Freitag, 4. Mai 2012

Die paradoxe Republik






Die paradoxe Republik: Österreich 1945 bis 2005 [Gebundene Ausgabe]

Oliver Rathkolb  

 - "Das Buch, kaum erschienen, wurde bereits als Standardwerk gehandelt." 
Ernst Schmiederer, Die Zeit 
 - "Der Bogen, den Rathkolb von der kontrollierten Demokratie zur Wirtschaft schlägt, ist typisch für dieses Buch: In konzentrischen Kreisen, auf scheinbaren Umwegen und Nebengleisen, führt er durch das Labyrinth Österreich. Immer kritisch, gut lesbar - und meist erhellend." Eva Linsinger, Die Tageszeitung
 - "...eine der erfreulichsten Neuerscheinungen im sogenannten Gedankenjahr." Armin Thurnher, Falter, 
 - "Das Kreisky-Wiesenthal-Kapitel ist nur eines in Rathkolbs sauber recherchierter und originell komponierter, etwas anderen Geschichte der Zweiten Republik." Herbert Lackner, Profil,
 - "'Die paradoxe Republik' ist ein besonders lesenswertes Buch, das in der Betrachtung die nationalstaatliche Enge abstreift und dem Leser wirklich neue Perspektive eröffnet - und Österreich schärfer sehen lässt." Robert Streibel

Vom "Bollwerk des Deutschtums im Osten" über die "Brücke zwischen den großen politischen Blöcken" zur "Insel der Seligen" und zuletzt zum Außenseiter der EU: 
In den vergangenen Jahrzehnten haben die Bilder, in denen sich Österreich spiegelte, gewechselt - in Balance zwischen Größenwahn und Minderwertigkeitskomplex, zwischen Engagement, Erfolg und Isolation. 
Oliver Rathkolb, einer der renommiertesten österreichischen Historiker, analysiert in zehn Kapiteln Kernthemen österreichischer Politik und Zeitgeschichte in den letzten sechzig Jahren. Darüber hinaus zeichnet er die Profile der Kanzler und wirft einen kritischen Blick auf die Perspektiven der Zukunft.

2 Kommentare:

  1. Bei Ersterscheinen wurde Oliver Rathkolbs Werk zur Geschichte der Zweiten Republik bereits als Standardwerk gehandelt – mit dieser Ausgabe erscheint es nun in einer kompakten, grundlegend aktualisierten und gekürzten Neufassung, die bis in die unmittelbare Gegenwart reicht.

    Oliver Rathkolb,
    geb. 1955, Dr. iur., Dr. phil., Univ.-Prof. am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien und bis 2012 Institutsvorstand; ehemaliger Leiter des neu gegründeten Ludwig Boltzmann-Instituts für Europäische Geschichte und Öffentlichkeit 2005-2008; 1985-2004 wissenschaftlicher Leiter der Stiftung Bruno Kreisky Archiv, seit Februar 1992 in Verbindung mit der Funktion des Wissenschaftskoordinators des Bruno Kreisky Forums für Internationalen Dialog; seit 2004 Herausgeber der Fachzeitschrift „Zeitgeschichte“; ausgezeichnet mit dem Donauland-Sachbuchpreis Danubius 2005 und dem Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch 2005 ( Die paradoxe Republik. Österreich 1945-2005, Paul Zsolnay Verlag); Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Europa Museums Brüssel, Europäisches Parlament; Vorsitzender der Jury des Theodor Körner Preises für Wissenschaft und Kunst.

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  2. Qualtingers geflügeltes Wort in Ehren („Österreich ist ein Labyrinth, in dem sich jeder auskennt.“) macht sich Rathkolb in diesem Buch in zehn Kapiteln auf die Suche nach dem Ausgang aus der anfangs so tristen österreichischen Realität. Ist sie (die Realität) heute eine andere? Haben wir es wirklich mit einem „neuen“ Österreich zu tun und trägt Rathkolbs Buch deswegen den Untertitel „Österreich 1945 bis 2005“? Es liegt der Gedanke nahe, dass hier jemand ein Kapitel gerne abschliessen würde. Das Kapitel der Zweiten Republik nämlich.

    Im ersten Kapitel widmet sich der Autor der österreichischen Identität und den Besonderheiten des österreichischen Kultur- und Geisteslebens. Rathkolb rückt hier auch den Mythos vom kommunistischen Umsturz (der Generalstreik 1950) in seine richtige Dimension: der UdSSR war mehr an einem neutralen Österreich gelegen als an dem Versuch der KPÖ ein Sowjetösterreich zu errichten. Interessant seine Bemerkung, dass der Antikommunismus der österreichischen Bevölkerung eine wichtigere verbindende Funktion gehabt habe, als der sogenannte Mythos der Lagerstraße.

    Im zweiten Kapitel schreibt Rathkolb über das Auslaufmodell „Konkordanzdemokratie“ und das scheinbare Ende der Sozialpartnerschaft. Kapitel drei beschäftigt sich mit der Wirtschaftspolitik und im vierten Kapitel – gleichsam als Rathkolbscher Sonderteil – werden zehn österreichische Kanzler an die Wand gemalt, um gegen Ende des Kapitels in der politisch korrekten Frage zu gipfeln: Warum keine Kanzlerin?

    Die österreichische Medienlandschaft, die immer wieder angefeindete und als nicht mehr zeitgemäß beschriebene Neutralität, die Kulturpolitik und das österreichische Modell des Wohlfahrtsstaates sind dem Autor jeweils ebenfalls ein eigenes Kapitel wert. Ausführlich beschäftigt sich Oliver Rathkolb in Kapitel neun mit den immer wieder diskutierten „Vergangenheiten“. Er spricht hier mit Absicht im Plural, da jedes politische Lager sich seine eigene Vergangenheit Österreichs gezimmert hat und diese nur selten korrelieren. Auch über den „vergessenen Faschismus“ weiß Rathkolb einige Anekdoten: obwohl Renner den sog. Klerikofaschismus anfangs gerne ansprach, waren es gerade die Sowjets, die eine solche Diskussion in Österreich nicht wünschten. Sicherlich hätte die SPÖ politisches Kapital daraus schlagen können, aber sie vermied es, „einen dritten Bürgerkrieg“ anzuzetteln. Die Erfahrung des Lagers galt gemeinhin als Tilgung der Sünden für die ÖVP-Politiker, wie der Fall Figl beweist. Ausserdem war der zwischenkriegszeitliche Deutschnationalismus der Sozialdemokraten auch nicht wirklich ein Lieblingsthema der SPÖ. Und so wurden die beiden Parteien zu Verbündeten: vergisst du meine Verfehlungen, vergesse ich die deinen.

    Im zehnten Kapitel wagt Rathkolb auch einen Blick in die Zukunft, was für Historiker nicht unbedingt schmeichelhaft ist. Aber selbstverständlich beruft sich der Wissenschaftler hier auf statistisches Material und kommt durch Analyse zu seinen Prognosen, die einen deswegen auch nicht wirklich überraschen: mehr Individualismus, weniger Autoritarismus, mehr Rechte für die Frauen, mehr politische Partizipation. Über die negativen Aspekte der Zukunft wollen wir hier lieber nicht mehr sprechen.

    Jedes Kapitel wird durch ein gut lesbares Resümee abgeschlossen und lädt so auch zu kleinen Schnupperkursen in österreichischen Nachkriegsgeschichte ein. Ein handliches Buch über die ersten 50 Jahre der Zweiten Republik, denen hoffentlich noch mindestens weitere 150 folgen werden.

    Von Alemanno Partenopeo

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