Sonntag, 24. Februar 2013

Kafka - kritische Ausgabe: Schriften - Tagebücher





Kritische Ausgabe: Schriften - Tagebücher
Kassette mit fünfzehn Bänden: Schriften und Tagebücher: 15 Bde./ 7328 Seiten [Taschenbuch]

Jürgen Born Gerhard Neumann Sir Malcolm Pasley Jost Schillemeit Franz Kafka  



Während des Ersten Weltkrieges gab der Verlag Wolff billige Bändchen kleiner Bücher von unbekannten jungen Autoren heraus. Eines Tages im frühen Jahr 1916 enthielt das Bändchen: "Der jüngste Tag" eine Geschichte mit dem Titel: "Die Verwandlung" von jenem unbekannten Franz Kafka, von dem Herrmann Hesse so angetan war, dass er dieses kleine Spinnweb aus Spiel und tödlichem Ernst nie wieder vergessen konnte. 
Als Franz Kafka dann 1924 starb, blieb sein Werk als Nachlaß bei Max Brod mit der testamentarischen Aufforderung, alle Werke zu vernichten. Elf Jahre nach Kafkas Tod fand Hesse immer noch, dass es nötig sei, eine Gesamtausgabe zu präsentieren, ob der Qualität, der dichterischen Geistigkeit, der beunruhigenden und doch beglückenden Dichtung.

Symbolschaffende Phantasie mit ursprünglicher Sprachkraft, so ist Kafka, und Hesses Wunsch wurde in dem Jahr 1935 hoffnungsvoll und allmählich mit dem ersten Band Realität. 
Dass Max Brod sich dem letzten Wunsch des Dichters widersetzte, ist ein weiteres Zeichen, wenn auch posthum für Kafka, der Zeit seines Lebens an der Unerträglichkeit der eigenen Existenz litt, die Verbindung von Mensch und Gesetz (Gott) als Unmöglichkeit erlebte und aus bewegter Starrheit mit dem Todesurteil des Werkes sich - Dank Max Brod vergeblich - endgültig und vollständig aus dem Leben nehmen wollte. 
Wie er in "Das Schloß" nicht besser dokumentieren konnte, dass mit ihm ein Diener da steht, der weiss um eine Herrschaft, der zu dienen ist und er bei dieser kein Gehör findet. Der Diener findet seinen Herrn nicht und somit sein Leben keinen Sinn. Kafkas Unmöglichkeit des Findens im Dichterischen erhellt jedoch im Gegenlicht die Möglichkeit der Gnade oder der Erlösung. Doch für Kafka wird diese Hoffnung nicht spürbar, diese letzte Pforte bleibt unerreicht, auch für den Leser seiner Erzählungen, Romane und Aphorismen. Kein Aufatmen, es bleibt Verwirrung und Verzweifelung, aber dafür hebt den Leser ein enormer Tiefgang in bewegter Sprache und zu enträtselnder Bedeutung, eine vielfache Welt von Symbolen und Gleichnissen, von ungesagt Gesagtem.


Eine einmalige und gelungene Ausgabe des Gesamtwerkes. 
Die 15 Bände umfassen die drei Romane "Der Verschollene", "Der Proceß" und "Das Schloß", weiter "Drucke zu Lebzeiten", "Nachgelassene Schriften und Fragmente" (in zwei Teilen) und die Tagebücher samt Kommentarband. 
Zu jedem Band gibt es einen textkritischen Apparatband mit Anmerkungen zu den Texten, Druckgeschichte, Varianten und Korrekturen.

Für diejenigen aber, die sich intensiv mit Kafka beschäftigen wollen, stellt diese Sammlung eine Möglichkeit dar, das gesamte Werk und dessen Entstehung nachvollziehen zu können. Um einen umfassenden Einblick in Kafkas literarische Tätigkeit zu bekommen, wären allerdings diverse Briefe (an Felice und Milena z.b.) auch notwendig, da Kafkas Briefe den größten Teil seines schriftlichen Nachlasses umfassen. Die rein literarische Arbeit aber ist mit dieser Ausgabe vollkommen abgedeckt.


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