Montag, 31. August 2015

Geschichte der österreichischen Gewerkschaftsbewegung





Die Geschichte der österreichischen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1945
Willy Krula

INHALT
Vorgeschichte der modernen Gewerkschaftsbewegung 4
Beginn im Mittelalter: Die Zünfte 4
Im Frühkapitalismus: Entstehung der Bruderschaften 5
Auf dem Weg in den Hochkapitalismus 6
Industrialisierung und Hochkapitalismus 8
Im Neoabsolutismus: Neuerwachen des Klassenbewusstseins 13
Die Gewerkschaftsbewegung in der österreichischungarischen Monarchie (1867–1918) 17 Der Kampf um einheitliche Organisation und um politische Rechte (1867–1888) 17
Die großen Organisationen der österreichischen Arbeiterbewegung entstehen (1888/89–1893) 24
Die Entwicklung der Richtungsgewerkschaften (1894–1907) 27
Vorkriegszeit und Erster Weltkrieg (1908–1918) 31
Die Gewerkschaften in der Ersten Republik (1918–1934) 37
Wiederaufbau und rechtliche Gestaltung der Republik (1918–1920) 37
Arbeiterbewegung in der Opposition 41
Gewerkschaften in Illegalität und unter Verfolgung (1934–1945) 48
Verbot, Illegalität und Widerstand (1934–1938) 48
Die Herrschaft des NS-Regimes und der antifaschistische Widerstand (1938–1945) 50 Beantwortung der Fragen 53
Fernlehrgang 55


Didaktische Gestaltung und inhaltliche Koordination: Michael Vlastos/Martin Bolkovac


Wie soll mit diesem Skriptum gearbeitet werden?

Zeichenerklärung Frage zum Lernstoff im vorigen Abschnitt (vergleichen Sie Ihre eigene Antwort mit der am Ende des Skriptums angegebenen).

Anmerkungen: Die linke und rechte Spalte jeder Seite dient zur Eintragung persönlicher Anmerkungen zum Lernstoff. Diese eigenen Notizen sollen, gemeinsam mit den bereits vorgegebenen, dem Verständnis und der Wiederholung dienen.
Schreibweise: Wenn im folgenden Text die Begriffe „Arbeitnehmer“ und „Arbeitgeber“ verwendet werden, so ist bei Entsprechung auch die weibliche Form inkludiert. Auf eine durchgehende geschlechtsneutrale Schreibweise wird zu Gunsten der Lesbarkeit des Textes verzichtet.

Arbeitsanleitung
 – Lesen Sie zunächst den Text eines Abschnitts aufmerksam durch.
 – Wiederholen Sie den Inhalt des jeweiligen Abschnittes mit Hilfe der gedruckten und der eigenen Randbemerkungen.
 – Beantworten Sie die am Ende des Abschnitts gestellten Fragen (möglichst ohne nachzusehen).
 – Die Antworten auf die jeweiligen Fragen finden Sie am Ende des Skriptums.
 – Ist Ihnen die Beantwortung der Fragen noch nicht möglich, ohne im Text nachzusehen, arbeiten Sie den Abschnitt nochmals durch.
 – Gehen Sie erst dann zum Studium des nächsten Abschnitts über.
 – Überprüfen Sie am Ende des Skriptums, ob Sie die hier angeführten Lernziele erreicht haben.

Lernziele
Nachdem Sie dieses Skriptum durchgearbeitet haben, sollen Sie
 – wissen, welche Zusammenhänge zwischen der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung und der Entwicklung der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung bestehen;
 – die bedeutendsten Höhe- und Tiefpunkte in der Geschichte der österreichischen Arbeiterbewegung kennen;
 – die Bedeutung der Gewerkschaftsbewegung für die staatliche Entwicklung Österreichs kennen;
 – über die Auswirkung der geschichtlichen Entwicklung auf die Gegenwart Bescheid wissen;
 – gelernt haben, dass die Interessen der Arbeiter und Angestellten ohne die Bereitschaft, für sie aktiv einzutreten, nicht gewahrt werden können;
 – schließlich die Mission der Arbeiterbewegung hinsichtlich der Verbreitung der Solidarität erfassen.
Viel Erfolg beim Lernen!

3 Kommentare:

  1. Seit April 1945 gibt es in Österreich den überparteilichen Gewerkschaftsbund.
    Das bedeutet gegenüber der Zeit vor 1934 einen Fortschritt; die damaligen Richtungsgewerkschaften standen
    oft gegeneinander und lähmten damit die gewerkschaftliche Schlagkraft.

    Die Reihe „Gewerkschaftskunde“ hat den Österreichischen Gewerkschaftsbund und die Gewerkschaften zum Thema. Neben der geschichtlichen Entwicklung, die schließlich zur Gründung des ÖGB führte, und der Geschichte des ÖGB werden auch der Aufbau und die Struktur in dieser Skriptenreihe besprochen.
    Alle Arbeitnehmer, vor allem aber Betriebsräte und Gewerkschaftsfunktionäre, sollten über den ÖGB und die Gewerkschaften informiert sein und Bedeutung, Probleme und Tätigkeiten dieser Organisationen kennen.

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  2. Beginn im Mittelalter: Die Zünfte
    Die selbstständigen städtischen Handwerker des Mittelalters organisierten sich etwa ab der Jahrtausendwende in Zünften. Die Gesellen bildeten innerhalb dieser Zünfte selbstständige Abteilungen.
    Das ländliche Handwerk, eng verbunden mit dem abhängigen Bauerntum, kannte so gut wie keine zünftische Organisation.

    Im Frühkapitalismus:
    Entstehung der Bruderschaften Nach der Übernahme der wirtschaftlichen und politischen Macht in den
    Städten durch die Zünfte (im 13. und 14. Jahrhundert) lag es nicht mehr im Interesse der Meister, mit den Gesellen solidarisch zu sein: Bereits im 14. Jahrhundert wurden die Zünfte zu reinen Arbeitgeberorganisationen.
    Die Gesellen wehrten sich – es kam immer wieder zu Auseinandersetzungen.

    Fast gleichzeitig mit der „Machtergreifung“ dieser sich verändernden Zünfte setzte aber auch schon der Frühkapitalismus ein; innerhalb der Wirtschaft entstand der Kampf zwischen Profit und Solidarität.

    Nach ständigen Konflikten innerhalb der Zünfte ertrotzten sich die Gesellen im 14. und 15. Jahrhundert eigene Gesellenverbindungen. Im Bergwerkswesen hießen sie Knappschaften, sonst aber meist Bruderschaften.

    Die Wirtschaftsentwicklung und die Politik der Zünfte machte den Handwerksgesellen in der Zeit der Gründung der Bruderschaften immer häufiger zum lebenslänglichen Lohnhandwerker: Immer weniger Gesellen konnten Meister werden, es entstand eine eigene Klasse abhängiger gewerblicher Facharbeiter.

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  3. Auf dem Weg in den Hochkapitalismus: Schwere Gewerkschaftskämpfe und Koalitionsverbot

    Die Übergangszeit vom Frühkapitalismus zum Hochkapitalismus kann auch als „Manufakturperiode“ bezeichnet werden.
    Die Manufakturen waren kapitalistische Unternehmen mit arbeitsteiliger Großproduktion, die manchmal Tausende von Arbeitskräften beschäftigten. Ihre Errichtung wurde von den absoluten Monarchien gefördert, sie
    konnten frei von Zunftzwang produzieren und ihre Produktion verkaufen.

    Die Arbeiter der Manufakturen – arbeitslose Gesellen, ehemalige „Pfuscher“ und städtische und ländliche Arme ohne Ausbildung, darunter viele Frauen und Kinder – waren völlig rechtlos; sie durften nicht einmal den
    ohnehin nur noch formal bestehenden Bruderschaften beitreten. Von einigen Versuchen, von Arbeitern selbst verwaltete Hilfskassen zu errichten, abgesehen, gab es auch keinen Ansatz zu einer eigenständigen Organisation.

    Die Meister führten einen letzten Endes aussichtslosen Kampf gegen das Vordringen der kapitalistischen Wirtschaft, der absolute Staat drängte den Einfluss der Zünfte immer mehr zurück. In dieser Situation verschärften sich die Kämpfe zwischen Lohnhandwerkern und Meistern. Einzelne dauerten oft jahrelang, zum Beispiel der Kampf der Wiener Schuhknechte, der blutig niedergeschlagen wurde (1722).

    Die Bruderschaften hingegen wurden in Wien, Niederösterreich und Oberösterreich durch die Handwerkspatente von 1731/32 völlig entrechtet und durch ein Koalitionsverbot praktisch aufgelöst. In einigen anderen heutigen
    Bundesländern blieben sie zwar noch formal bestehen, konnten die Interessen ihrer Mitglieder aber kaum noch wirksam vertreten.
    Eine Ausnahme bildeten die Bruderschaften der Buchdrucker. Diese unterstanden bis 1765 den Universitätsbehörden. Sie fühlten sich mit den übrigen Arbeitern noch nicht solidarisch. Erst im nächsten Jahrhundert, als sich ihr Klassenbewusstsein ausgebildet hatte, fanden sie den Weg zur übrigen Arbeiterschaft.

    Das Koalitionsverbot bedeutete die praktische Auflösung der Bruderschaften. Damit waren die Lohnhandwerker in den Wirtschaftszentren des Habsburgerreichs unorganisiert. Da auch die übrigen Unselbstständigen ohne jede Organisation waren, gab es keine Möglichkeit, der Ausbeutung durch den vordringenden Kapitalismus
    zu begegnen.

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