Montag, 30. September 2013

Das Faschismus-Syndrom






Das Faschismus-Syndrom [Gebundene Ausgabe]
Friedrich Hacker

Friedrich Hacker wuchs in Wien auf,  flüchtete 1938 vor den Nazis zunächst in die Schweiz, wo er sein bereits in Wien begonnenes Medizinstudium mit dem Grad des Dr. med. abschließen konnte.
1940 verließ er Europa und ging in die USA, wo er zunächst an mehreren Kliniken angestellt war und 1945 die Hacker Psychiatric Clinic (Beverly Hills und Lynwood, Kalifornien) gründete sowie die Hacker Foundation (Beverly Hills), die 1952/53 von Theodor W. Adorno geleitet wurde.

In späteren Jahren war er Professor für Psychiatrie an der University of Kansas sowie Professor für Psychiatrie und Rechtswissenschaften der Universität von Südkalifornien (USC) in Los Angeles.
1968 begründete Hacker in Wien die Sigmund-Freud-Gesellschaft, als deren Präsident er maßgeblich dazu beitrug, die langjährige Wohnung Sigmund Freuds in der Wiener Berggasse 19 zu erhalten. Heute ist dort das Sigmund-Freud-Museum untergebracht.
Hacker war 1976 Gründer und wissenschaftlicher Leiter des "Instituts für Konfliktforschung" in Wien, man findet in der dort herausgegebenen "Studienreihe Konfliktforschung", Band 3, in den Verlagen Braumüller Verlag und (anfänglich) Campus-Verlag ein Vorwort von ihm.
In den USA war Friedrich Hacker als Sachverständiger mit diversen, aufsehenerregenden Mordprozessen befasst, u.a. 1969 im Zusammenhang mit dem Mord an der Schauspielerin Sharon Tate.


Das Faschismus-Syndrom:Die tiefschürfende Analyse eines aktuellen Phänomens, die als Warnung verstanden werden muss! Friedrich Hackers Essay ist ein Aufruf, die Grauzonen zwischen den etablierten Parteien und den faschistischen Ideologien nicht aus dem Auge zu verlieren.

Immer wieder wird der Faschismus von seinen Anhängern als Erneuerung und Befreiung, ja spezifisch psychotherapeutisch als Kur und Heilung (zum Teil der Ganzheit und Ordnung) empfunden. Das vorliegende Essay eines der bekanntesten Psychoanalytiker ist zugleich sein Vermächtnis.
Er brachte es vor einigen Jahren in eine nie veröffentlichte Faschismusstudie des Instituts für Konfliktforschung, dessen Gründer er war, ein.

Es gilt als Mahnung, alte Fehler nicht mehr zu wiederholen, besonders nicht dadurch, daß wir den "Faschisten in uns selbst" arroganterweise übersehen.
Das weitgefächerte faschistische Angebot gibt dem Starken oder sich stark fühlenden die Möglichkeit, diese Stärke auszutoben, und dem Schwachen die Möglichkeit, sie zu kompensieren und die Sinnsuche nach einem starken Ich zu befriedigen.
Immer ist die strikte Rollenzuweisung, die zwar unbedingte Unterwerfung erfordert, aber gleichzeitig auch einen eigenen Machtbereich definiert, von entscheidender psychologischer Bedeutung, weil durch Disziplin und Hingabe scheinbar eine Aufgabe erfüllt und ein Lebenssinn gefunden werden kann.

Diese Kategorien sind:

- Die Maximierung von Ungleichheit. 
- Das Recht des Stärkeren 
- Das Führerprinzip. 
- Die Irrationalität. 
- Die Dauermobilisierung. 
- Die Vereinheitlichung. 
- Die organische Ganzheit. 
- Der Totaleinsatz. 
- Die Gewalt und der Terror von oben. 
- Das Uralte und das ganz Neue.

3 Kommentare:

  1. Faschismus
    Wir müssen uns völlig klar darüber sein, dass der Faschismus keine orts- oder zeitgebundene, vorübergehende Erscheinung ist. Er ist ein ganzes System der Klassenherrschaft der Bourgeoisie und ihrer Diktatur im Zeitalter des Imperialismus."
    (Georgi Dimitrow Michajlow 1928)

    Heute versteht man unter Faschismua eine rechtsextreme politische Bewegung, die politische GegnerInnen verfolgt, einsperrt und sogar tötet. Kennzeichen des Faschismus sind Feindschaft gegenüber der Demokratie, sowie alleinige und unbeschränkte Macht eines Diktators („Führers“). Herrschaftsform des Faschismus ist die Diktatur.

    Faschismus (ital. fascismo - leitet sich von „fascis“ ab, dem lateinischen Wort für ein Rutenbündel, in dem ein Beil steckt. Dieses Symbol wurde im antiken Rom als Zeichen der uneingeschränkten Amtsgewalt verwendet).

