Mittwoch, 28. Januar 2015

Wo der Wohlstand der Nationen versteckt wird






Steueroasen:
Wo der Wohlstand der Nationen versteckt wird (edition suhrkamp)

Taschenbuch – 
von Gabriel Zucman  (Autor), Ulrike Bischoff (Übersetzer)Gabriel Zucman, geboren 1986 in Paris, lehrt Wirtschaftswissenschaften an der London School of Economics.


Die Fälle Alice Schwarzer und Uli Hoeneß haben über Monate hinweg die Öffentlichkeit bewegt und leidenschaftliche, moralisch hoch aufgeladene Debatten rund um das Thema Steuerhinterziehung ausgelöst.

Aus dem Blick geriet dabei häufig, wie die Netzwerke aus Briefkastenfirmen und Steueroasen funktionieren. Zudem war es bislang kaum möglich zu beziffern, wie viel Geld der Allgemeinheit auf diesem Weg verloren geht. Mithilfe eines innovativen Verfahrens ist Gabriel Zucman nun erstmals in der Lage, eine genaue Summe zu nennen.

Zucman zeichnet die Geschichte der Steueroasen nach, bringt ans Licht, welche Manöver dabei ins Spiel kommen und fällt ein vernichtendes Urteil über alle bisherigen Gegenmaßnahmen.
Der Kampf gegen die Steuerhinterziehung kann laut Zucman aber durchaus gewonnen werden – wenn er auf der richtigen Ebene geführt wird und die Regierungen vor drastischen Lösungen nicht zurückschrecken.


»Gabriel Zucman liefert die bisher überzeugendste Untersuchung der Steueroasen und die genaueste Auswertung der über sie verfügbaren Daten. Zugleich ist sein Buch das beste über die Möglichkeiten ihrer Bekämpfung. Und Zucman hat gute Nachrichten für uns:
Europa kann sich zur Wehr setzen. Absolute Pflichtlektüre!«
(Thomas Piketty)


»Gabriel Zucman erzählt ... eine spannende Geschichte: Er weiß nicht nur Zahlen zu präsentieren, sondern bei seinen Zuhörern auch die gewünschten Vorstellungen zu wecken.«
(Uwe Jean Heuser, DIE ZEIT)


»Sein Vorgehen, trockene Daten mit politischen Forderungen zu verknüpfen, erinnert an das Auftreten von Thomas Piketty, der sein Doktorvater ist. Im Vergleich zu Pikettys Monstrum ... hat Zucman ein dünnes Büchlein geschrieben, das deutlich verständlicher ist. Seine Forderungen sind allerdings nicht weniger radikal.«
(Bastian Brinkmann, Süddeutsche Zeitung)


»Zucmans Buch überzeugt vor allem durch seinen klaren Sprachstil. Zwar verschont der Ökonom den Leser nicht mit Fachbegriffen und Zahlen, die internationalen Verflechtungen auf dem Finanzsektor stellt er jedoch verblüffend verständlich und geordnet dar, allerdings nie unideologisch.«
(Catrin Stövesand, Deutschlandfunk)


»Wir sind in diese Welt der staatsbürgerlichen Pflichtverletzung im großen Stil hineingekommen, also können wir aus ihr auch wieder herauskommen. Bücher wie dieses sind ein bewusstseinsbildender Beitrag dazu.«
(Jürgen Kaube, Deutschlandradio Kultur)


»Es macht den Charme des Buchs aus, dass es die ungebrochene Herrschaft von Bankgeheimnis, Steueroasen und Steuerflucht ebenso beredt darzustellen weiß, wie die Leichtigkeit von deren Abschaffung.«
(Arno Widmann, Frankfurter Rundschau)



1 Kommentar:

  1. Der Untertitel des Buches, *Wo der Wohlstand der Nationen versteckt ist* spielt auf Adam Smith und dessen grundsätzliches Werk *An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations* an. Wie Adam Smith aus seiner Sicht den Wohlstand der Nationen begründete, so zeigt Zucman auf, wo der Wohlstand im heutigen globalen Kapitalismus hingekommen ist, also wo er versteckt wird, denn er verschwindet langsam aus einer Öffentlichkeit in der der Wohlstand in Form von Reichtum immer weniger zur Finanzierung des Staates und seiner Aufgaben herangezogen werden kann.

    Das Buch ist flott und lesbar geschrieben, macht allerdings auch den Eindruck, dass es in Eile geschrieben wurde, in der einige Wiederholungen übersehen wurden und man sich einige Aspekte ausführlicher begründet gewünscht hätte. Es bietet aber verblüffende Fakten und Einschätzungen, wie zum Beispiel die Berechnung, dass die Staatsverschuldung Frankreichs ohne die durch das Bankgeheimnis ermöglichte massive Steuerflucht nicht bei den heutigen 94 % des BIP liegen würde, sondern bei 70%.

    Die Manipulation der Verrechnungspreise zwischen multinationalen Konzernen, der Preise von Patenten, Logos, Marken oder Algorithmen, der steuervermeidende Zuordnung von Gewinnen und Kosten sind ein profitables Geschäft für hunderte Vermögensagenturen und Beratungsfirmen – und ein Verlust für die Staaten in denen die Werte geschaffen werden.

    Ein internationales Finanzkataster könnte Abhilfe schaffen. Die Möglichkeiten sind in wesentlichen Ansätzen schon vorhanden und der IWF, zum Beispiel, könnte es mit seinen technischen Mitteln in kurzer Zeit aufbauen. Was fehlt, scheint der politische Wille zu sein. Der Autor stellt nicht die Frage, ob der Grund in gemeinsamen Interessen zwischen der politischen Elite und den Profiteuren des derzeitigen Systems liegen könnte.

    Zucman nimmt besonders die Schweiz ins Visier, aber auch EU-Staaten, und unter diesen besonders Irland und Luxemburg. Luxemburg ist tatsächlich ein eigenes Kapitel. Dieses Land hat nach dem Niedergang seiner Stahlindustrien in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts voll auf die Finanzindustrie gesetzt und sich dieser ausgeliefert. Zucman meint, es gäbe eigentlich keinen Platz mehr für Luxemburg in der Europäischen Gemeinschaft, für 'ein Land mit 550.000 Einwohnern, das 500 Millionen Europäer an der Nase herumführt'.

    Eine Kehrtwende der Politik in Luxemburg hält er nicht für wahrscheinlich. Eine Transparenz gegenüber anderen Ländern, mit dem Ziel, die Steuerhinterziehung einzudämmen, würde Luxemburg mindestens 30 % seines derzeitigen BIP kosten.

    Von Werner Titz

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