Sonntag, 14. Dezember 2014

Auf leisen Sohlen ins Gehirn






Auf leisen Sohlen ins Gehirn.
Politische Sprache und Ihre heimliche Macht

Taschenbuch – von George Lakoff  (Autor), Eva Elisabeth Wehling (Autor)

Elisabeth Wehling ist seit 2007 Master/Ph. D. am Department of Linguistics der University of California, Berkeley. Arbeitsbereiche: Kognitive Linguistik und Journalistik; Schwerpunkte: Einfluss von Sprache auf politisches Denken und Handeln, Interdependenz von Medien und Politik an den Beispielen Deutschland, Italien und USA.George Lakoff ist Professor für kognitive Wissenschaft und Linguistik an der University of California, Berkeley und Kodirektor des "Neural Theory of Language Project" am dortigen International Computer Science Institute. Er ist Mitglied des Center for Advanced Study in Behavioural Sciences und des Santa Fe Institute. Gründer und Leiter des "Rockridge Institute", eines politischen Forschungszentrums und progressiven "Think Tank" in Berkeley, Kalifornien.

Der außergewöhnliche Titel für ein wissenschaftliches Buch zeigt schon, dass hier ein sehr gut verständliches Werk vorliegt, dass nicht nur informiert und aufklärt, sondern dabei auch noch sehr unterhaltsam im positiven Sinne ist.
Man hat das Gefühl, man säße direkt bei einem intensiven Gespräch zweier Fachleute dabei, die genau schon die Einwände und Bedenken der Lesenden vor Augen haben und so manche Kritikpunkte schon im Vorhinein beiseite schaffen.

80 Prozent unseres Denkens bleiben unbewusst und werden durch Metaphern und Deutungsrahmen geprägt. Unser angeblich freies Denken wird durch diejenigen beeinflusst, die im öffentlichen Raum über die Metaphern bestimmen.

Diesen „heimlichen Macht-Habern“ sind George Lakoff und Eva Elisabeth Wehling auf der Spur: Welcher Sprache bedienen sich öffentliche politische Debatten, um in den Köpfen der Menschen die gewünschte „Wirklichkeit“ entstehen zu lassen?

In lebendigen Gesprächen klären die beiden Wissenschaftler anhand von Sprachschöpfungen wie „Krieg gegen den Terror“ oder „Achse des Bösen“, wie Menschen denken, wie solche Denkstrukturen unser Gehirn auch physisch verändern und wie wir die Welt begreifen.
Dabei werfen sie ein völlig neues Licht auf Fragen der politischen Identität, der Moral und religiöser Werte oder der Rolle von Medien und Berichterstattern. Der Leser lernt so die Mechanismen seines eigenen politischen Denkens, Sprechens und Handelns besser kennen.
Man erfährt, wie stark und gleichzeitig subtil die eigenen politischen Einstellungen durch Metaphern bestimmt sind und was nötig ist, um sich davon zu befreien. In lebendigem Gespräch gewähren uns George Lakoff und Elisabeth Wehling einen Blick in unser ‚politisches Gehirn‘.




1 Kommentar:

  1. Interview über Metaphern, US-Politik und das Gehirn

    Das Buch ist der Interview zwischen einer deutschen Journalistin, die wohl unter Lakoff promoviert, und dem US-Kognitionswissenschaftler Lakoff. Das Interview kreist um drei Themenschwerpunkte: Metaphern, die US-Politik und Kognitionswissenschaften. Warum das diese drei Komplexe besonders eng miteinander verwoben seien sollten, wird im Buch nie überzeugend begründet. Dennoch wird auf ihrer Basis ein monokausales Erklärungsmodell der US-Politik und ihrer öffentlichen Wahrnehmung/Deutung errichtet.

    Die Ausführungen zu Metaphern und ihrer großen Bedeutung im Überzeugungsprozeß sind sehr erhellend. Deshalb sollte jeder, der mit Sprache zu tun hat, das Buch gelesen haben. Warum man nun Metaphorik kognitionswissenschaftlich erklären soll und nicht weiterhin sprachwissenschaftlich/rhetorisch, wird nicht näher ausgeführt. Lakoffs persönliche Meinung zur US-Politik fand ich auch nicht sonderlich überzeugend.

    Problematisch ist, daß im Buch unzählige starke Aussagen wie "80% aller Experten im US-Fernsehen stammen aus konservativen Think-tanks" vorkommen, die aber nie belegt werden. Das macht das Buch für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung unbrauchbar.

    Leider wird fast nicht thematisiert, was der Titel nahelegt: wie und warum bestimmte Vorstellungen von uns kritiklos übernommen werden. Meistens führt Lakoff aus, daß wir in der Kindheit etwas als so und so erlebt haben und sich darum ein entsprechendes Muster im Gehirn eingeprägt hat. Nur ist das keine Erklärung, sondern selbst nur eine Metaphern, und Metaphern, daß haben wir im Buch gelernt, manipulieren das Denken. Es fehlt ein Register.

    Christoph Spohr
    Interview über Metaphern, US-Politik und das Gehirn

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