Dienstag, 10. Februar 2015

Die vierzig Tage des Musa Dagh






Einem der ersten systematischen Genozide des 20. Jahrhunderts fielen bei Massakern und Todesmärschen, die im Wesentlichen in den Jahren 1915 und 1916 stattfanden, bis zu 1,5 Millionen Menschen zum Opfer.
1915/16 wurden die osmanischen Armenier zu Fuß oder per Eisenbahn aus ihrem jahrtausendealten Siedlungsgebiet "verschickt" (so der Verwaltungsbegriff), nachdem zuvor Angehörige der armenischen Elite landesweit verhaftet worden waren. Männer und Burschen wurden in Ostanatolien meist zu Beginn der Verschickung getötet; dasselbe geschah mit den meisten, die Militärdienst taten.
Anstatt, wie proklamiert, in Nordsyrien angesiedelt zu werden, gerieten Hunderttausende Überlebende der Verschickung in Konzentrationslager, die mangels Versorgung Sterbelager waren.


Der Musa Dağı war Zufluchtsort einer widerständigen Gruppe von 4058 Armeniern unter der Führung des ehemaligen Offiziers Moses. Der Kalousdian während des Völkermords an den Armeniern im Jahr 1915 durch die Regierung des damaligen Osmanischen Reiches.


[Mord an den Armeniern: Die Kinder des Musa Dagh.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/mord-an-den-armeniern-die-kinder-des-musa-dagh-a-483740-2.html ]


Im Bericht über die Lage des armenischen Volkes in der Türkei des Johannes Lepsius wird das Ereignis erwähnt:
„Aus Dörfern bei Suidije am Ausfluß des Orontes konnte sich ein Haufe von 4058, darunter 3004 Frauen und Kinder, auf den Dschebel-Musah flüchten. Er wurde an der Küste von einem französischen Kreuzer aufgenommen und nach Alexandrien geborgen.“
[Johannes LepsiusBericht über die Lage des armenischen Volkes in der Türkei.]

Bekannt geworden ist der Berg als Musa Dagh durch seine Schilderung im Roman „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ von Franz Werfel, in dem Werfel den Völkermord an den Armeniern in literarischer Form beschreibt.






Als im Sommer 1915 die grausame Verfolgung der Armenier durch die Jungtürken auch die Dorfgemeinden an der syrischen Küste erreicht, wird der Moses-Berg, der Musa Dagh, für eine Gruppe von etwa 5000 zum Widerstand entschlossenen Männern und Frauen zur natürlichen Abwehrfestung. Ein großes Stück Literaturgeschichte - hier meisterhaft gelesen von Christian Brückner.



















Foto eines anonymen deutschen Reisenden: Armenier werden im April 1915 von osmanischen Soldaten aus Kharpert (türkisch: Harput) in ein Gefangenenlager im nahen Mezireh (türkisch: Elazığ) geführt.

Transport von Armeniern in sogenannten Hammelwagen derAnatolischen Bahn (1915)


Die Ereignisse, die von den Armeniern selbst mit dem Begriff Aghet – „Katastrophe“ – bezeichnet werden, sind durch umfangreiches dokumentarisches Material aus den unterschiedlichsten Quellen belegt. Weltweit erkennen die weitaus meisten Historiker diesen Völkermord daher als Tatsache an. Die Armenier sehen in ihm ein ungesühntes Unrecht und fordern seit Jahrzehnten ein angemessenes Gedenken auch in der Türkei.

Dagegen bestreiten die offizielle türkische Geschichtsschreibung und die Regierung der aus dem Osmanischen Reich hervorgegangenen Republik Türkei, dass es überhaupt einen Völkermord gegeben habe.




Weiterführende Infos:

Aus der Sammlung deutscher Archivalien

http://www.aga-online.org/german-records/index.php?locale=de

http://www.armenocide.de/armenocide/armgende.nsf/WebStart-De?OpenFrameset

Der Völkermord an den Armeniern 1915/16: neueste Publikationen
http://sehepunkte.de/2007/03/10400.html


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