Sonntag, 3. Mai 2015

Mein Freund Stieg Larsson






Mein Freund Stieg Larsson
Gebundene Ausgabe – 
von Kurdo Baksi  (Autor), Susanne Dahmann (Übersetzer)

Stieg Larsson wurde am 10. Dezember 2004 in der Kapelle von Skogskyrkogarden im Süden Stockholms beerdigt. Die Kirche war zum Bersten gefüllt, seine Lebensgefährtin, seine Familie, seine Freunde, seine Kollegen, seine Weggefährten, Journalisten, alle waren gekommen, um Stieg Larssons Tod zu betrauern. Am Abend trennten sich ihre Wege, und jeder war fortan mit seiner Trauer allein.

Kurdo Baksi, Stieg Larssons bester Freund und langjähriger politischer Weggefährte, brauchte fünf Jahre, um den Verlust seines Freundes zu überwinden. Fünf Jahre, in denen er trauerte und miterlebte, wie Larsson plötzlich posthum zu einem der weltweit erfolgreichsten Schriftsteller der letzten Jahre avancierte. Fünf Jahre, in denen er wieder und wieder nach Stieg Larsson gefragt wurde. Wie er gewesen sei? Was ihm wichtig war? Wie er wohl mit all dem Ruhm und Erfolg umgegangen wäre?

Kurdo Baksi beschließt, ein Buch zu schreiben. Kein Buch über den Autor der Millennium-Trilogie, sondern
- ein Buch über seinen Freund Stieg Larsson.
- Über ihre erste Begegnung im Jahr 1992,
- über den Beginn ihrer Freundschaft,
- über ihre gemeinsame Arbeit, ihren Kampf gegen rechts.
- Über Stieg Larssons Integrität, seine Unbeirrbarkeit, seine Arbeitswut und seine Genauigkeit.
- Über seine Kindheit und Jugend, über die Menschen, die ihm wichtig waren.
- Über sein immenses Wissen, seine beeindruckende politische Bildung,
- über seine Besessenheit, das Richtige zu tun.
- Über seinen Mut und seine Unerschrockenheit, über die Drohungen gegen ihn und die Angst, die Baksi immer wieder um seinen Freund hatte.
- Über Stieg Larssons Sturheit, seine Unfähigkeit, zu vergeben, seinen ungesunden Lebenswandel, seine schlechten Angewohnheiten.
- Über seine Romane, seine Inspiration, über Larssons Gewissheit, Bestseller geschrieben zu haben.
- Über den letzten Tag, den Anruf eines Expo-Mitarbeiters, dass es Larsson nicht gutgehe, er auf dem Weg ins Krankenhaus sei.
- Über Stieg Larssons letzte Worte im Krankenwagen.
- Über den Abschied von seinem toten Freund.


Kann man sich buchstäblich zu Tode arbeiten? Eine Frage, die Kurdo Baksi bereits in seiner Vorwort-Meditation anklingen lässt. Und - tatsächlich –, der Freund, der 2004 erst fünfzigjährig eines plötzlichen Herztodes starb, er schien wie eine Kerze, die an beiden Enden brannte. Das absolut Erstaunliche aber: Nach Stieg Larssons Tod und einer ohnehin ungeheuren Lebensleistung, erschien posthum ein geradezu menetekelhaftes Vermächtnis: Drei dickleibige Bände, die als „Millenium-Trilogie“ weltweit wie eine literarische Bombe einschlugen! Fünf Jahre später nun stellt sich der elf Jahre jüngere Kurdo Baksi die Frage, ob er seinen Freund und Mentor, diesen rätselhaften Gerechtigkeitsfanatiker und unermüdlichen Menschenrechtskämpfer mit den jungenhaft weichen Gesichtszügen wirklich gekannt hat. Ein bewegender Nachruf und eine nachdenkliche Spurensuche.

Baksi sieht sich einem vielteiligen Puzzle gegenüber. Schon zu Lebzeiten war Stieg von geradezu notorischer Verschwiegenheit, was seine Vergangenheit anbetraf. Kennengelernt hatten die beiden sich 1992, als Baksi Chefredakteur der antirassistischen Zeitschrift “Svartvitt” war, während Stieg sich als Aktivist auf Solidaritätsdemos für Flüchtlinge einen Namen gemacht hatte. Vor allem aber als Autor des bahnbrechenden Buches “Extremhögern” (Die extreme Rechte), das den Finger auf eine in Schweden offene Wunde legte. Zusammen in der Folge fanden die beiden jungen Journalisten zu Anfang der 90er-Jahre ein reiches Betätigungsfeld, da nach dem Zusammenbruch des Ostens in Schweden blanker Fremdenhass und Rassismus aufblühten, der vor allem schwarze Einwanderer zu Jagdzielen erklärte. Nicht selten fühlt man sich in diesen Passagen des Buches in einen Wallander-Plot versetzt.
Fast mythisch mutet es an – und die Bewunderung all jener, die ihn kannten, bestätigt dies -, wie der bescheidene Larsson, dem jegliche Öffentlichkeit zuwider war, sich als Freiheitskämpfer und Unrechtsverfolger im Kampf gegen Nazismus und Rassismus völlig aufzehrte und im Laufe dieser Mission viel zu früh abtreten musste. Es ist deshalb ein Anliegen Baksis, dass diese eher unbekannte Facette im Leben des Großautors entsprechend gewürdigt wird. Aber es gab eben auch die “Nachtseite” Larssons, seine häufige Abwesenheit, die seine Frau Eva schon misstrauisch werden ließ, wie wir amüsiert lesen. Inzwischen kennen wir das Ergebnis dieser Nachtarbeit Stieg Larssons zweites Leben. Das ihn weltberühmt werden ließ. Ein merkwürdiger Mensch. Aber einer, den man bewundern darf.
 – Ravi Unger

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