Mittwoch, 5. Dezember 2012

Soziale Fragen, die aus der Mitte kommen




Wohlstandskonflikte. Soziale Fragen, die aus der Mitte kommen [Gebundene Ausgabe]
Berthold Vogel Berthold Vogel, PD Dr. disc. pol., studierte Soziologie, Politikwissenschaft, Arbeits- und Sozialrecht und Pädagogik an der Georg-August-Universität Göttingen und war dort von 1989 bis 2005 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Soziologischen Forschungsinstitut.

Seit Januar 2006 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter sowie Forschungsprojektleiter im Arbeitsbereich »Die Gesellschaft der Bundesrepublik« des Hamburger Instituts für Sozialforschung und lehrt an den Universitäten in Bielefeld, Göttingen und Kassel sowie in St. Gallen und Fribourg (CH). 




Der Autor nutzt vier Perspektiven, um den Zustand einer Gesellschaft zu erkunden, in der soziale Konflikte zunehmend als Statusgefechte um Anrechte auf Wohlstand und um die Pflicht zu dessen Sicherung ausgetragen werden. 

Soziologisch werden soziale und politische Kategorien zur Charakterisierung der Mitte kritisch reflektiert. Zeitdiagnostisch werden das sich wandelnde Verhältnis von Staat und Gesellschaft und der Übergang vom sorgenden zum gewährleistenden Wohlfahrtsstaat beleuchtet.
Konzeptionell wird das Zusammenspiel von politischer Ordnung und sozialökonomischen Prozessen im Hinblick auf die Entstehung von Ungleichheit und Klassen untersucht. Und empirische Forschungsbefunde, zum Beispiel zur Leiharbeit, verdeutlichen, wie weit berufliche und soziale Prekarität bereits in Kernbereiche des Wirtschaftlebens hineinreicht. 


Sichtbar wird eine »nervöse Mittelklasse«, deren Status durch wohlfahrtsstaatliche Reformen entsichert wurde und deren Arbeitsleben an Verbindlichkeit verliert. Facharbeiter bangen um die Früchte früherer Aufstiege, qualifizierte Angestellte fürchten den Verlust erworbener Privilegien.
Doch nicht nur Abstieg und Deklassierung bestimmen das Klima, denn für bestimmte Professionen eröffnen sich auch neue Gelegenheiten, wenn Positionskämpfe in den mittleren Lagen der Gesellschaft markant an Kraft gewinnen. Die Mitte der Gesellschaft zerfällt nicht, sie spaltet sich auf. 


Eingehend befasst sich Berthold Vogel mit dem öffentlichen Dienst und dessen Wandel von einem Ort stabiler Karriereerwartung und materieller Sicherheit zu einem unruhigen Experimentierfeld für »neue Beschäftigungsformen«. 

Dieses Zentrum von Gemeinwohl und Daseinsvorsorge ist zunehmend gefährdet, wenn in den kommunalen Verwaltungen, in der Jugendhilfe oder im Gesundheitswesen Mini-Jobber und Zeitarbeiter die Folgen von Unsicherheit und Armut bewältigen sollen. 
Die Prekarisierung des öffentlichen Dienstes droht die normativen Maßstäbe der gesellschaftlichen Verantwortung zu demontieren. 

Nicht die Dramatisierung sozialer Unterschiede steht im Vordergrund dieses Buches, sondern die Herausforderungen einer in Wohlstandskonflikten verstrickten Gesellschaft. Berthold Vogel zeigt, dass produktive Antworten auf diese Herausforderungen nur dann zu finden sein werden, wenn der Staat weiterhin bereit ist, die gesellschaftlichen Beziehungen aktiv mitzugestalten.







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