Mythen der Ökonomie:
Anleitung zur geistigen Selbstverteidigung in Wirtschaftsfragen [Taschenbuch]
Mythen – symbolisch aufgeladene Erzählungen mit zweifelhafter realer Grundlage – sind kein Phänomen, das auf die graue Vorzeit beschränkt ist.
Adorno und Horkheimer äußerten in ihrem Klassiker "Dialektik der Aufklärung" vor Jahrzehnten die pessimistische Diagnose, dass Wissenschaft heute zum zentralen Mythos geworden sei. Sie habe in der Erzeugung von blindem Gehorsam gegenüber höheren Mächten den Platz der Religion eingenommen.
Aus Roland Barthes’ Analyse "Mythen des Alltags" wissen wir, wie zeitgenössische Mythen funktionieren.
- Sie geben sich den Anstrich von Unschuld und Natürlichkeit und lenken die Aufmerksamkeit von den sozialen und historischen Ursachen und Bedingungen ihres Gegenstands ab.
- Sie appellieren gern an den so genannten Hausverstand und lassen Phänomene unabänderlich und selbstverständlich erscheinen, die es gar nicht sind.
- Sie lassen die spezifischen Interessen hinter einer Aussage verschwinden.
- Sie befördern Passivität, denn Sprache wirkt in Mythen nicht als Kommunikation, sondern eher als Einschüchterung.
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Dieses Buch beinhaltet eine Sammlung von 30 der wichtigsten ökonomischen Irrlehren. Diese Mythen werden in den einzelnen Beiträgen kurz vorgestellt und mit ökonomischen Argumenten widerlegt.
Die öffentliche Debatte über Wirtschaft und Wirtschaftspolitik ist dominiert von der Sachzwang-Logik.
In der Diskussion um wirtschaftliche Reformen spielen Wünsche, Interessen und Ziele gesellschaftlicher Gruppen keine Rolle. Alles dreht sich um die Frage, welchem Anpassungsdruck durch neueste Entwicklungen (Globalisierung, Arbeitslosigkeit, Konjunkturflaute, ausufernde Steuerbelastung) wieder Folge zu leisten ist. Der ökonomischen Expertise kommt bei der Plausibilisierung entsprechender Reformmaßnahmen eine wichtige Rolle zu:
Wirtschaftswissenschafter, Unternehmensverbände und Wirtschaftspolitiker haben die Aura des besseren Wissens und begründen mit Expertenwissen zu treffende Maßnahmen.
Dieser Zustand ist aus zwei Gründen problematisch:
1. Viele Zusammenhänge und Empfehlungen sind in den Wirtschaftswissenschaften selbst umstritten. Es gibt nicht die eine Expertise, sondern auch unter Experten Streit darum, was "wirtschaftlich vernünftig" ist.
2. Die Dominanz von Expertenmeinungen, die nicht das ganze Für und Wider zu jeder Frage darlegen, sondern einseitige Stellungnahmen als Expertise ausgeben, verhindern, was einer Demokratie angemessen ist:
eine breite wirtschaftliche Bildung der Bevölkerung und ihre Einbindung in wirtschaftspolitische Debatten und Entscheidungen.
Die AutorInnen liefern ein kompaktes Nachschlagewerk und ein Argumentarium für ökonomiekritische Debatten in beinahe jeder Lage:
Kneipe, Talkshow, Bundestag etc.
Ihre Themen reichen von "Die Überalterung macht den Wohlfahrtsstaat unfinanzierbar" bis "Börse dominiert die Wirtschaft", von "Private Pensionsvorsorge ist besser" über "Regulierungen schaden der Wirtschaft" bis "Nur Fleiß und Leistung machen ein Land reich".
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