    Faschismus war ursprünglich die Selbstbezeichnung jener rechtsgerichteten Bewegung, die Italien unter Benito Mussolini von 1922 bis 1943 beherrschte (Italienischer Faschismus).
    Schon in den 1920er Jahren weiteten Gegner dieser Bewegung den Begriff auch auf andere rechtsextreme, autoritäre, totalitäre und nationalistische Regimes, Diktaturen und politische Gruppen aus, besonders auf den deutschen Nationalsozialismus.

    In Österreich gab es nach dem Ersten Weltkrieg Gruppierungen, wie zum Beispiel die Heimwehr, die von Forschern dem Faschismus zugeordnet werden. Die Heimwehr stand zunächst der Christlichsozialen Partei nahe und ging schließlich, in der von Engelbert Dollfuß 1933 gegründeten, Vaterländischen Front (VF) auf.

    Die wesentlichen Merkmale des sogenannten Austrofaschismus waren:
    o ein korporatives Wirtschaftsmodell mit ständischer Ordnung,
    o ein Ständeparlament,
    o Klerikalismus,
    o das Ende der parlamentarischen Demokratie,
    o ein autoritäres Staatssystem mit einem ausgeprägten Selbstständigkeitsgefühl.
    Nach der Ermordung Dollfuß’ im Juliputsch 1934 wurde der Staat durch Kurt Schuschnigg zunächst weitergeführt, aber schließlich im Jahre 1938 durch den „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich durch den Nationalsozialismus abgelöst.

    Gemeinsame Merkmale faschistischer Bewegungen:
    - das Führerprinzip,
    - der Totalitätsanspruch,
    - der am Militär orientierte Parteiaufbau,[12]
    - eine kulturstiftende, auf Mythen, Riten und Symbolen basierende, irrationale weltliche Ersatzreligion,
    - eine korporative, hierarchische Wirtschaftsorganisation,
    - sowie ein totalitäres, in Funktionshierarchien denkendes Gesamtmodell der Gesellschaft.

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  2. „Faschismus kann definiert werden als eine Form des politischen Verhaltens, das gekennzeichnet ist durch eine obsessive Beschäftigung mit Niedergang, Demütigung oder Opferrolle einer Gemeinschaft und durch kompensatorische Kulte der Einheit, Stärke und Reinheit, wobei eine massenbasierte Partei von entschlossenen nationalistischen Aktivisten in unbequemer, aber effektiver Zusammenarbeit mit traditionellen Eliten demokratische Freiheiten aufgibt und mittels einer als erlösend verklärten Gewalt und ohne ethische oder gesetzliche Beschränkungen Ziele der inneren Säuberung und äußeren Expansion verfolgt.“
    [Robert O. Paxton: Anatomie des Faschismus.]

    Als „faschistoid“ werden Eigenschaften bzw. Haltungen bezeichnet, die faschistische Züge tragen oder dem Faschismus ähnlich sind, meist jedoch in abgeschwächter oder differenzierter Form auftreten.
    Auch einzelne Bestandteile einer Ideologie bzw. eines politischen Systems werden manchmal als „faschistoid“ bezeichnet.
    Man spricht dann von „faschistoiden Tendenzen“ des jeweiligen Systems bzw. der betreffenden Ideologie.

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  3. „Faschismus als übergeordneter Gattungsbegriff eignet sich mithin allenfalls für die Bewegungsphasen der drei genuin entstandenen, gemeinhin so genannten Faschismen in Deutschland, Italien und Japan. Als umfassender Begriff für die Regimephasen trägt der Ausdruck hingegen nicht und kann der völlig unterschiedlichen Herrschaftsabsicherung nicht gerecht werden. Es würde daher der historischen Wirklichkeit wie auch dem historischen Selbstverständnis der damaligen Regime in Berlin, Rom und Tokio besser entsprechen, den abgegriffenen Faschismusbegriff aufzugeben.“
    – Bernd Martin

    „Da die Definition auf den ideologischen Kern zielt statt auf die konkreten historischen Erscheinungsformen (Führerkult, Paramilitarismus, Politik des Spektakels usw.), mit anderen Worten: da sie Faschismus genau wie andere generische politische Ideologien (Liberalismus, Sozialismus, Konservatismus) behandelt, wird es einsichtig, ein politisches Phänomen auch dann als faschistisch zu betrachten, wenn es nur im embryonalen Zustand im Kopf eines Ideologen und ohne Ausdruck in einer politischen Partei, geschweige denn einer Massenbewegung, existiert. Darüber hinaus mag es sinnvoll sein, eine Form politischer Energie als faschistisch zu erkennen, selbst wenn sie auf die Absicht verzichtet, als parteipolitische und/oder paramilitärische Kraft zu operieren und stattdessen einem Ansatz folgt, der eher mit politischem Quietismus denn mit revolutionärem Fanatismus zu tun zu haben scheint.“
    – Roger Griffin

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