Donnerstag, 23. Mai 2013

Glanz und Elend der Political Correctness




 

In Anführungszeichen:
Glanz und Elend der Political Correctness (edition suhrkamp) [Taschenbuch]

Matthias Dusini
, Thomas Edlinger

  (Wiener Zeitung )

»Ein kluges Plädoyer für mehr Gelassenheit im Umgang mit scheinbar kontaminierten Begriffen.«  (Profil )





Jens Kastner
über „Political Correctness“

Quelle: IGBildendeKunst




Gibt man bei Amazon „Political Correctness“ ein, listet sich eine Bibliografie des Grauens: Bücher von rechten Vorkämpfern wie Jörg Schönbohm oder Klaus Rainer Röhl agitieren gegen „Tugendwächter“ und „Denkverbote“, ein paar Anleitungen zur politischen Inkorrektheit spielen die Ratgeber-Karte und eine CD von Alfred de Zayas beschäftigt sich mit „Verbrechen an Deutschen“ als angebliche „Tabuthemen der Political Correctness“.
So weit, so erwartungsgemäß.

Ganz oben auf der Liste steht auch das Buch von Matthias Dusini und Thomas Edlinger. Um einiges klüger, abwägender und informierter als alle anderen Titel, durchforsten die beiden Wiener Autoren Geschichte und Gegenwart von PC-Praktiken.
Um den Unterschieden in den von ihnen beschriebenen Phänomenen angemessen Rechnung zu tragen, fehlt Dusini und Edlinger allerdings sowohl das Gespür als auch ein begriffliches Instrumentarium: So werden etwa völlig unbekannte „politisch korrekte“ KünstlerInnen mit Thilo Sarrazin in einem Atemzug als Leute präsentiert, die das Opfersein zum Geschäft machen und als „Wettbewerbsvorteil“ nutzen.

Das Schreckgespenst der Rechten, Political Correctness habe inzwischen allgegenwärtig und institutionell verbindliche Maßstäbe durchgesetzt, spukt auch durch Dusinis/Edlingers gesamtes Buch.

Wie in den Intersektionen (intersection, engl. Kreuzung) verschiedener Zuschreibungen neue Diskriminierungs- und Unterdrückungsformen entstehen und wie sie im Anschluss an feministische Debatten theoretisiert werden, zeichnet der Band von Helma Lutz u.a. historisch wie auch an Beispielen nach.
Identitätskategorien nicht essentialistisch zu verstehen, zugleich aber ihre „Machteffekte“ zu analysieren, bleibt die zentrale Herausforderung.


Jens Kastner lehrt an der Akademie der bildenden Künste Wien.
Quelle: IGBildendeKunst


Die komplette Rezession unter:
http://www.igbildendekunst.at/bildpunkt/bildpunkt-2013/critical-correctness/kastner.htm




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