Freitag, 15. Juni 2012

Bildung - Eine Streitschrift




Bildung - Eine Streitschrift. Abschied vom lebenslänglichen Lernen [Broschiert]
Werner Lenz
(Autor)



Werner Lenz lehrt seit 1984 als Universitätsprofessor für Erziehungs- und Bildungswissenschaft mit Schwerpunkt Erwachsenenbildung an der Universität Graz. Von 2007 bis 2011 war er Dekan der Fakultät für Umwelt-, Regional- und Bildungswissenschaft.
Im Vorjahr erhielt er den Österreichischen Staatspreis für Erwachsenenbildung in der Kategorie Wissenschaft.
Das Bildungswesen zeigt eklatante Schwächen.
- Schulen produzieren Analphabeten.
- Lehrer driften ins Burn-out.
- Universitäten verschließen sich interessierten Studierwilligen.

Die Streitschrift registriert Bildungsnotstand und nennt Alternativen. Soziale Chancen werden mit Bildungsabschlüssen "vererbt". Menschen mit höherer und weiterführender Bildung eröffnen sich meist günstigere Lebensbedingungen: Einkommen, Gesundheit, Lebensqualität oder Angebote für die eigenen Kinder verbessern sich.
Deshalb ist Bildungspolitik heute Sozialpolitik. Bildung gilt als privates und öffentliches Gut. Für den Wandel in Arbeitswelt und Alltag sind wir allerdings zu wenig gerüstet. Themen aus Naturwissenschaft und Technik, aus Ökonomie, Recht und Medizin werden zu wenig vermittelt. 
Zusammenhänge erfassen, Überblick herstellen, sich selbst Wissen schaffen und auf das eigene Urteil begründet vertrauen sind Ziele zeitgemäßer Bildung.

- Staatliche Förderung gibt es hauptsächlich für Schulen und Hochschulen.
- Bildung in früher Kindheit oder im Erwachsenenalter bleibt großteils privater Finanzierung überlassen.
- Lebensbegleitende Bildung braucht mehr öffentliche Aufmerksamkeit.
- Die Transformation von Bildung zu Humankapital vernichtet kritisches Bewusstsein, verzichtet auf individuelle und kollektive Emanzipation.
- Ökonomische Denkmodelle bestimmen alle Werte.
- Die Spaltung zwischen Arm und Reich nimmt zu, wenige profitieren von der Anstrengung vieler.

Das Menschenbild des Autors orientiert sich am Mut, den eigenen Verstand zu gebrauchen. Selbstbewusst, achtsam und einfühlsam im sozialen und natürlichen Umfeld aufzutreten lautet sein Ziel humaner Bildung.

Lenz' essayistischer Stil gestaltet das Lesen ansprechend. Wortgewandt spannt der Autor den Bogen zwischen Aufklärung und Kapitalismus, Philosophie und Wirtschaft, Geschichte und Zukunft.
Ein Lesevergnügen, das keine konkreten Handlungsansätze bieten will, dafür aber immer wieder provoziert und zum kritischen Nachdenken anregt.
Nicht zuletzt macht er damit seinem eigenen Unmut und jenem vieler anderer ÖsterreicherInnen (Stichwort "Bildungsvolksbegehren") Luft.

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