Donnerstag, 2. Juli 2015

Wladimir I. Lenin: Was tun?


 



Was tun?

Gebundene Ausgabe – von Wladimir I. Lenin (Autor)


Der sowjetische Politiker war führender Kopf der Oktoberrevolution 1917 in Russland und Vorsitzender des Rates der Volkskommissare. Als Autor zahlreicher theoretischer und philosophischer Schriften wurde er einer der wichtigsten Theoretiker des wissenschaftlichen Sozialismus. 

In dem Werk "Was tun?" entwickelte Lenin seine Ideen über die proletarische Partei als Kampforganisation der Vorhut der Arbeiterklasse und legte die ideologische Basis für die Bolschewistische Partei.




Der sowjetische Politiker war führender Kopf der Oktoberrevolution 1917 in Russland und Vorsitzender des Rates der Volkskommissare. Als Autor zahlreicher theoretischer und philosophischer Schriften wurde er einer der wichtigsten Theoretiker des wissenschaftlichen Sozialismus. 
In dem Werk "Was tun?" entwickelte Lenin seine Ideen über die proletarische Partei als Kampforganisation der Vorhut der Arbeiterklasse und legte die ideologische Basis für die Bolschewistische Partei.

Was tun?
Das fragte sich Lenin in einer Zeit, um 1900, die der derzeitigen nicht unähnlich war. Opportunismus und Vulgarisierung, wie man damals zu sagen pflegte führten zur Krise des Marxismus. Der Marxismus stand zur Disposition.
Die sozialdemokratischen Parteien waren alles, nur nicht revolutionär.
Die Massen warteten aber auf politische Lösungen, da der Kapitalismus von Krise zu Krise taumelte. Und dann kam Lenin, wie man so schön sagt.

Um was geht es in dem Büchlein? Es geht um die Frage der Beziehung von Theorie und Praxis.
Im Streit zwischen Ökonomisten und der Bolschewiki zum Anfang des 20. Jahrhunderts entbrannte eine Diskussion um die Rolle der Organisierung. Während die eine Seite auf die Spontaneität" der Massen setzte, also auf eine Selbstbewußtwerdung des Proletariats in Folge seiner ökonomischen Ausbeutung, vertrat Lenin das Konzept der Avantgarde; einer wechselseitigen Beziehung zwischen revolutionärer Partei und Proletariat.
Wobei die Partei, die Massen aufklärt, agitiert und organisiert, sie über gewisse reale Grenzen der Selbsterkennung theoretisch hinweg hilft.

Mit Was tun?" begründete Lenin das Konzept der revolutionären Partei. Die Geschichte gab ihm Recht. Nur die Bolschewiki, als elastisches Vehikel zwischen revolutionärer Masse und Theorie, verloren 1917 nicht den Kontakt zu den Massen. Sie mutierte nicht zum "Nachtrab" der Bourgeosie sondern agierte als Vorhut des Proletariats. Das Prinzip der Avantgarde zeigte sich praxistauglich und verwandelte die Spontanität der Massen, die notwendige einzelne revolutionäre Schritte ermöglichte, in einen organisierten Gesamtwillen, eingebettet in die Ganzheit der Erkenntnisse. Der Sieg der sozialistischen Oktoberrevolution war das Ergebnis.
Was lernt der Mensch daraus?


Prolog.
Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber.
Alle Rechte vorbehalten.

Die vorliegende Broschüre sollte nach dem ursprünglichen Plan des Verfassers einer ausführlichen Entwicklung der Gedanken gewidmet sein, die im Artikel Womit beginnen? (Iskra Nr.4, Mai 1901) enthalten sind. Und wir müssen den Leser vor allem um Entschuldigung bitten, daß das dort gegebene (und in Beantwortung vieler privater Anfragen und Briefe wiederholte) Versprechen so spät eingelöst wird.
Eine der Ursachen dieser Verspätung war der im Juni vergangenen Jahres (1901) unternommene Versuch zur Vereinigung aller sozialdemokratischen Auslandsorganisationen. Es war ganz natürlich, das Ergebnis dieses Versuchs abzuwarten, denn wäre er gelungen, so hätte man vielleicht die organisatorischen Ansichten der Iskra von einem etwas andern Gesichtspunkt aus darlegen müssen, und ein solches Gelingen hätte jedenfalls dem Bestehen zweier Strömungen in der russischen Sozialdemokratie sehr rasch ein Ende bereiten können.
Wie dem Leser bekannt, endete der Versuch mit einem Mißerfolg und konnte auch, wie wir weiter unten nachweisen wollen, nicht anders enden, nachdem das Rabotscheje Delo in Nr.10 eine neue Schwenkung zum „Ökonomismus“ gemacht hatte.
Es erwies sich als unbedingt notwendig, gegen diese verschwommene und wenig bestimmte, dafür aber um so zähere Richtung, die die Fähigkeit besitzt, in verschiedenartigen Formen wiederaufzuerstehen, einen entschiedenen Kampf aufzunehmen.

