Mittwoch, 8. August 2012

Macht und Gewalt







Macht und Gewalt [Taschenbuch]

Hannah Arendt
, Gisela Uellenberg



Hannah Arendt hat dieses Buch, das 1970 erstmals erschien, im Angesicht des Vietnamkrieges und unter den Eindruck weltweiter Studentenunruhen geschrieben. 

In diesem Essay zeigt sie die Abgrenzungen und Überschneidungen der politischen Schlüsselbegriffe Macht und Gewalt. 
Sie analysiert die theoretischen Begründungen von Gewalttätigkeit und die gewalttätigen Aktionen in Vietnam, in den Rassenkonflikten der USA und bei den Studentenrevolten in aller Welt. 

Die alte Theorie von Krieg und Gewalt als Ultima ratio der Macht wurde - wenigstensim zwischenstaatlichen Bereich - durch die Kernwaffen ad absurdum geführt. 
Hannah Arendt formuliert scharf und provozierend aus unserer Wirklichkeit gewonnene Erkenntnisse über die Funktionen von Macht und Gewalt in der Politik


In den Band wurde auch ein Interview aufgenommen, das Adelbert Reif mit Hannah Arendt geführt hat. 
Arendt zeigt sich darin «wirklich schockiert», als Reif auf marxistische Intellektuelle verweist, die der Meinung sind, «dass der Sozialismus trotz aller Verfremdungen immer wieder aus eigener Kraft im Stande ist, sich zu regenerieren».
Die Herrschaft Stalins eine «Verfremdung» zu nennen sei, erwidert die Philosophin, «ein Euphemismus, mit dem man nicht nur Tatsachen, sondern ungeheure Verbrechen unter den Teppich kehrt». Ein solcher «Jargon» verändere Tatsachen, indem er Verfremdung nenne, was nichts anderes gewesen sei als «ein Verbrechen von gigantischen Ausmassen».

Hannah Arendt war davon überzeugt, dass Wirtschaftsreformen den Sozialismus nicht mehr retten können.
Denn den Menschen gehe es nicht um ökonomische, sondern um politische Reformen: «Worum es ihnen geht, ist Freiheit mit allem, was dazu gehört: eine geltende Verfassung, gesetzlich gesicherte Rechte, Pressefreiheit, Mitbestimmungsrecht; vor allem das Recht zu sagen, zu schreiben und zu drucken, was ihnen beliebt.» 
Die Sowjetunion werde immer «zuschlagen», wo sich dieses «Streben nach Freiheit» manifestiere. Aber sie könne nicht mehr überall zuschlagen, denn – so Arendt 1970 – «als Grossmacht sitzt sie nicht mehr so fest im Sattel». 1989 fiel sie dann, um bei diesem Bild zu bleiben, endgültig aus dem Sattel der Weltgrossmacht, weil das Streben nach Freiheit nicht mehr zu unterdrücken war.



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