Montag, 15. April 2013

Politisierte Orchester







Politisierte Orchester: Die Wiener Philharmoniker und das Berliner Philharmonische Orchester im Nationalsozialismus [Broschiert]
Fritz Trümpi (Autor)

Vor der Folie eines Vergleiches zwischen den Wiener und Berliner Philharmonikern im Dritten Reich liefert Fritz Trümpi eine detailreiche Studie über nationalsozialistische Musikpolitik.
Die Politisierung der beiden Konkurrenzorchester, welche überdies den Städtewettbewerb zwischen Wien und Berlin repräsentierten, diente beiderseits der nationalsozialistischen Herrschaftssicherung, war in ihrer Ausführung aber von signifikanten Unterschieden geprägt.
Ausgehend von einem vergleichenden Aufriss der Frühgeschichte der beiden Orchester untersucht der Autor Kontinuitäten und Brüche im Musikbetrieb nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten und dem "Anschluss" Österreichs an NS-Deutschland. Dazu greift Trümpi auf ebenso brisante wie vielfältige Archivmaterialien zurück, die hier zum Teil erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden.



„Wer war denn schlimmer, die Wiener oder die Berliner?“, wurde der Schweizer Musikwissenschaftler Fritz Trümpi während seiner Arbeit oft gefragt.

Der politischen Instrumentalisierung im Dienste der NS-Propaganda von 1933 bzw. 1938 an unterlagen beide Orchester, aber in unterschiedlicher Form.

Das betrifft die Organisationsform und den in Wien nicht vorhandenen Widerstand gegen das NS-Regime im Umgang mit jüdischen Musikern. Großen Raum nimmt in der Studie der Städtewettbewerb ein, in dem der NS-Staat die Orchester unterschiedlich positionierte:
Während die Berliner „als Hort der deutschen Hochkultur“ zur Stabilisierung der NS-Herrschaft dienten, galten die Wiener als Beitrag zur kulturellen Bipolarität durch die Betonung der „besonderen Wiener Musikalität“.

Das erste Neujahrskonzert mit Walzerschwerpunkt fand übrigens 1939 statt. Viele der Quellen hat Trümpi erstmals ausgewertet und dadurch einen starken Impuls zur Vergangenheitsbewältigung bei den Wiener Philharmonikern ausgelöst, die eine Historikerkommission einsetzen ließ.

Ein wichtiges Buch.




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