Die Kultur der Ambiguität: Eine andere Geschichte des Islam [Gebundene Ausgabe]
Thomas Bauer (Autor)
Thomas Bauer, geboren 1961, seit 2000 Professor für Islamwissenschaft und Arabistik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
Seit 2007 Vorstandsmitglied im Exzellenzcluster "Religion und Politik" der Universität Münster.
2002-2006 Direktor des »Centrums für Religiöse Studien« der Universität Münster.
2006-2007 Fellow am Wissenschaftskolleg Berlin. Forschungsschwerpunkte: Kultur- und Mentalitätsgeschichte der arabisch-islamischen Welt, klassische arabische Literatur.
»In Bauers Buch werden nicht nur die verheerenden Auswirkungen des Einbruchs der Moderne auf die islamische Tradition auf einfühlsame und unaufgeregte Weise dargestellt, sondern es gelingt ihm von diese Perspektive aus Phänomene des modernen Islams zu erklären...«
(Claudia Ott Dresdner)
»Bauer ist sehr polemisch, sehr scharf in der Abrechnung mit diesem vom Westen errichteten ›Phantasy-Islam‹. Selten zuvor hat jemand so kenntnisreich mit der Politik der USA in den Irak-Kriegen abgerechnet.
Es erzählt jene reale Geschichte des Islam, die zu aller Leid vergessen und verdrängt wurde.«
(Dirk Pilz)
»Mittels intimster Kenntnisse des klassischen islamischen Schrifttums entlarvt der Autor die frappante Unwissenheit der Orientalistik alten Stils und der Medien.
Er nennt aber auch Gründe dafür, etwa die fehlende Edition maßgeblicher arabischer Literatur.
In der Mischung aus überzeugender Grundthese und einschlägigen Beispielen entpuppt sich dieses Buch als eine der besten Einführungen in den Islam seit Langem.«
(Stefan Weidner)
Ein Buch, das jeder gelesen haben muss, der sich ernsthaft für die Hintergründe der Konflikte zwischen den westlichen Ländern und »dem Islam« interessiert.
Bauer bringt in seinem gut geschriebenen und auch für interessierte Laien gut lesbaren Buch eine große Menge höchst überraschender Erkenntnisse.
Bauer bringt in seinem gut geschriebenen und auch für interessierte Laien gut lesbaren Buch eine große Menge höchst überraschender Erkenntnisse.
So zeigt sich zum Beispiel, dass die immer wieder erhobene Forderung, »der Islam« solle endlich in der Moderne ankommen, ins Leere greift und nur auf Unkenntnis basiert, weil die gegenwärtigen Entwicklungen gerade der Ausdruck dieser Ankunft in der Moderne sind.
Alle Kulturen müssen mit Ambiguität (Mehrdeutigkeit) leben. Sie unterscheiden sich jedoch dadurch, wie sie damit umgehen.
Zweideutigkeit wird hingenommen, ja mitunter wird sie bewußt erzeugt und nimmt wichtige kulturelle Funktionen ein, etwa in Konventionen der Höflichkeit und der Diplomatie, durch Riten oder Kunstwerke.
Sie kann aber auch vermieden und bekämpft werden. Kulturen unterscheiden sich also durch ihre unterschiedlicheAmbiguitätstoleranz.
In islamischen Kulturen ist in dieser Hinsicht während der letzten Jahrhunderte ein Wandel zu beobachten, der sich so deutlich und mit solch drastischen Konsequenzen kaum anderswo zeigt:
von einer relativ großen Toleranz hin zu einer bisweilen extremen Intoleranz gegenüber allen Phänomenen von Vieldeutigkeit und Pluralität. Während zum Beispiel im 14. Jahrhundert die Varianten des Korantexts und die Vielzahl an Auslegungsmöglichkeiten als Bereicherung galten, ist dies heute vielen Muslimen ein Ärgernis.
Die Erforschung des Umgangs mit kultureller Ambiguität ist ein Gegenstand der Mentalitätsgeschichte. Verläßt man den eurozentrischen Blickwinkel und stellt Denken, Fühlen und Handeln der Menschen in den Mittelpunkt des Interesses, kommt man zu einer alternativen, nicht teleologisch gefärbten Geschichtserzählung.
Daher ist auch der Untertitel des Buches – „Eine andere Geschichte des Islams“ – mehrdeutig, ambig, zu lesen. Nicht eine andere Geschichte des Islams soll erzählt werden, sondern vielmehr eine andere Geschichte des Islams, in der aber auch einige scheinbar selbstverständliche Bestandteile der eigenen Kultur in Frage gestellt werden.
Diese Sicht macht dieses Buch so interessant und wichtig.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen