Dienstag, 1. September 2015

Was ist der "Stand des Marxismus"?





Was ist der "Stand des Marxismus"?:
Soziale und epistemologische Bedingungen der kritischen Theorie heute

Broschiert – von Alex Demirovic (Herausgeber), Sebastian Klauke (Herausgeber), 1 mehr

Die Beiträge in diesem AkG-Band wollen die politischen und epistemologischen Bedingungen kritisch-wissenschaftlicher Praxis reflektieren – nicht von außen in objektivierender Absicht, sondern von innen her, durch verschiedene, sich teils auch widersprechende Perspektiven:
 - Was waren und sind zentrale Entwicklungslinien, materiellen und epistemologischen Reproduktionsbedingungen, Herausforderungen, Probleme, aber auch Revitalisierungsprozesse zurückliegender und aktueller Diskussionen, die sich auf Marx beziehen oder sie fortzusetzen beanspruchen?
 - Mit welchen ‚anderen‘ kritischen Strömungen wie feministischen oder polit-ökologischen Debatten verbinden sie sich, und wo setzen sich Unvereinbarkeiten und Widersprüche bis heute fort?
 - Mit welchen Widerständen und institutionellen Hindernissen sind alle diese kritischen Ansätze dort konfrontiert, wo es um die Produktion von kritischer Erkenntnis selbst geht – also vor allem an den Hochschulen?


Der Band basiert auf der 2013 abgehaltenen Tagung der Assoziation für kritische Gesellschaftsforschung. Bereits in der Einleitung zeigen die Herausgeber die Schwierigkeit auf, dem Titel gerecht zu werden. So ist zwar klar, dass man an der Fragestellung »Was ist der Stand des Marxismus?« nur scheitern kann, die Auslassungen in dem Band sind allerdings doch ärgerlich.

Da wird einerseits auch nur auf den Versuch einer Definition von »Marxismus« verzichtet, andererseits verdichten sich die Beiträge, so sie mit Marxismus nicht überhaupt nichts zu tun haben wollen (wie der Beitrag von Michael Heinrich), entlang der Achse Neogramscianismus-Regulationstheorie. Ein Highlight ist die thesenartige Bestimmung des Verhältnisses von marxistischer Theorie und Soziologie von Klaus Dörre, aber auch Ingo Stützles Auseinandersetzung mit der Rolle sozialer Kämpfe in der marxistischen Theoriebildung.

Ein Großteil der Beiträge ist an der Schnittstelle von Soziologie und Politikwissenschaft angesiedelt, philosophische Ansätze werden weitgehend ignoriert.
Dass die Frage nach dem Verhältnis von sozialen Bewegungen, marxistischer Theorie und politischer Organisation nicht gestellt wird, verweist - wie auch der Untertitel - auf den akademisch-theoretischen Charakter des Bandes. Das schmälert nicht die Qualität einiger Texte, ein stimmiger Titel wäre allerdings gewesen: Analysen zu ausgewählten akademischen Marxismen in Deutschland und ihrer Kritik.


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