Freitag, 13. Februar 2015

Selbst der Tod hat Angst vor Auschwitz






Ceija Stojka: Selbst der Tod hat Angst vor Auschwitz
Even death is afraid of Auschwitz
 
Gebundene Ausgabe – von Lith Bahlmann und Matthias Reichelt (Herausgeber), Karin Berger, Barbara Dankwortt, Tímea Junghaus, Matthias Reichelt Lith Bahlmann (Autor)

Ceija Stojka (1933 – 2013), Angehörige der Lovara (von ungarisch Lo = Pferd, Pferdehändler), einer zu den Roma gehörigen und in Österreich ansässigen Gruppe, wurde als Zehnjährige mit einem großen Teil ihrer Familie nach Auschwitz deportiert. Ihr Vater war zuvor in der »Euthanasie«-Anstalt Hartheim vergast worden.

Ceija Stojka hat nicht nur das Vernichtungslager Auschwitz, sondern auch die Konzentrationslager Ravensbrück und Bergen Belsen überlebt, wo sie am 15. April 1945 von der Britischen Armee befreit wurde.
Zusammen mit ihrem Bruder Karl Stojka war sie die Erste, die in den 1980er Jahren in Österreich das Schweigen der Opfer durchbrach und fortan als Romni öffentlich über ihr Schicksal berichtete.

Ende der 1980er Jahre hatte sie autodidaktisch mit dem Zeichnen und Malen begonnen. Der schätzungsweise 250 Blätter umfassende und über mehrere Jahre entstandene Zyklus von Tuschezeichnungen und Gouachen »Selbst der Tod hat Angst vor Auschwitz« ist ein eindrucksvolles künstlerisches Narrativ über die Verfolgung und den Genozid an den Roma und Sinti im Nationalsozialismus und wird so vollständig wie möglich in diesem Buch veröffentlicht.
Die Texte von Barbara Danckwortt und Tímea Junghaus widmen sich der traumatischen Erfahrung von Stojkas Lagerhaft sowie der künstlerischen Verarbeitung.
Die Regisseurin Karin Berger berichtet von der engen Zusammenarbeit mit Ceija Stojka bei den Dreharbeiten ihrer Dokumentarfilme.


 Ein opulenter Kunstband würdigt Ceija Stojkas grafische Arbeiten
„Ich habe zum Stift gegriffen, weil ich mich öffnen musste, schreien“, erläuterte Ceija Stojka einmal die Triebkraft ihrer künstlerischen Arbeit.
Die 2013 verstorbene 
Grande Dame der österreichischen Roma war eine der Ersten, die das Schweigen über den Genozid an den Roma brach. Sie begann zu schreiben und veröffentlichte 1988 ihren ersten Erinnerungsband.
Wenig später griff die 
Autodidaktin dann auch zu Zeichenstift und Pinsel: Wort und Bild waren, heißt es in der Einleitung zu einer neu erschienenen, prächtigen Monografie, „zwei Medien einer Niederschrift“.
Der Kunstband, den Lith Bahlmann und Matthias Reichelt jetzt als posthume Würdigung herausgegeben haben, versammelt den im Laufe vieler Jahre entstandenen Zyklus
„Sogar der Tod hat Angst vor Auschwitz“, eine umfangreiche Serie von Tuschezeichnungen und Gouachen über die Schrecken der Konzentrationslager.
Stojkas OEuvre – eine Auswahl 
an Malerei ergänzt den grafischen Nachlass – ist eines der wenigen, das den Völkermord an den Roma aus der Perspektive einer Überlebenden behandelt. „Der bewusst kindliche Blick vergrößert die Unerträglichkeit des Gezeigten“, schreibt dazu das Kunstmagazin „art“.
Es ist die Wucht ihrer 
Erinnerungen, die aus den unmittelbaren, expressiven Arbeiten spricht, ein albtraumhafter Kosmos, der das dokumentarische Zeugnis immer wieder ins Surreale überführt.
Die Historikerin Barbara Danckwortt, die Filmemacherin Karin Berger (ihre beiden großartigen filmischen Porträts liegen als DVD bei) und die Kuratorin Tímea Junghaus,
die 2007 mit dem ersten Roma-Pavillon der Biennale von Venedig für Aufsehen sorgte, haben begleitende Aufsätze beigesteuert.
Der Bildband folgt dabei dem Werdegang 
der Auschwitz-Überlebenden anhand ihrer künstlerischen Vita.
Das könne man, schreibt die FAZ in einer begeisterten 
Rezension, durchaus als „Akt der Emanzipation“ begreifen – schließlich sei Stojka zwar stets als Zeitzeugin und Aktivistin geschätzt und geehrt worden, „aber kaum als autonome Künstlerin“.

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