Sonntag, 7. September 2014

Karl Reinthaler: Dagegenhalten !





Karl Reinthaler. Dagegenhalten 
Taschenbuch – von Sabine Aschauer-Smolik (Herausgeber), Alexander Neunherz  (Herausgeber)

Die “Hitler-Reden” im Radio verschlugen ihm die Sprache und nahmen ihm den Appetit: In der Bahnhofsrestauration in Saalfelden im Salzburger Pinzgau wurde Karl Reinthaler (* 18. September 1913 in Villach; † 1. August 2000 in Saalfelden) beobachtet, wie er aus Protest zu Essen aufhörte – und der Gestapo gemeldet.
Man denunzierte den Lokführer auch, als er einer Kioskfrau Geld und Lebensmittel bringen wollte. Reinthaler unterstützte in der NS-Diktatur einen “Selbsthilfeverein für Sozialisten und Kommunisten” und wurde schließlich wegen Hochverrates zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Danach kehrte er völlig entkräftet nach Saalfelden heim – und traf am Bahnhof jenen Mann, der ihn verraten hatte. “Karl, wie ist es dir ergangen?”, fragte dieser.
Doch Karl Reinthaler sann nie nach Rache und Vergeltung. Dies, obwohl bereits sein Vater im ersten Weltkrieg beide Beine verloren hatte.
Sohn Karl wuchs in bitterer Armut auf, wurde mit den Repressionen des Austrofaschismus groß und entkam in der NS-Zeit nur knapp dem Tod. Im Zuchthaus im deutschen Amberg schwor er sich: “Wenn ich überlebe, werde ich mein restliches Leben der Allgemeinheit widmen.” 

Und er hielt sein Versprechen: Nach Kriegsende wurde er in den Salzburger Landtag entsandt und zum Obmann des “Bundes Sozialistischer Freiheitskämpfer” in Salzburg gewählt. Als Bürgermeister lenkte er zwischen 1972 und 1978 mit Umsicht und Weitblick die Geschicke der stetig wachsenden Gemeinde von Saalfelden. Als man bei ihm Dickdarmkrebs diagnostizierte, musste er die politische Bühne schließlich verlassen.


"Dagegenhalten".
Kein anderes Wort beschreibt den Lebensweg besser, den der Saalfeldner Karl Reinthaler auf sich genommen hat. In bitterer Armut aufgewachsen, mit den Repressionen des "Austrofaschismus" großgeworden, durchlitt er im Nationalsozialismus als Hochverräter eine Haftstrafe im Zuchthaus. Ausgehungert und am Ende seiner Kräfte schloss er mit sich selbst einen Pakt: Sollte er das Zuchthaus überleben, würde er sein restliches Leben der Allgemeinheit widmen. Dieses Buch beleuchtet auf eindringliche Weise die Zeit des Nationalsozialismus anhand der Lebensgeschichte von Karl Reinthaler und schließt auch die Kontinuitätslinien der Jahre vorher und nachher mit ein. Dadurch werden die Handlungsebene Reinthalers und das darüberliegende gesellschaftliche, politische und soziale Handlungsumfeld zu einer aufschlussreichen Gesamtschau verdichtet.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen