Sonntag, 24. Juni 2012

Was Sie über den Neoliberalismus nicht wissen sollten!




Die soziale Marktwirtschaft:
Alles, was Sie über den Neoliberalismus wissen sollten: [Gebundene Ausgabe]

Karen Ilse Horn
(Autor)



"Was Sie über den Neoliberalismus nicht wissen sollten!"
So sollte das Buch wirklich heissen, denn:


Die Autorin gibt vor, ein aufklärendes Buch zur "Sozialen Marktwirtschaft" geschrieben zu haben.
Darüberhinaus behauptet sie, über die wahre Bedeutung des Begriffs "Neoliberalismus" aufzuklären, denn die sei nicht nur in Vergessenheit geraten, sondern außerdem im Laufe der Jahrzehnte von interessierter Seite bewußt verschleiert worden, um die Marktwirtschaft zu diskreditieren, um alle negativen Markt-Erscheinungen dem "Neoliberalismus" anhängen zu können.
Frau Horn löst dies jedoch nicht ein.
Nach einigen soliden Begriffserklärungen gibt die Autorin unter dem Deckmantel eines vorgeblich allgemeingültigen Sachbuchs über die "Soziale Marktwirtschaft" selbst ein gutes Beispiel für genau DIE Art von Propaganda, die heutzutage negativ als "neoliberale Propaganda" konnotiert ist.

Dazu einige Beispiele:

So läßt Horn etwa am gesetzlichen Mindestlohn kaum ein gutes Haar, denn Mindestlöhne sind NATÜRLICH "das für Politiker offenbar unwiderstehliche süße Gift", bedeuten eine "Gefährdung der sozialen Marktwirtschaft", und der Staat ist sowieso "aufgebläht". (S. 141-145)
20 der 27 EU-Länder haben einen gesetzlichen Mindestlohn, selbst marktliberale Hochburgen wie die USA, aber das ficht Frau Horn nicht an. (Zitat:) "Der Mindestlohn ist symptomatisch für die allmähliche Erosion, die das Konzept der Sozialen Marktwirtschaft in den sechs Jahrzehnten seiner ja nicht nur theoretischen, sondern auch praktischen Existenz in Deutschland erfahren hat." D. h. Frau Horn behauptet:
Wer Mindestlöhne einführt, ZERSTÖRT langfristig die "Soziale Marktwirtschaft". Eine Erklärung, warum das so sei, sucht man in dem Buch vergebens.

Horn gibt sich als Verfechterin eines "ordoliberalen" Ordnungssystems, aber immer dann, wenn es zum argumentativen Schwur kommen könnte, welche Maßnahmen denn angesichts vorhandener Probleme sinnvoll seien, sagt sie nur, welche alle nicht funktionieren, da sie den Marktmechanismus behindern würden.
Die Finanzkrise ist für Horn durchaus ein "Feuer", das "um die ganze Welt jagte" (S. 171), aber wie ein "geeignetes Regelwerk" aussehen könnte, das die Finanzmärkte "reibungslos funktionieren" liesse, sagt sie leider nicht.

Eine Börsenumsatzsteuer aber, die "Sand ins Getriebe der Märkte streut", wäre "nichts anderes als eine Bestrafung des Marktes für seine Fähigkeit, Informationen rasch und effizient zu verarbeiten und in entsprechende Bewertungen der Vermögen umzusetzen."
Warum das so sei? Erklärung auch hier - Fehlanzeige.


Behauptungen, Falschdarstellungen, Verzeichnungen - alles selbstverständlich ohne Beleg - von solchen rhetorischen Taschenspielertricks, mit deren Hilfe dem Leser nichts anderes als rechtsliberale Wirtschaftsideologie im Stile des IW Köln und etwa der INSM (Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, Lobbyorganisation der Metall-Arbeitgeber, für deren Ökonomen-Blog Frau Horn schreibt, und als deren Botschafter ihr Chef, Prof. Michael Hüther, Leiter des IW Köln, seit vielen Jahren fungiert) unter dem Deckmantel der Allgemeingültigkeit in der "Sozialen Marktwirtschaft" untergejubelt wird, wimmelt es bedauerlicherweise in dem Buch, jedoch würde es den Rahmen einer Rezension sprengen, sie alle aufzuzählen, es sind einfach zuviele.


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