedoch ist dies nur eine Mini-Korrektur der dramatisch schlechten Lohnentwicklung seit 2000. 
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Europa danach
Heinz Bierbaum
Die neue politische Landschaft Europas
Kräfteverhältnisse und Aufgaben der Linken nach der Europawahl
Bernhard Sander
Der Front National erschüttert Frankreich - und Europa?
Christina Ujma
Triumph und Spaltung. Italiens Linksparteien nach der Europawahl /
Zum 30. Todestag von Enrico Berlinguer
Joachim Bischoff
Mehr Gas für den Wachstumsmotor?
Karl Georg Zinn
Denk bar oder der monetäre Rettungsring im eiskalten Stagnationsstrudel

Verliert der Kapitalismus alle Maßstäbe?

Joachim Bischoff / Bernhard Müller
Der moderne Kapitalismus = eine oligarchische Gesellschaft?
Piketty: Das Kapital des 21. Jahrhunderts
Jürgen Leibiger
Das Märchen vom Volksvermögen (zu Berger, Wem gehört Deutschland?)
Fritz Fiehler
Das fiktive Kapital - Schlüssel für den Finanzmarkt-Kapitalismus

1914: Äußere und innere Kriegsgründe

Heiner Karuscheit
Macht und Krieg
Strategische Fehler der Linken vor dem Weltkrieg - gestern und heute
Jörg Berlin
»Dat sind all Lüt, de nich mit brukt.«
Kriegsbegeisterung und Kriegsgegnerschaft am Vorabend des Ersten Weltkriegs in Hamburg

Forum Gewerkschaften

Vasco Pedrina
Für eine offensive Strategie
Ein soziales Europa ist dringender denn je!
Michael Schlecht
GroKo - Stärkung der Tarifautonomie?
Ursula Schumm-Garling
Für eine neue Politik der Arbeit

Marxismus zwischen Politik und Philosophie

Christoph Lieber
Ist es einfach, als Kommunist auch Marxist zu sein?
W.F. Haug macht Althusser zum »Nietzsche des Marxismus«: Einspruch!
Jörg Roesler
Das nächste Mal mehr Demokratie und Transparenz (zu Steinitz/Walter, Plan - Markt - Demokratie)
Jens Grandt
Der Coup des Marek Krieger und die umstrittenen Folgen
Wie die ökonomischen Manuskripte von Marx nach Moskau kamen

Veranstaltungen | Film

Veranstaltungen & Tipps
Marion Fisch
Zeit der Kannibalen (Filmkritik)




1 Kommentar:

  1. Wann wachen wir auf?
    Gerechtigkeit Gegen die wachsende Schere zwischen Arm und Reich hilft nur noch eine antikapitalistische Revolte à la 1968. Pikettys Buch macht klar, dass es Zeit ist, sie zu erneuern.

    Jede von einem Buch ausgelöste Debatte, die sich der Einsicht wenigstens nähert, dass Kapitalismus immer auch Zwangswachstum bedeutet, ist nützlich. Bei Thomas Piketty, dessen Buch Capital in the Twenty-First Century jetzt auch auf Deutsch erschienen ist, stellt sich Wachstum zwar nicht als Zwang dar, sondern nur als eine ständige Tatsache; darin unterscheidet er sich von Karl Marx, Max Weber, John Maynard Keynes oder von Hans Christoph Binswanger, der die Ökosteuer angeregt hat. Aber das ist kein Wunder, da er unter dem Wachstum nicht leidet. Was ihn einzig umtreibt, ist die sich immer weiter öffnende Schere von Arm und Reich. Er ist eben ein Sozialdemokrat. Trotzdem rückt sein Buch das Entscheidende am Kapitalismus ins Zentrum der Aufmerksamkeit: nämlich dass die Begriffe Kapital und Wachstum praktisch austauschbar sind. Und das ist gut so.

    Die Folgeerscheinung, die Pikettys Thema ist, ist auch wahrlich wichtig genug. Wachstum ist nicht gleichmäßig verteilt, sondern Kapitalismus bedeutet, dass Kapitaleinkünfte stärker wachsen als Einkommen aus Arbeit. Das ist der Zwang, den Piketty empirisch beweist. Zwar scheint seine These mit der Entwicklung zwischen 1930 und 1975 nicht so recht übereinzustimmen; aber das Buch kann zeigen, dass die Ungleichheit der Einkommen damals nur wegen besonderer Umstände nicht wuchs. Auch sein Vorschlag, dass es eine sehr starke Progression bei der Einkommensteuer geben müsste, ist begrüßenswert.

    Wenn man mit seinem Ansatz die Geschichte der Bundesrepublik durchleuchtet, findet man ihn natürlich bestätigt. Der Rheinische Kapitalismus war besser und war leider 1975 vorbei. Bis ungefähr 1967 gab es immer gerade so viel Kapital, wie für den erweiterten Wiederaufbau der durch den Weltkrieg zerstörten Volkswirtschaft gebraucht wurde. In einer solchen Situation hängt jedes Einkommen von allen anderen ab; die Reichtumsschere öffnet sich nur leicht.

    Heute hingegen mangelt es dem Kapital an Anlagemöglichkeiten – in der Bundesrepublik sowieso, aber auch in der ganzen Welt –, die zugleich produktiv und profitabel wären. Weil es deshalb auf die Finanzmärkte ausweicht, wächst die Reichtumsschere. Es wäre in der Tat besser, überschüssige Kapitaleinkünfte durch Steuern öffentlich abzuschöpfen und mit ihnen inländische wie weltweite Aufgaben auch dann zu bewältigen, wenn kein Profit dabei herausspringt. Freilich dürfte diese Lösung ohne Revolution nicht zu haben sein.

    Das spricht aber nicht gegen, sondern für Pikettys Buch. Bereiten wir also den Aufstand gegen das Kapital vor! Aber spätestens wenn wir das tun, müssen wir genau wissen, wogegen sich der Aufstand richtet. Wenn es nur darum gehen sollte, die Reichtumsschere abzuschaffen, und nicht auch deren Ursache, den Wachstumszwang, wird sich die Ungerechtigkeit immer wieder neu reproduzieren.

    Man könnte die Geschichte der Bundesrepublik ja auch so erzählen: Zunächst ist das Kapital nur in dem Maße gewachsen, wie es die Umstände im Wirtschaftswunderland ermöglicht und erfordert haben. Das aber hatte ein Ende. Und da hätte man den Kapitalismus beenden sollen. Von da an war es vernünftig, zu einer Produktionsweise überzugehen, die immer nur dort wächst, wo Wachstum sinnvoll erscheint, von Fall zu Fall also statt zwanghaft. Ganz passend kam es damals zur antikapitalistischen Revolte, der von 1968. Pikettys Buch macht jedenfalls klar, dass es Zeit ist, sie zu erneuern.

    MICHAEL JÄGER
    der Freitag

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