Freitag, 22. Januar 2016

DAS ANDERE EUROPA






von JACQUES RUPNIK
DAS ANDERE EUROPA

Mitteleuropa und die große Migration

Somit offenbart die Einwanderungswelle auch, daß im Europa der letzten zwanzig Jahre zwar die Volkswirtschaften und die politischen Systeme von Ost und West spektakulär zusammengewachsen sind, daß Veränderungen der Gesellschaft und Mentalität aber viel langsamer vonstatten gehen.
An der Bereitschaft, mit Vielfalt umzugehen und mit anderen Kulturen Seite an Seite zu leben, mangelt es im Osten noch empfindlich. Auch in Westeuropa wird im Zusammenhang mit der Einwanderungsproblematik vielen (wieder) bewußt, wie „anders“ die Länder Ostmitteleuropas noch sind.
Der mitteleuropäische Diskurs der achtziger Jahre verband Europa als Kultur beziehungsweise Zivilisation noch mit den allgemeinen Menschenrechten. Heute erscheinen beide als Gegensätze.


Seit ihrem EU-Beitritt schätzen die Mitteleuropäer dessen wirtschaftliche Vorteile, beschweren sich aber häufig über mangelnde Rücksicht auf ihre besonderen Erfahrungen und die Bedürfnisse ihrer im Zuge der EU-Integration verwässernden mitteleuropäischen Identität. Nun könnten sie bald mehr Aufmerksamkeit erhalten, als ihnen lieb ist.

In den vergangenen sechs Monaten waren Mitteleuropa und seine Politiker in den westlichen Medien präsenter als in den zwanzig Jahren davor. Ohne Zweifel vereinfachten und moralisierten viele dieser Berichte über die Maßen, doch sie hatten eines gemein: Alle bemerkten kritisch den sehr eigenen Umgang Mitteleuropas mit dem wichtigsten Thema dieser Tage. Sie erkannten das Anderssein dessen, was einmal das „andere Europa“ war.




Mehr von: 
JACQUES RUPNIK

Seitenzahl: 
 Im Heft auf Seite 26
Aus dem Englischen von Herwig Engelmann
Genre

INHALT LI 111

ERFINDERGEIST
DIE SCHWESTERN TSCHEREPANOWA
EUROPAS TURBULENZEN
DIE GRENZE IN MIR
Ein Gedichtzyklus
Religion und Gewalt oder die Tragödie der Muslime Europas
GOTT, CHARLIE, NIEMAND
Mitteleuropa und die große Migration
SCHACHBRETT DER WELT
Großmeister im Großen Spiel – die Vereinigten Staaten gegen China
Das heutige Russland und die Lage der Kultur
POLITIK MIT ANDEREN MITTELN
Zehn Thesen zu Psychologie, Kultur, Gesellschaft, Ethik und Recht
WER WAR DER FEIND?
Die britische Dardanellenkampagne und die Katastrophe von Gallipoli
KUNST LIEBEN, KUNST HASSEN
Kämpfe, Pol Art, kämpfe! – Auf der Biennale
IKONOKLASMUS
Die Autorität des Kunstwerks und die Motive zu seiner Zerstörung
Musik als Kunst der Innerlichkeit und die neuen Klänge der Gegenwart
O.T., 2015
Photoportfolio
STADTLANDSCHAFTEN
Brasília, Manaus, Recife, São Paulo – ein Außenseiter auf der Pirsch
MISCHE PERIPHERIE
Menschen und Landschaften am Grande Raccordo Anulare
ZWEI POOLS
ES GESCHAH IN PARIS
DIE GEBURT DER BOHEME
Als die Künstler lieber arm im schönen Paris lebten als anderswo reich
Beobachtungen und Erlebnisse eines Radioreporters in der Nachkriegszeit
BRIEFE UND KOMMENTARE
ATHENER CRASHKURS
SPANIENS IRRUNGEN UND WIRRUNGEN
BEDEUTSAMKEITSPRODUKTION
KORRESPONDENZEN
DIE HINDUS UND DAS RINDFLEISCH
DAS PFERD DES TSCHEKISTEN
ROM, LASTER UND SCHÖNHEIT
PHOTOGRAPHIE
Renè Burri, Elliott Erwitt, Ebenzer Johnson, Alex Majoli, Simon Mooney
KUNST
STILL



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