Dementsprechend ist der ursprüngliche Plan der Broschüre abgeändert und ganz beträchtlich erweitert worden. Ihr Hauptthema sollten die drei Fragen sein, die im Artikel Womit beginnen? aufgeworfen worden sind. 
Und zwar:
die Fragen nach dem Charakter und dem Hauptinhalt unserer politischen Agitation, nach unseren organisatorischen Aufgaben, nach dem Plan für den gleichzeitig und von verschiedenen Seiten in Angriff zu nehmenden Aufbau einer kampffähigen gesamtrussischen Organisation.
Bereits seit langem interessieren diese Fragen den Verfasser, der es schon einmal unternommen hatte, sie in der Rabotschaja Gaseta bei einem mißlungenen Versuch zur Wiederherausgabe dieser Zeitung aufzuwerfen (siehe Kapitel V).

Aber unsere ursprüngliche Absicht, uns in der Broschüre auf eine Analyse allein dieser drei Fragen zu beschränken und unsere Anschauungen nach Möglichkeit in positiver Form darzulegen, ohne oder fast ohne polemisch zu werden, erwies sich aus zwei Gründen als völlig undurchführbar.
Einerseits stellte es sich heraus, daß der „Ökonomismus“ viel zählebiger ist, als wie angenommen hatten (wie gebrauchen das Wort „Ökonomismus“ im weiten Sinne, wie es in Nr.12 der Iskra [Dezember 1901] im Artikel Eine Auseinandersetzung mit Verteidigern des Ökonomismus erläutert worden ist, wo sozusagen ein Konspekt der dem Leser hier vorgelegten Broschüre entworfen wurde).
Es wurde klar, daß die verschiedenen Ansichten über die Losung dieser drei Fragen in weitaus höherem Maße aus dein grundlegenden Gegensatz zwischen den beiden Richtungen in der russischen Sozialdemokratie zu erklären sind als aus Meinungsverschiedenheiten in Einzelfragen. Anderseits hat das Unverständnis, das die „Ökonomisten“ angesichts der tatsächlichen Anwendung unserer Anschauungen in der Iskra an den Tag legen, klar gezeigt, daß wie oft buchstäblich verschiedene Sprachen sprechen, daß wie uns folglich nicht verständigen können, wenn wie nicht ab ovo beginnen, und daß es notwendig ist, den Versuch zu machen, eine möglichst populäre, durch sehr zahlreiche und konkrete Beispiele erläuterte, systematische „Auseinandersetzung“ mit allen „Ökonomisten“ über alle prinzipiellen Punkte unserer Meinungsverschiedenheiten herbeizuführen.

Und so habe ich mich entschlossen, den Versuch einer solchen „Auseinandersetzung“ zu unternehmen, wobei ich mit vollkommen bewußt war, daß dies den Umfang der Broschüre stark erweitern und ihr Erscheinen verzögern wird, doch sah ich zugleich keine andere Mög1ichkeit, mein im Artikel Womit beginnen? gegebenes Versprechen einzulösen.
Der Entschuldigung wegen der Verspätung muß ich also noch die Entschuldigung wegen der riesigen Mängel in der literarischen Bearbeitung der Broschüre hinzufügen: ich mußte in größter Hast arbeiten und wurde überdies durch alle möglichen anderen Arbeiten aufgehalten. 
Die Analyse der drei obengenannten Fragen stellt nach wie vor das Hauptthema der Broschüre dar, doch mußte ich mit zwei allgemeineren Fragen beginnen:
 - Warum ist eine so „harmlose“ und „natürliche“ Losung wie „Freiheit der Kritik“ für uns ein wahres Kampfsignal?
 - Warum können wie uns nicht einmal über die Grundfrage, die Rolle der Sozialdemokratie hinsichtlich der spontanen Massenbewegung, verständigen?

Ferner verwandelte sich die Darlegung der Auffassungen vom Charakter und Inhalt der politischen Agitation in eine Erläuterung des Unterschieds zwischen trade-unionistischer und sozialdemokratischer Politik und die Darlegung der Auffassungen von den organisatorischen Aufgaben in eine Erläuterung des Unterschieds zwischen der die „Ökonomisten“ befriedigenden Handwerklerei und der, unseres Erachtens, notwendigen Organisation der Revolutionäre.

Ferner bestehe ich um so mehr auf dem „Plan“ einer gesamtrussischen politischen Zeitung, als die gegen diesen Plan erhobenen Einwände völlig unhaltbar waren und man mit auf die im Artikel Womit beginnen? gestellte Frage, wie wir den Aufbau der für uns notwendigen Organisation gleichzeitig von allen Seiten in Angriff nehmen könnten, Antworten gab, die am Wesen der Sache vorbeigehen.
Endlich hoffe ich im Schlußteil der Broschüre nachzuweisen, daß wir alles, was von uns abhing, getan haben, um den entschiedenen Bruch mit den „Ökonomisten“ zu vermeiden, der sich jedoch als unvermeidlich erwiesen hat; daß das Rabotscheje Delo eine besondere, wenn man will „historische“, Bedeutung dadurch erlangt hat, daß es am vollkommensten, am prägnantesten nicht den konsequenten „Ökonomismus“, sondern jene Zerfahrenheit und jene Schwankungen zum Ausdruck gebracht hat, die zum Merkmal einer ganzen Periode in der Geschichte der russischen Sozialdemokratie geworden sind; daß darum auch die auf den ersten Blick allzu eingehende Polemik gegen das Rabotscheje Delo Bedeutung gewinnt, denn wie können nicht vorwärtsschreiten, wenn wie diese Periode nicht endgültig liquidieren.
Februar 1902 N. Lenin




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen