Montag, 15. April 2013

Wozu brauchen wir noch Journalisten?



Wozu brauchen wir noch Journalisten? [Gebundene Ausgabe]
Armin Wolf (Autor)

Armin Wolf, ZiB-2-Moderator und stellvertretender Chefredakteur der TV-Information im ORF, beschäftigt sich in seinen drei Theodor-Herzl-Vorlesungen an der Universität Wien mit den dramatischen Umbrüchen in der Mediennutzung, der (neuen?) Rolle von Journalisten und mit seinem Beruf als politischer Interviewer. Pressefreiheit ist heute nicht mehr »die Freiheit von 200 reichen Leuten, ihre Meinung zu drucken« (Paul Sethe), sondern die Freiheit von über zwei Milliarden Menschen mit Internetzugang, ihre Meinung ins Netz zu stellen.

- Was bedeutet das für Medienmacher, für Journalisten und für die Demokratie?
- Braucht es überhaupt noch professionellen Journalismus?
- Können traditionelle Medien noch politische Aufklärung leisten?
- Und warum sind politische Interviews im Fernsehen noch immer sinnvoll, auch wenn es nicht immer so aussieht?
Ergänzt und abgerundet werden die überarbeiteten und aktualisierten Vorlesungen durch Texte zum Verhältnis zwischen Medien und Politik, unter anderem durch Wolfs legendäre »Robert-Hochner-Preisrede« über journalistische Freiheit und politischen Druck im ORF.


Drei kleine Vorlesungen des Uni-Dozenten Armin Wolf Der ORF-Journalist räsoniert in einem lesenswerten Buch, wie die Gratisgeneration den Journalismus verändern könnte Armin Wolf tat, was Journalisten in diesem Land selten machen:
Obwohl prominent und an die Spitze der Karriereleiter geklettert, verabschiedete er sich 2010 für ein Sabbatical, um auch akademisch über die Zukunft des Journalismus zu forschen.

Armin Wolf hatte damals einige spannende Papers über die Mediennutzung Jugendlicher verfasst, seine Ansichten und Einsichten über den Journalismus hatte er indes noch nie einem breiteren Publikum vorgelegt. Hannes Haas, Professor für Publizistik, lud Wolf im Jahr 2012 an die Uni Wien.
Im Rahmen der Theodor-Herzl-Dozentur „zur Poetik des Journalismus“ legte der ZiB2-Journalist in drei Werkstattberichten dar, wieso wir Journalisten brauchen. Er dozierte über die veränderte Mediennutzung, über das Handwerk der Journalisten und über seine Profession – das Führen von Interviews.

Wolfs akademische Arbeit erreichte so ein breiteres Publikum, die jetzt im Picus Verlag als Buch vorliegt. Im ersten Teil präsentiert Wolf eine Auswahl von Studien und Zeitreihen, die eindrucksvoll belegen, dass Tageszeitungen, aber auch TV-Nachrichten mit einem „dramatisch schrumpfenden“ jugendlichen Publikum zu kämpfen haben. Vor allem die jüngere Generation verabschiede sich von klassischen Medien.
Das Paradoxe:
Diese Generation ist politisch interessiert und sie giert nach den Informationen unabhängiger Journalisten – aber sie interessiert sich eben auch für die Statusmeldungen von Justin Bieber, die oft unterhaltsamer sind als ein Interview mit einem ÖVP-Landesrat Der Wunschtraum dieser Generation ist teuer: So wie eine Feuerwehr bereit zu stehen hat, sollten auch Journalisten auf Abruf in Notzeiten Qualität liefern können. Bloß: Mit Abos finanzieren will die Gratisgeneration den Journalismus nicht mehr. Sie lagert die Finanzierung an die Werbung aus, die das „grazing, scanning, snacking und zapping“ ermöglichen soll. Welche Zukunft hat da noch der Journalist?

Wolf zeigt eindrücklich, warum Hobbyjournalisten, aber auch die großmäulig auftretende Generation Wikileaks das Handwerk nicht beherrschen. Und er zeigt, was sich ändern muss: Journalisten werden wie Kuratoren die Infoflut zähmen müssen.
Wolf ist Optimist: Der Journalismus ist zu retten, vielleicht nicht auf Papier, aber als demokratische Institution.



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