Mittwoch, 13. Mai 2015

GCE - Politische Bildung für die Weltgesellschaft





Global Citizenship Education
Politische Bildung für die Weltgesellschaft
Österreichische UNESCO-Kommission
Wien, 2014
Inhalt
1. Einleitung: Global Citizenship im Überblick 3
Exkurs 1: Global Citizenship Education im Rahmen der UNESCO 6
2. Was heißt Global Citizenship Education? 9
2.1 Herkunft und Definitionen 9
2.2 Der „global citizen“ Ansatz 11
2.3 Der „global citizenship“ Ansatz 12
Exkurs 2: verschiedene Citizenship-Konzepte im Vergleich 14
3 Grundfragen von Global Citizenship Education 21
3.1 Nationale und/oder kosmopolitische Identität? 21
3.2 Drei Dimensionen von Global Citizenship Education 22
3.3 Kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit 24
Exkurs 3: Global Citizenship Education in Bezug zu anderen politischen Pädagogiken 28
Lektüreempfehlungen 35
4. Global Citizenship in der Praxis 37
4.1 Wissen, Kompetenzen, Werte und Einstellungen 37
4.2 Verschiedene Ebenen der Umsetzung 40
4.3 GCE-Ansätze in bestehenden Richtlinien für Schule und Unterricht 40
4.4 Global Citizenship Education im Fachunterricht 44
4.4.1 GCE und Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung 44
4.4.2 GCE und Deutsch 45
4.4.3 GCE und Geographie und Wirtschaftskunde 46
4.5 Schulkultur und Schuldemokratie 47
5. Zusammenfassung 49
Verwendete Literatur 52

AutorInnen 54
Eine Schulklasse wehrt sich gegen die Abschiebung einer Mitschülerin, die keinen österreichischen Pass hat. Denn sie empfindet die Kameradin als integriert, als zugehörig, und sieht nicht ein, warum sie kein Recht haben sollte zu bleiben.
Flüchtlinge, die in Österreich um Asyl angesucht haben, sind verärgert über die schleppende Arbeit der Behörden. Sie demonstrieren für eine menschlichere 
Asylpolitik und besetzen sogar die Votivkirche in Wien, um zu zeigen, dass es ihnen ernst ist. Sie stellen einen politischen Forderungskatalog auf, das heißt, sie handeln so, als hätten sie alle politischen Rechte wie InländerInnen. Dieses „als ob“ erweist sich als effiziente Strategie, mediale Aufmerksamkeit zu bekommen, und macht zudem noch deutlicher auf ihren rechtlosen Status aufmerksam.

Eine österreichische Schulklasse hat eine Partnerschaft mit einer Klasse in einem

afrikanischen Land. Der Kontakt besteht aber nicht im üblichen Spendensammeln
für „die armen Kinder da unten“, sondern in einem gemeinsamen Projekt:
Die SchülerInnen untersuchen in beiden Ländern, welche Möglichkeiten schulischer
Mitbestimmung es gibt, und tauschen sich darüber gleichberechtigt aus.


All das sind Beispiele, wo Menschen sich als global citizens begreifen und 

dementsprechend handeln. Das dritte Beispiel zeigt darüber hinaus, wie Global Citizenship Education aussehen könnte. Und das ist auch das Thema dieser Broschüre. Denn obwohl der Gedanke der Weltbürgerschaft heute – in Zeiten der Globalisierung – „in der Luft liegt“ und immer wieder aufgegriffen wird, braucht es doch ein systematisches Lernen, um
die Jugend auf diese neue Situation vorzubereiten.
Warum aber nennen wir dieses Lernfeld Global Citizenship Education? 
Wozu braucht es wieder einen neuen Begriff und warum muss es ein Begriff in englischer Sprache sein? In der Pädagogik ist ein neuer Begriff dann berechtigt und notwendig, wenn er Sachverhalte und Konzepte beschreibt, die anders nicht zum Ausdruck gebracht werden können.
Anders gesagt: Begriffe bieten einen „Denkrahmen“, der es erlaubt, bestimmte 
Phänomene zu verstehen und einzuordnen.

Tatsächlich zeigt sich, dass die im deutschen Sprachraum besser eingeführten Begriffe wie Interkulturelles Lernen, Globales Lernen, weltbürgerliche Bildung, Friedenserziehung oder Politische Bildung zwar alle ihre Berechtigung haben, aber doch nur Teilaspekte dessen erfassen, worum es bei Global Citizenship Education geht.

Als Bildungskonzept ist Global Citizenship Educationn kein vollkommen neuer Ansatz, sondern baut auf allen genannten Pädagogiken auf, kombiniert diese oder wesentliche Komponenten von ihnen und gibt ihnen damit eine neue und unverwechselbare Ausrichtung. Global Citizenship Education stellt jedenfalls einen originellen, notwendigen und weiterführenden Denkrahmen dar, der für Bildung in Zeiten der Globalisierung

und der „Weltgesellschaft“ unverzichtbar ist.


2 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

    AntwortenLöschen
  2. Die global vernetzte Welt ist unumgehbare Realität und stellt hohe Anforderungen an individuelle
    Orientierungsleistungen.
    Dazu gehört z.B. sich in einer Welt unterschiedlichster Werthaltungen und Lebensformen zu orientieren, Kontakte zu Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Prägungen und Wertvorstellungen positiv gestalten zu können, in einer veränderten Arbeitswelt auf neue Qualitätsanforderungen und Flexibilisierungszumutungen zu reagieren, die ökologischen und sozialen Folgen des eigenen Konsums zu bedenken, angemessene politische Entscheidungen zu treffen oder die Konsequenzen von Nicht-Handeln abzuschätzen. Immer mehr politische Entscheidungen sind nicht mehr auf einer regionalen oder globalen Ebene zu treffen. Dazu bedarf es aber global denkender politischer Menschen – global citizens eben.

    Der Kontext einer globalisierten Welt stellt auch an pädagogisches Denken und Handeln neue Anforderungen
    und erfordert ein Bildungsverständnis, das über die Vermittlung von Fachwissen hinausgeht.
    Das Bildungskonzept Globales Lernen, welches als Querschnittsthematik in allen Lehrbereichen mitgedacht
    werden sollte, stellt die zunehmende Komplexitätssteigerung und die Entwicklung hin zu einer
    Weltgesellschaft in den Mittelpunkt. Wie in der Strategie Globales Lernen beschrieben, besteht eine
    wesentliche Aufgabe von Bildung heute darin, (junge) Menschen zu befähigen, diese komplexen Entwicklungsprozesse zu verstehen, ein Bewusstsein für globale Zusammenhänge zu entwickeln und diese
    kritisch zu reflektieren. Inmitten all der Unübersichtlichkeit und Fremdbestimmtheit des eigenen Lebens
    gilt es, ökonomische, soziale, politische und kulturelle Prozesse als gestaltbare Entwicklungen zu deuten
    und Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe, zur Mitgestaltung und Mitverantwortung in der Weltgesellschaft zu erkennen.

    Quelle:
    Ausschnitt aus dem Curriculum des Universitätslehrgangs „Global Citizenship Education“, S. 3.

    AntwortenLöschen