Mittwoch, 2. Mai 2012

Die Frau und der Sozialismus




Die Frau und der Sozialismus [Broschiert]
August Bebel

August Bebel war der erste Mann, der sich der "Frauenfrage" näherte, um zu belegen, dass bei gleicher Förderung beider Geschlechter Männer, Frauen und der Gesellschaft daraus nur Gewinn wachsen kann. 

Erstmalig 1883 erschienen und bis 1906 von Bebel selbst erweitert und überarbeitet ist es ein phantastisches Zeitzeugnis. Es verknüpft die Themen Emanzipation und Arbeiter/innen- Bewegung. 

Empfehlenswert für alle, die sich für den Sozialismus und die proletarische Frauenbewegung interessieren. 
Stellenweise auch sehr amüsant - zumindest für Jene, die Teile der Argumentation hinter Bebels Forderungen im Zusammenhang der Zeit sehen, in der Bebel gelebt hat und in der er sozialisiert wurde.



1 Kommentar:

  1. Unter den zahlreichen Entgegnungen und versuchten Widerlegungen, die das vorliegende Buch im Laufe der Jahre hervorgerufen hat sind zwei, die wegen des wissenschaftlichen Charakters ihrer Verfasser eine besondere Beachtung herausfordern. So das Buch von Dr. H. E. Ziegler, außerordentlicher Professor der Zoologie an der Universität Freiburg i. B., das betitelt ist: »Die Naturwissenschaft und die sozialdemokratische Theorie, ihr Verhältnis dargelegt auf Grund der Werke von Darwin und Bebel«, und die diesem folgende Abhandlung von Dr. Alfred Hegar, Professor der Gynäkologie an der Universität Freiburg i. B., die den Titel führt: »Der Geschlechtstrieb«.

    Die beiden Bücher machen den Eindruck, als seien sie auf Verabredung ihrer Autoren zur »wissenschaftlichen Vernichtung« meines Buches geschrieben. Dafür spricht, daß beide Autoren an derselben Universität tätig sind, beide ihre Bücher in demselben Verlag erscheinen ließen und beide die Herausgabe damit begründen, daß die ungewöhnlich weite Verbreitung, die mein Buch mit seinen »falschen« und »unwissenschaftlichen Theorien« gefunden habe, sie zu einer Widerlegung desselben anspornte. Für die gegenseitige Abmachung spricht auch ferner die Arbeitsteilung, über die beide Autoren sich (so scheint es) verständigten. Indem Ziegler meine kulturgeschichtlichen und naturwissenschaftlichen Anschauungen zu widerlegen versucht, wirft Hegar sich wesentlich auf die physiologische und psychologische Charakterisierung der Frau, wie ich sie in meinem Buche gebe, um diese als falsch und irrig nachzuweisen. Beide gehen dann, ein jeder von seinem Standpunkt, zu dem Versuch einer Widerlegung meiner ökonomischen und sozialpolitischen Grundauffassungen über, ein Unterfangen, das zeigt, daß sie sich hier auf ein Gebiet begeben, auf dem sie beide nicht zu Hause sind und auf dem sie deshalb noch weniger Lorbeeren pflücken als auf dem Gebiet des Fachmanns, von dem aus ich am ehesten eine sachgemäße Widerlegung hätte erwarten können.

    Beide Bücher haben auch das Gemeinsame, daß sie zum Teil Gebiete behandeln, die den von mir behandelten fernliegen und nichts mit denselben zu tun haben, oder, wie namentlich Hegar, sich in Erörterungen ergehen, denen zu widersprechen ich keinen Grund habe. Beide Schriften sind ferner Tendenzschriften, die um jeden Preis beweisen sollen, daß weder die Naturwissenschaft noch die Anthropologie irgend welches Material für die Notwendigkeit und die Nützlichkeit des Sozialismus ergeben. Beide Verfasser haben auch mehrfach, wie das in Polemiken nichts Seltenes ist, das aus meiner Schrift aus dem Zusammenhang herausgerissen, was ihnen paßte, und weggelassen, was ihnen unbequem war, so daß ich mitunter einige Mühe hatte, das von mir Gesagte wiederzuerkennen.

    Ostern 1895; A. Bebel

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