Dienstag, 13. Oktober 2015

Bildung: Ware oder öffentliches Gut?






Bildung: Ware oder öffentliches Gut?

Broschiert – von Gesine Schwan (Autor)



Gesine Schwan, Präsidentin der Humboldt-Viadrina School of Governance und Professorin für Politikwissenschaft, ist Mitglied der Grundwerte-Kommission derSPD. Bis 2008 war sie Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder.


Bildung bleibt in Deutschland abhängig von der sozialen Herkunft. Bis zu 10 Prozent eines Jahrgangs – rund 65 000 junge Menschen im Jahr 2008 – verlassen jährlich die Schule ohne Abschluss. Noch immer sind es vorwiegend Kinder aus sozial starken und bildungsnahen Schichten, die ein Studium an Hochschulen beginnen.

Der sozialdemokratische Slogan „Aufstieg durch Bildung“ hat seine Glaubwürdigkeit verloren.Was eine erneuerte sozialdemokratische Bildungspolitik auszeichnen sollte, diskutiert Gesine Schwan in dem Buch. Sie plädiert dafür „Teilhabe durch Bildung“ zu sichern, und spricht sich nachdrücklich dafür aus, das (sozial-)demokratische Versprechen der gleichen Freiheit auch in der Bildung ernst zu nehmen und nicht einseitig ökonomischer Effizienz zu opfern. 

Bildung ist ein öffentliches Gut.


Bildung bleibt in Deutschland abhängig von der sozialen Herkunft. 10 Prozent eines Jahrgangs – zirka 80 000 sozial benachteiligte junge Menschen – verlassen jährlich die Schule ohne Abschluss. Der sozialdemokratische Slogan „Aufstieg durch Bildung“ verliert an Anziehungskraft. Was eine erneuerte sozialdemokratische Bildungspolitik auszeichnen sollte, diskutiert Gesine Schwan in ihrem vorliegenden Buch. Sie plädiert nachdrücklich dafür, (sozial-)demokratische politische Kultur zu erneuern und so dem Trend ökonomisierter – an Effizienz und Output orientierter – Steuerung im Bildungswesen entgegenzuwirken. „Teilhabe durch Bildung“ heißt ihr Ziel.

Interview mit Gesine Schwan in The European (17.01.2010): "Bologna ist pervertiert worden"


3 Kommentare:

  1. „Bologna ist pervertiert worden“
    Gesine Schwan spricht in Ihrem neuen Buch “Bildung: Ware oder öffentliches Gut?” aus, was viele Studenten seit Jahren behaupten: Bologna ist pervertiert worden. Wie eine viel versprechende Idee schlecht umgesetzt wurde, weshalb eine Entschleunigung der Bildung hilfreich wäre und was Rankings für Universitäten bedeuten, erklärt sie im Interview mit Inanna Fronius.

    Gesine Schwan
    Prof. Dr. Dr. h. c. Gesine Schwan, wurde 1943 in Berlin geboren. Sie studierte Romanistik, Geschichte, Philosophie und Politologie in Berlin und Freiburg. Von 1977 bis 1999 forschte und lehrte Frau Schwan als Professorin für Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Sie lehrte zudem in Washington, Cambridge und New York. 1999 bis 2008 war sie Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder und ist eine der Initiatoren der Humboldt-Viadrina School of Governance, gegründet 2009 in Berlin. 2004 und 2008 kandidierte Gesine Schwan für das Amt des Bundespräsidenten.

    http://www.theeuropean.de/gesine-schwan/5407-bildung-und-innovation

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  2. Bildung ist kein Gegenstand, den man einkauft

    Dass die Qualität von Bildung dadurch gesteigert wird, dass sie die Studierenden etwas kostet, ist eine sehr kurzsichtige Annahme. Meiner Ansicht nach ist Bildung eben kein Gegenstand, den man einkauft, sondern ein Prozess, der sich zwischen Personen abspielt. Ein Prozess, der sich bei denen abspielt, die bilden, im traditionellen Sinn des Professors, des Lehrenden, und bei denen, die gebildet werden, den Lernenden. Wir haben allerdings inzwischen alle gesehen, dass die Erweiterung der Rollenmuster sehr wichtig ist. Zum Beispiel bilden in Reformschulen, in besonders innovativen Schulen, jetzt Schüler Lehrer in Didaktik aus und nicht umgekehrt.

    Jetzt stellt sich die Frage, wie kann man die Qualität dieses Lernens steigern?
    http://www.theeuropean.de/androulla-vassiliou/5034-eu-bildungspolitik

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  3. Das Bildungssystem in Deutschland hat in den letzten Jahrzehnten eine verhängnisvolle Entwicklung erlebt. Steigende Arbeitslosigkeit einhergehend mit einer chronischen Unterfinanzierung aller öffentlichen Aufgaben hat seit der bildungspolitischen Wende in den 1990er Jahren verstärkt zu einer Unterordnung der Bildung unter die Wirtschaft geführt. Das Humboldtsche Bildungsideal ist einer ausgeprägten Wettbewerbsphilosophie gewichen.

    Gesine Schwan beschreibt in ihrem Buch Wege und Irrwege der Bildungsreformen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. An den Beispielen des Bologna-Prozesses und der Exzellenzinitiative macht sie deutlich, dass die allgemeine Tendenz zur Privatisierung und Ökonomisierung des Bildungssektors auf lange Sicht nicht zur erhofften Stärkung des Wissenschaftsstandorts Deutschland, sondern im Gegenteil zu immer schlechteren Bildungsergebnissen führen wird. In der Tradition großer Bildungstheoretiker wie Wilhelm von Humboldt verweist sie in ihrem Buch auf den systematischen Zusammenhang von Bildungs- und Gesellschaftsideal und zeigt die teilweise fatalen Auswirkungen der Bildungspolitik auf die akademische und demokratische Kultur unserer Gesellschaft.

    Gesine Schwan fordert einen radikalen Perspektivenwechsel in der Bildungspolitik, der von Defiziten zu Potenzialen, von Mängeln zu Stärken, von selektiver Exklusion zu partizipativer Inklusion übergehen muss und sich nicht auf Eliten und Konkurrenz fixiert. Nur so kann zukünftig Teilhabe durch Bildung gesichert werden.

    gesine-schwan.de

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