Samstag, 4. Mai 2013

Die geprügelte Generation





Die geprügelte Generation: Kochlöffel, Rohrstock und die Folgen [Gebundene Ausgabe] Ingrid Müller-Münch (Autor)


Ein Großteil der deutschen (österreichischen) Nachkriegskinder ist ins Leben hineingeprügelt worden.
Wie kam es dazu, dass Eltern zu Teppichklopfer oder gar Rohrstock griffen? Was wurde aus diesen Kindern, die lange Jahre ihres Lebens mit dem Gefühl durch die Welt gingen: Die Eltern mögen mich nicht, ich bin ein Nichts!

Erst nachdem bekannt wurde, dass in Heimen und Privatschulen Misshandlungen an der Tagesordnung waren, dass Geistliche Kinder mit Stöcken schlugen - erst seitdem wird offen über die damals an Kindern verübte alltägliche Gewalt geredet.

Fragen nach dem WARUM kommen auf:
- War es der Zeitgeist, der zu Watsch´n und einer Tracht Prügel verleitete? 
- Hing es damit zusammen, dass die Väter traumatisiert aus dem Krieg zurückkehrten?
- Geschah dies alles in einer unsäglich brutalen Erziehungstradition?

Mit einem Blick auf Gegenwart und Vergangenheit beschreibt dieses Buch, wie sich der Vertrauensbruch der Eltern auf die Biografie der Kinder ausgewirkt hat. Wie die demütigenden Schläge die Gefühle, den Alltag und die Beziehungen einer ganzen Generation bis heute beeinflussen.
Und ob die einst geprügelten Kinder als spätere Erwachsene diesen Eltern verziehen oder mit ihnen brachen.


"Dieses Buch war längst überfällig. Eine äußerst spannend zu lesende Aufklärungsarbeit, die bisher weder wissenschaftlich noch publizistisch mit dieser Überzeugungskraft und Detailgenauigkeit geleistet wurde."
Günter Wallraff











1 Kommentar:

  1. Das Buch verdeutlicht mir folgendes :

    1.) Jede Form von Gewalt hinterläßt Spuren/Risse im Kind : von "ich bin dem anderen zuviel" über "ich bin allein schuldig" bis "ich bin grundsätzlich falsch".
    Das widersprüchliche Beziehungsklima trägt mit dazu bei : "Ich liebe Dich, indem ich dich demütige". In Beziehungen kann dies zur Folge haben, dass man Liebe mit Gewalt verwechseln muß.

    2.) In Deutschland (West wie Ost) wurde bis in die 90iger Jahre physische Gewalt gegenüber Kindern angewandt. Diese Tradition war so verbreitet, dass sie als normal galt.
    Ich selbst habe bis heute weder von Gleichaltrigen, noch damals in psychosozialen Ausbildungen noch in meiner langjährigen Arbeit mit Kindern hiervon kaum etwas mitbekommen. Wenn doch, habe ich es rückblickend bagatellisiert oder wurde als Unruhestifter ausgeschlossen.

    3.) Ursache hierfür waren
    a. unserer kulturellen Wurzeln, die von Luthers Beitrag hierzu bis zum Erziehungsideal der Abhärtung reichten.
    b. Kriegstraumata der Eltern, die unbewußt weitergegeben wurden.

    4.) Je weiter sich der Krieg entfernte und die Generation 68 wirkte umso mehr nahm physische Gewalt ab. "In unserer Gesellschaft wird mehr aufeinander geachtet" (S. 252) "Anders als früher haben die meisten heute ein schlechtes Gewissen" (S. 259)

    Von Gerd Petzold

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